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Asylunterkunft in Sangerhausen Asylunterkunft in Sangerhausen: 13-Jähriger wirft Steine als Mutprobe

Von FraNk Schedwill 04.09.2014, 11:51
Der Eingang zur Asyl-Unterkunft in der Westsiedlung.
Der Eingang zur Asyl-Unterkunft in der Westsiedlung. MAIK SCHUMANN Lizenz

SANGERHAUSEN/MZ - Die neuerliche Attacke mit Kieselsteinen und einem rohen Ei auf eine Asylbewerberunterkunft in Sangerhausen ist geklärt. Laut Polizeiangaben hat einer der drei am Dienstagnachmittag ermittelten Jugendlichen die Gegenstände durch das offene Fenster in der ersten Etage des Mehrfamilienhauses geworfen. Die Tat sei als eine Art Mutprobe gedacht gewesen. Nach MZ-Informationen handelt es sich bei dem Werfer um einen 13-Jährigen.

Junge noch nicht strafmündig

Da der Junge noch nicht strafmündig ist, hat er nach Angaben der halleschen Staatsanwaltschaft nichts weiter zu befürchten. Zu der Zeit des Vorfalls befand sich ein 29-jähriger Albaner in dem Zimmer. Er wurde nicht getroffen. Stück Stoff angezündet Unterdessen bemüht sich der polizeiliche Staatsschutz weiter, den Anschlag in der Nacht zu Dienstag aufzuklären. Ermittelt wird wegen Sachbeschädigung durch Brand und Verwendung von Kennzeichen en verfassungswidriger Organisationen. Unbekannte hatten versucht, einen hölzernen Tresen im Eingang des Gebäudes anzuzünden und an den Wänden fremdenfeindliche Parolen sowie Nazisymbole hinterlassen.

Nach Angaben von Klaus Wiechmann, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft, war das Feuer auf dem Tresen nach den bisherigen Erkenntnissen der Kripo aber nicht geeignet, das Gebäude in Brand zu setzen. Die Unbekannten hätten ein Stück Stoff angezündet und auf das Möbelstück gelegt. Deshalb werde auch nicht wegen Brandstiftung, sondern nur wegen Sachbeschädigung ermittelt. „Wir wollen hier nichts verniedlichen, müssen uns aber an die objektiven Tatsachen halten“, sagte Wiechmann. Die Linkspartei wies am Donnerstag daraufhin, dass der Anschlag nicht ohne Vorwarnung gekommen sei. „In der rechten Szene wurde zu Beginn des Jahres eine Aktion ,schwarze Kreuze´ gestartet, die die Geschichte verfälschen soll“, sagte André Röthel, Mitglied des Landesvorstandes der Linken.

Ausreichende Polizeipräsenz gefordert

Bilder hierzu seien zu Massen in Facebook zu finden, wobei eines auch die betroffene Unterbringung der Asylsuchenden zeige. Röthel forderte zum Schutz der Heime eine ausreichende Polizeipräsenz, was aber „mit der schlecht gestrickten Polizeireform des Landes nur schwer zu machen“ sei. Die zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung oder von beauftragten Vereinen könnten diese Aufgabe nicht leisten. Darüber hinaus sei der Verein Pegasus bereits jetzt mit der Betreuung der Asylbewerber überfordert. Lediglich drei Mitarbeiter würden im gesamten Kreis hierfür eingesetzt. Die Polizei hatte nach den Vorfällen angekündigt, das Gebäude im Rahmen von Streifen stärker überwachen zu wollen.

Außerdem soll es weitere Sicherheitsvorkehrungen geben. Dem Kreisvorstand der Linkspartei reicht dies nicht. Er forderte auch eine dezentrale Unterbringung der Asylbewerber und eine bedarfsgerechte finanzielle Ausstattung der Kommunen. Neues Unterbringungskonzept Nach Angaben des Landkreises sind die Asylsuchenden gegenwärtig bereits dezentral untergebracht. „Wir sind aber dabei, das Konzept der Unterbringung der Asylbewerber zu überarbeiten“, sagte Kreissprecherin Michaela Heilek auf Anfrage. Hintergrund seien die seit Jahresbeginn stetig steigenden Zahlen von Asylsuchenden. Laut Kreis gibt es in Mansfeld-Südharz gegenwärtig rund 600 Asylbewerber. Sie leben in 135 Wohnungen und sogenannten Übergangsunterkünften.