Abschied Abschied: Inge Kötz reißt eine Markt-Lücke
Berga/Sangerhausen/MZ/sro. - 46 Arbeitsjahre haben bei Inge Kötz gesundheitliche Spuren hinterlassen. Zehn Jahre fuhr die gelernte Geflügelzüchterin mit Meisterbrief für die Agrar-GmbH Kelbra auf die Märkte. Am Freitag wird sie erstmals nicht mehr im Verkaufswagen stehen. Bereits vergangene Woche hat sich ihre treue Sangerhäuser Kundschaft verabschiedet: mit Blumen, kleinen Geschenken und vielen guten Wünschen. So bedankte sich die Sangerhäuserin Helga Ottilie: "Inge Kötz war immer zuvorkommmend und freundlich. Sie hat den Kunden, wenn es möglich war, jeden Wunsch erfüllt."
Darüber ist die sonst so hart zupackende Inge Kötz doch gerührt. Wenn man ihr lauscht, merkt man, dass die Kundschaft nur das empfand, was sie durch Zuverlässigkeit und Freundlichkeit erreichen wollte: "Natürlich ist es ein hartes Brot, bei Wind und Wetter im Verkaufswagen zu stehen. Aber es war auch meine schönste Zeit.
Früh um fünf ging ich aus dem Haus. Um sechs stand ich auf dem Markt. Dann war der Wagen mit frischer Ware bestückt. Die umfangreiche Palette hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Anfangs wurden nur Eier verkauft, dann kamen andere Ostprodukte dazu. Meine Verkaufspalette umfasste am Ende unter anderem 60 Sorten Käse, Butter, Milch, Frischei-Nudeln, Joghurt und Friwi-Kekse", sagt die Marktfrau.
Durch sie wurde in Sangerhausen und Umgebung der Schmelzkäse mit Fischgeschmack begehrt: Eingeführt hat sie dieses außergewöhnliche Produkte der Sangerhäuser Käserei auf dem "Wühltisch". "Die Leute sollten neugierig werden", sagt die Angestellte der Agrar-Verwaltungs-GmbH Kelbra, die allerdings ihre Arbeit immer so machte, "als wäre ich privat". Bei der Bedienung der Kunden kamen auch die persönlichen Worte und so mancher Scherz nicht zu kurz.
Denn, wie sie sagt: "Der Sangerhäuser Markt ist etwas ganz Besonderes: Hier treffen sich die Leute noch, um miteinander zu erzählen." Langeweile wird Inge Kötz auch in Zukunft nicht haben. Neben ihrer 98-jährigen Mutter kann sie sich nun auch mehr um ihren Mann Otto Kötz und Enkel Martin kümmern. "Außerdem hat mir eine Kundin zum Abschied einen Antrag für den Rosenverein geschenkt", sagt Inge Kötz begeistert. Dafür will sie sich zukünftig ebenso engagieren wie für den Heimatort Berga.