Aschermittwoch Aschermittwoch: Tradition mit Ausdauer
Uftrungen/MZ. - Halb zwölf trafen sich die Sänger in ihrem Übungsraum am Uftrunger Heerstall für die Vorbereitungen. In diesem Jahr hatten sechs der 18 Mitglieder die Zeit gefunden, um den alten Brauch aufrecht zu erhalten. Wie alt genau diese traditionelle Wanderung sei, das könne allerdings niemand sagen, erklärte Rüdiger Schüppel.
Bevor es pünktlich losgehen konnte, schlüpften die Sangesbrüder in ihre Verkleidungen. "Wir wählen jedes Jahr ein neues Kostüm", erklärte Christian Herrmann. Auch Klaus Goldschmidt war mit dabei. Der Schriftführer des Gesangsvereins kann nicht nur geschickt mit dem Schreibwerkzeug umgehen, auch den Umgang mit Schwämmchen und Pinsel beherrscht er sehr gut. Der Uftrunger war wie immer für die Gesichtsbemalung der Traditionshüter zuständig.
Auch Instrumente durften für den musikalischen Umzug nicht fehlen. Zwei Schifferklaviere, ein Becken und sogar eine uralte Teufelsgeige machten sich mit auf den Weg durch den Südharzer Ortsteil.
Obwohl Uftrungen gewiss kein großer Ort ist, hatten die Männer ein straffes Programm vor sich. Zum einen sollten die Häuser aller Chormitglieder Ziel werden. Nur die Sänger, die in den Nachbarorten Roßla und Rosperwenda wohnen, brauchten nicht auf ein Ständchen hoffen. "Das würde unseren zeitlichen Rahmen sprengen", scherzte Rüdiger Schüppel. Außerdem wurden die Sponsoren des Männerchors in die Streckenplanung mit aufgenommen. So kommt es vor, dass die Sänger bis zum Abend unterwegs sind. Nur gut, dass an vielen Stellen Wegproviant bereitgestellt wird.
Der erste Halt war in der Zahnarztpraxis angesagt. Andrea Birkefeld und ihr Team erwarteten die Männer und das mitgebrachte Lied bereits. "Zum Glück sind wir mit unseren Patienten schon fertig", berichtete die Zahnärztin. Manches Mal sei der Umzug schon in der Praxis gewesen, wenn noch Patienten auf den Behandlungsstühlen zitterten. Anstelle des durchdringenden Bohrergeräusches waren dann die geübten Männerstimmen zu hören, das kam für die meisten Patienten überraschend.
Als nächstes wurde beim Vorsitzenden des Schützenvereins angehalten, um die Faschingszeit zu verabschieden. Das sei nämlich die eigentliche Funktion des uralten Brauchtums, glaubt Schüppel. Die Chorsänger hoffen, dass auch die nächste Generation über genug Ausdauer und Durchhaltevermögen verfügt, so dass die beiden Rituale rund um die Narrenzeit aufrecht erhalten bleiben.