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Bergaer Alpinist Uwe Lange Bergaer Alpinist Uwe Lange: Auf Ski durch Grönland

Von Frank Schedwill 29.04.2016, 11:34
Ein Foto vom Training der Alpinisten im Januar in Norwegen.
Ein Foto vom Training der Alpinisten im Januar in Norwegen. Hendrik Thielemann

Sangerhausen/Berga - Diesmal soll es klappen: Uwe Lange (54), der Chef des Sangerhäuser Alpenvereins, bricht Ende dieser Woche zu einer Mammut-Tour in Eis und Schnee auf. Mit zwei befreundeten Alpinisten aus Hamburg und Winsen/Aller (Niedersachsen) will der Bergaer Grönland durchqueren.

Fritjof Nansen (1861-1930, Foto) war ein berühmter Abenteurer, Polarforscher und Wissenschaftler. Weniger bekannt ist seine Arbeit als Diplomat und Staatsmann, der sich besonders um das Wohl der Flüchtlinge kümmerte. Der Norweger war der erste Hochkommissar des Völkerbundes für Flüchtlinge. Er erhielt für diese Arbeit 1922 den Friedensnobelpreis. Direkt nach seinem Tod im Jahr 1930 wurde das „Internationale Nansenamt für Flüchtlinge“ gegründet, die Vorgängerorganisation des heutigen UNHCR, der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen. (fs)

Vorbild für die etwa 550 Kilometer lange Tour ist der norwegische Polarforscher Fritjof Nansen, der 1888 mit seiner Mannschaft als erster das Grönlandeis komplett überquert hatte. „Wer Nansens Berichte liest, ist fasziniert. Die Teilnehmer hatten damals weder die Ausrüstung noch die Informationen, die heute allgemein zugänglich sind“, sagt Lange.

Segel sollen Strapazen erleichtern

Und wie ihr Vorbild sind die Alpinisten auf Skiern unterwegs. Sie haben anders als Nansen aber auch Kite-Segel dabei. Die neuen, zwischen sechs und 14 Quadratmeter großen, einstellbaren Kites sollen die Abenteurer ziehen und ihnen das Fortkommen insbesondere an der Ostseite der Insel erleichtern. Immerhin hat jeder etwa 85 Kilogramm Ausrüstung auf einer Pulka, einem Plastik-Schlitten, zu ziehen. „Wir hoffen, ein bis zwei gute Tage mit gutem Wind zu haben, an denen wir mit Ski und Segeln bis zu 80 Kilometer zurücklegen können“, sagt Lange. Generell werden die drei Abenteurer bis zu fünf Wochen unterwegs sein. Der Rückflug ist am 5. Juni gebucht.

Die geplante Route verläuft quer über die Insel auf dem Inlandeis von Kangerlussuaq in Westgrönland bis nach Isortoq an Grönlands Ostküste. Sie kreuzt den Polarkreis und liegt etwas nördlicher als die Route von Nansen.

Erster Versuch scheiterte

Ein erster Versuch Langes, Grönland zu durchqueren war vor fünf Jahren am schlechten Wetter gescheitert: Schon beim Anflug auf die Insel saßen die Abenteurer aufgrund von Stürmen und starken Schneefällen zwei Tage auf Island fest. In Grönland konnten sie dann wegen des schlechten Wetters nicht zum geplanten Startpunkt der Tour fliegen. Anderen Expeditionsteams sei es damals ähnlich ergangen. „Es hat innerhalb von drei Tagen eineinhalb Meter Schnee gegeben. Eine solche Schlechtwetterperiode hatten selbst Einheimische noch nicht erlebt“, sagt der Bergaer.

Um dem Wetter diesmal ein Schnippchen zu schlagen, starten die Alpinisten an der Westküste der Insel. Von Kangerlussuaq aus ist das Inlandeis gut mit dem Auto zu erreichen. Isortoq nur aus der Luft.

Allerdings müssen sich die Alpinisten nun verstärkt auf Gegenwind gefasst machen. „Ich rechne damit, dass wir auf zwei Dritteln der Strecke den Wind gegen uns haben werden“, sagt Lange.

Minus 30 Grad beim Training

Wie sich das Wetter in Grönland im Extremfall anfühlen kann, haben die Alpinisten Ende Januar beim Abschlusstraining erfahren. Sie waren damals auf der Hardangervidda in Norwegen, der größten Hochebene Europas, unterwegs.

„Dort hatten wir recht raue Verhältnisse, minus zehn Grad Celsius. Der Wind blies mit 50 Kilometern pro Stunde von vorn. Die gefühlte Temperatur betrug minus 30 Grad.“ So schlimm werde es in Grönland wahrscheinlich nicht, hofft Lange. Es sei aber besser, wenn die Verhältnisse beim Training härter sind als später auf der Tour, sagt der erfahrene Alpinist.

Er hat in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe Expeditionen unternommen, betreibt das Klettern seit seiner Jugend, ist seit 32 Jahren Ausbilder beim Deutschen Alpenverein. In den vergangenen Jahren hat der drahtige Mann Gipfel in Europa, Amerika und Afrika bestiegen, darunter den 5 895 Meter hohen Kilimandscharo auf der anspruchsvollen Heimgletscher-Route in der Südwand. Eine der größeren Touren führte ihn zum Aconcagua, dem mit 6 961 Metern höchsten Gipfel Amerikas in den argentinischen Anden.

Seine neue Seilschaft Michael Bögle und Hendrik Thielemann hat Lange vor fünf Jahren auf Grönland kennengelernt. Seither haben die drei gemeinsam insgesamt drei Wintertouren auf der Hardangervidda unternommen.

Expedition zeitlich begrenzt

Das Team fliegt am 29. April in Hamburg ab. Von dort geht es über Kopenhagen nach Kangerlussuaq. Nach der Registrierung der Expedition bei der dortigen Polizei wollen die drei am Sonntag zum Eis fahren und die Durchquerung beginnen.

Generell sind derartige Expedition nur während einiger Wochen im Frühjahr möglich. Aufgrund des Wetters müssen die Teilnehmer spätestens Ende Mai die Eiskappe wieder verlassen haben. Sonst sei mit großen Seen und Bächen aus Schmelzwasser zu rechnen - was nicht ungefährlich ist.

Anders als bei früheren Expeditionen führt das Team aus Sicherheitsgründen auch ein Satellitentelefon, ein Ortungs- und ein Funkgerät mit. Die Tourteilnehmer können so im Notfall Hilfe holen und dann relativ schnell gefunden werden.

Gewehr zum Schutz vor Eisbären

Außerdem haben sie zum Schutz vor Eisbären ein Gewehr dabei. „Das Eisbärengebiet liegt zwar eigentlich woanders. Es kommt aber immer mal vor, dass Eisbären auf Eisschollen wegtreiben und die sind dann richtig hungrig.“ Er hoffe aber nicht, dass es zu einer unerfreulichen Begegnung mit den Tieren kommt, sagt der Alpinist. Ansonsten müsse er auf die Erfahrung seiner beiden Mitstreiter vertrauen: Sie verfügen beide über eine Schießausbildung.

Der Sangerhäuser Alpenverein im Internet: www.dav-suedharz.de

Die Teilnehmer der Grönlandexpedition Michael Bögle, Uwe Lange und Hendrik Thielemann (von links).
Die Teilnehmer der Grönlandexpedition Michael Bögle, Uwe Lange und Hendrik Thielemann (von links).
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