Agrargenossenschaft in Riethnordhausen Agrargenossenschaft Am Kyffhäuser in Riethnordhausen: Feier zum 25-jährigen Bestehen

Riethnordhausen - „Den größten Schritt hat die Technik gemacht“, sagt Marcel Franke. Er arbeitet seit 1997 bei der Agrargenossenschaft „Am Kyffhäuser“, die ihren Hauptsitz in Riethnordhausen hat. An diesem Sonnabend hat das Unternehmen sein 25-jähriges Bestehen gefeiert: mit einer großen Technikschau, Fahrten in die Flur und zur Milchviehanlage in Einzingen, Musik - und vielen Gästen.
Zahlen sprechen für sich
An der Spitze des Betriebes stehen Anette Stelter und Gerhard Maul. Beide haben in den 70er Jahren ihre Lehre im Vorgängerbetrieb, der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, absolviert. Stelter als Wirtschaftskaufmann für Landwirtschaft, Maul als Agrotechniker. Später haben sie studiert, mit Dieter Pallmann und Gerdi Focke das Unternehmen nach 1989 als moderne Genossenschaft etabliert. Die Zahlen sprechen für sich: Der Jahresumsatz liegt bei 6,5 bis sieben Millionen Euro, jährlich werden 700 000 Euro investiert. 53 Frauen und Männer arbeiten im Betrieb.
Kartoffeltag im Herbst
Wir bewirtschaften 3 000 Hektar Land in der Region zwischen Tilleda und Nienstedt“, erzählt Maul. Auf mehr als einem Drittel der Fläche wächst Weizen, hinzu kommen Raps, Sommer- und Wintergerste, Silomais für die Kühe. Die Genossenschaft ist zu 50 Prozent an der Kelbraer Biogasanlage beteiligt. Auch Kartoffeln werden weiter angebaut, aber nur acht bis zehn Hektar. „Die verkaufen wir hier selbst“, sagt Stelter, „jeden Herbst gibt’s einen Kartoffeltag.“ Und sie werden für die rund 700 Essensportionen verbraucht, die die eigene Küche täglich zubereitet, vor allem für Kindertagesstätten, Schulspeisung und Rentner.
Täglich etwa 15 000 Liter Milch
Das zweite wichtige Standbein des Unternehmens ist die Milchviehhaltung, sagt Maul. 620 Kühe stehen im neuen Einzinger Stall, der wurde 2013/14 gebaut. 540 Kühe sind zu melken, das bedeutet täglich etwa 15 000 Liter. Die weiblichen Kälber kommen im Alter von fünf Monaten in Aufzuchtbetriebe im Harz, die männlichen nach zwei Wochen in Mastbetriebe.
Wie in der gesamten Branche treibt der aktuelle Milchpreis den beiden Vorstandsmitgliedern die Sorgenfalten auf die Stirn. „Wir bekommen jetzt 20 Cent je Liter. Damit wir keinen Verlust machen, müssten es 33 Cent pro Liter sein“, rechnet Maul vor. Und bei 40 Cent je Liter würden sie dran verdienen.
Verlust durch niedrige Milchpreise
Die Investition in den neuen Einzinger Stall haben die Riethnordhäuser mit Eigenmitteln und einem Kredit finanziert. „Deshalb sind wir gezwungen durchzuhalten“, sagt Stelter. Die niedrigen Milchpreise bedeuten täglich einen Verlust von 1 900 bis 2 000 Euro. Und die 100 Millionen Euro, die Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) als Soforthilfe für Milchbauern angekündigt hat? Maul winkt ab: „Die bekommt doch nur, wer Gewinne macht. Die Politik müsste andere Signale senden.“ Milch dürfte nicht mehr unter einem Mindestpreis verkauft werden. „Landwirtschaftliche Produkte müssen wieder an Wert gewinnen“, so Stelter, und das wohl vor allem auch in den Augen der Verbraucher. Aber da sind die Riethnordhäuser auf einem denkbar guten Weg. Hunderte Gäste haben mit ihnen das 25-Jährige gefeiert. (mz)
