1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Allstedter holt mit Laptop exotische Fische ins Land

Allstedter holt mit Laptop exotische Fische ins Land

Von Peter Lindner 30.06.2006, 16:06

Allstedt/MZ. - Bollmann, ein junger Mann im Alter von 24 Jahren, ist Jungunternehmer. Seit fast einem Jahr importiert, handelt und vermehrt der diplomierte Elektroingenieur marine Lebewesen. So steht es auf seiner Visitenkarte. Und es bedarf der näheren Erläuterung. Mit nicht einmal 23 Jahren hatte der gebürtige Allstedter Sebastian Bollmann schon sein Diplom in der Tasche. Da fangen andere erst einmal an, zu studieren.

Möglich machte dies ein so genanntes Berufsakademie-Studium bei Rafesa. Die Aquaristik, wie man landläufig sagt, hatte Bollmann "seit ich denken kann" in den Bann gezogen. Und wie jeder andere Junge auch waren es am Anfang die robusten Guppys, die das Herz höher schlagen ließen.

Bollmann wuchs sozusagen wie andere Jungen mit der Eisenbahn mit Fischen auf. Irgendwann sagte er den Süßwasserfischen ade und begann sich der komplizierteren Meerwasser-Aquaristik zu verschreiben. Der Jubel nach der ersten erfolgreichen eigenen Nachzucht war groß. Es handelte sich dabei um eine Barschart. "Die Kauderni sind Maulbrüter, da ist es mit dem Füttern nicht ganz so kompliziert", sagt Bollmann, der Meerwasserexperte.

Seit fast einem Jahr hat Sebastian Bollmann sein Hobby zum Beruf gemacht. "Ein Schritt, den ich nicht bereue." Auch wenn es an manchen Tagen an die 20 Stunden werden, die der junge Mann auf den Beinen ist. Auf einer Wandkarte hat Bollmann kleine Punkte eingezeichnet, das sind seine Fachhändler, die er bundesweit beliefert. Erst kürzlich hat der Leipziger Zoo Bollmanns Dienste in Anspruch genommen und einen seltenen Blaupunktrochen bestellt. Bollmann hat geliefert. Schnell und zuverlässig. Und so bewundern die Zoobesucher den exotischen Fisch mit Namen "Pünktchen", der in der Natur über zwei Meter groß wird, in einem sächsischen Becken.

Sebastian Bollmann muss seinen Tag genau einteilen. Da sind die Bestellungen an die Taucherteams in Indonesien, Sri Lanka, Hawaii oder der Karibik zu übermitteln, einen Packen Papiere für Zoll und andere Behörden zu bearbeiten und Flüge zu routen. 40 Stunden später sind die Exoten, die per Laptop geordert wurden, im Land. Meist per Luftfracht via Frankfurt / Main.

Es sind nicht nur bunt schillernde Riff-Fische, die Liebhaber aus Deutschland bestellen. Zu einem richtigen Meerwasseraquarium gehören auch lebende Korallen. Gerade erst sind 400 Kilogramm an gekommen. "Für die Kosten der Luftfracht könnte eine vierköpfige Familie glatt in der Urlaub fahren", rechnet Bollmann vor. Am Ende rechnet es sich. Die Exoten sind nicht billig. So zwischen 10 und 200 Euro lassen die Liebhaber der "Meerwasserfischerei" sich einen Fisch kosten. Und die Einrichtung eines 300-Liter-Aquariums kostet so um die 600 bis 700 Euro. Kein billiges, aber umso schöneres Hobby. In seiner Allstedter Zentrale im Fleckerweg hat Sebastian Bollmann Becken stehen. Wenn alles fertig ist, tummeln sich die prächtig anzuschauenden Fischlein in rund 30 000 Liter Wasser.

Zwischen 300 und 400 Exoten gehen jede Woche über Bollmanns "Ladentisch" und erfreuen wenig später seine Kunden. Ein Arbeitstag von 4 bis 22 Uhr ist nicht selten, "das ist manchmal anstrengend, macht aber umso mehr Spaß", sagt Sebastian Bollmann.