Ausgefallene Verkehrsschilder im Südharz Ausgefallene Verkehrsschilder im Südharz: Warnung vor Schwänen und Kutschen

Südharz - Sie sind nicht in der Straßenverkehrsordnung zu finden: In den Südharzer Ortsteilen Stolberg und Rottleberode sorgen mehrere besondere Schilder für erstaunte Blicke unter Autofahrern. So heißt es am Rottleberöder Schlossteich „Achtung Schwäne“. Wenige Kilometer weiter an der Straße zwischen Rottleberode und Stolberg wird im Sommerhalbjahr vor Postkutschen gewarnt, die auf der viel befahrenen Straße unterwegs sind. Und auch wenn die Schilder lustig aussehen, haben sie einen ernsten Hintergrund: Sie sollen für mehr Aufmerksamkeit unter Autofahrern sorgen.
Sorge um die Schwäne
160 Euro hat sich zum Beispiel der Rottleberöder Geschichtsverein die Anfertigung der beiden blauen Schilder mit der weißen Schwanenfamilie an der Ortsdurchgangsstraße kosten lassen. Nahe des Schlossteiches warnen diese schon seit einiger Zeit die Autofahrer vor dem einzigen Schwanenpärchen des Ortes, das dort zum Teil mehrfach täglich die Fahrbahn quert. Die Tiere wollen zum Quelltopf, einem Weiher, auf der anderen Seite der Straße. „Da der Quelltopf mit wärmeren Grundwasser gespeist wird, baden die Schwäne gern dort“, sagt Tobias Zimara vom Geschichtsverein.
Zuvor war ein junger Schwan beim Überqueren der Straße ums Leben gekommen. Ein Autofahrer hatte dem Tier nicht mehr rechtzeitig ausweichen können. Die Kurve, in der die Tiere unterwegs sind, ist nur schlecht für Autofahrer einsehbar. Deshalb lebten viele Einwohner des Ortes in ständiger Sorge um die Schwäne. Bis der Geschichtsverein zur Selbsthilfe griff, die Schilder anfertigen ließ und montierte - an Privatgrundstücken.
Kein Anbringen im öffentlichen Verkehrsraum
„Die Bedingung der Behörden war, wir durften die Schilder nicht im öffentlichen Verkehrsraum anbringen“, sagt Zimara. So sieht das auch die Kreisverwaltung, deren Straßenverkehrsamt zum Beispiel für die Beschilderung der Kreisstraßen zuständig ist. Der öffentliche Verkehrsraum dürfe durch so etwas keinesfalls beeinträchtigt werden“, betont Kreissprecherin Michaela Heilek.
Auch die Alte Posthalterei in Stolberg hat ihre Schilder mit der Aufschrift „Achtung Postkutschfahrten“ extra von der Südharzer Gemeindeverwaltung in Roßla genehmigen lassen. „Ohne eine Erlaubnis funktioniert so etwas nicht“, sagt Holger Mannheim, Geschäftsführer der Alten Posthalterei in Stolberg, die regelmäßig Fahrten mit der Postkutsche anbietet. Die Kutscher fühlten sich auf der kurvigen Straße zwischen beiden Orten sicherer, wenn Auto- und vor allem Motorradfahrer gewarnt sind, dass sie unterwegs auf die langsam fahrende Postkutsche treffen können. Immerhin sei auf der Strecke Tempo 100 erlaubt. Mannheim: „Da ist es früher öfter zu brenzligen Situationen gekommen.“
Schwäne sind sicher
Und auch am Rottleberöder Schlossteich bringen die Warnungen etwas. „Seitdem unsere Schilder hängen, gab es dort keine Unfälle mehr. Weder mit Schwänen noch Auffahrunfälle von Autos untereinander“, sagt Zimara.
Wie Mitglieder des Geschichtsvereins beobachtet haben, brütet das Schwanenweibchen derzeit wieder im Schilf. Da dauert es vermutlich nicht mehr lange, bis wieder eine ganze Schwanenfamilie über die Straße watschelt. (mz)
