Aus dem Nest gefallen Aus dem Nest gefallen: Warum dieser 4-Jährige zwei Schwalbenküken pflegt

Rotha - Das Federkleid ist noch nicht ganz komplett, die Körperformen bei weitem noch nicht so elegant wie bei den erwachsenen Artgenossen.
Doch die beiden Schwälbchen blicken schon aus munteren Knopfaugen auf jeden Besucher, der in ihr Aushilfs-Zuhause schaut.
Behelfsmäßiges Ersatznest
Momentan wohnen sie in einer runden Margarine-Schachtel, die mit Küchenpapier ausgelegt ist. Und dass sie überhaupt noch leben, haben sie Fabien zu verdanken.
Der Vierjährige ist oft mit seiner Oma Sigrun Siebert und seinem Papa Norman auf dem Biolandhof in Rotha, wo beide arbeiten. Und dort ist er am 8. Juli zum Retter für die Schwalbenkinder geworden, die in einem der Ställe aus dem Nest gefallen waren.
„Die beiden lagen auf dem Mist und hatten noch gar keine richtigen Federn“, erzählt Sigrun Siebert. Ihre erste Vermutung: Die sind bestimmt tot. Aber Fabien erkannte schnell: „Nein Oma, die leben noch!“
Sein Papa war skeptisch und vermutete, dass man so kleine Küken bestimmt nicht durchbringen werde. Fabien und seine Oma versuchten es trotzdem. Die beiden Schwälbchen wurden in die leere Margarineschachtel einquartiert und bekamen fortan von den Menschen Futter.
Tierfutter zur Hand
Das hatte Sigrun Siebert gleich parat. „Wir haben ja hier auf dem Hof viele Tiere und ich ziehe kleine Enten“, erzählt sie. Dafür lagen Mehlwürmer und Mückenlarven bereit, die auch von den kleinen Schwalben gern genommen wurden.
Auch die eine oder andere Fliege bekamen sie serviert - wenn Fabien eine erwischte. Der Vierjährige füttert die Schwälbchen oft selbst. Vorsichtig nimmt er dann mit einer Pinzette einen Wurm nach dem anderen aus der kleinen roten Schachtel, in der sie mit Wasser angemischt sind, und steckt sie den Vogelkindern in den weit aufgerissenen Schlund.
Schwalben erfordern viel Aufmerksamkeit
Hunger haben sie eigentlich fast immer, erzählt Sigrun Siebert. Mindestens jede halbe Stunde machen sie mit fiepsenden Lauten auf sich aufmerksam und verlangen nach Futter.
„Ich habe sie mit auf der Arbeit und danach nehme ich sie mit nach Hause“, erzählt Siebert. So lange sie abends fernsieht, steht die Schachtel auf dem Tisch und die Kleinen bekommen bei Bedarf Nachschub. Gegen elf Uhr abends ist dann Nachtruhe - sie werden sicher auf dem Sofa verstaut, bis es am Morgen weitergeht.
„Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis sie flügge werden“, meint die Rothaerin. Inzwischen flattern die Schwälbchen schon emsig mit den Flügeln, wenn es ans Füttern geht. Wird Fabien traurig sein, wenn sie eines Tages auf und davon fliegen? Nein, meint er. Sie fliegen ja mit ihren Familien in den Süden.
„In den Ställen hier gibt es sehr viele Schwalbennester“, erzählt Sigrun Siebert. „Ich sage immer: Das sind unsere Glücksbringer.“ Jetzt wurden aber sie und ihr Enkel zum Glücksfall für die beiden abgestürzten Küken. Denn ohne menschliche Hilfe wären sie ganz schnell zur Katzenmahlzeit geworden. (mz)