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Abrechnungsbetrug Abrechnungsbetrug: Staatsanwalt ermittelt gegen Praxen in Sangerhausen und Eisleben

Von Frank Schedwill 19.10.2017, 10:58
Ein Strafgesetzbuch liegt im Gerichtssaal.
Ein Strafgesetzbuch liegt im Gerichtssaal. dpa

Sangerhausen/Eisleben - Die hallesche Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Physiotherapieeinrichtungen, die in Sangerhausen und Eisleben ansässig sind. Ihre Inhaber beziehungsweise frühere Inhaber werden des Abrechnungsbetrugs verdächtigt.

Sie sollen sogenannte manualtherapeutische Leistungen bei den Krankenkassen abgerechnet haben, obwohl das Personal dafür nicht beziehungsweise nicht ausreichend qualifiziert war. Entsprechende Informationen der MZ bestätigte Dennis Cernota, der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Staatsanwaltschaft Halle spricht von einem Anfangsverdacht - Höhe des Schadens ist noch unklar

Cernota spricht von einem Anfangsverdacht. Hintergrund sei eine Anzeige einer Krankenkasse, die bereits vom Mai 2015 stammt. Im April dieses Jahres seien die Praxisräume von der Polizei durchsucht worden. Die Ermittler stellten Patientenakten und Qualifikationsnachweise der Beschäftigten sicher.

Danach sind insgesamt 150 Patienten angeschrieben und um Mithilfe gebeten worden. Wie hoch der Schaden durch den vermuteten Betrug ist, dazu wollte Cernota noch nichts sagen. Man habe noch nicht einmal eine ungefähre Vorstellung darüber, um welche Summe es sich handeln könnte, betonte er. „Genauere Angaben sind erst möglich, wenn die Patientenbefragung ausgewertet ist.“ Dies sei voraussichtlich in einem Vierteljahr der Fall.

Warum es zwischen der Anzeige und der Durchsuchung der Praxen fast zwei Jahre gedauert hat, begründet der Sprecher mit dem umfangreichen Schriftverkehr mit den Krankenkassen im Vorfeld. Die Staatsanwaltschaft habe prüfen müssen, wie stichhaltig die Vorwürfe überhaupt seien.

Ähnlicher Fall in Sangerhausen sorgte vor drei Jahren für Schlagzeilen

Vor Jahren hatte in der Region in ähnlicher Fall für Schlagzeilen gesorgt. Das Landgericht Halle verurteilte im November 2014 ein Physiotherapeuten-Ehepaar wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 255 Fällen zu Freiheitsstrafen auf Bewährung.

Das Paar hatte seit 1997 zunächst in Sangerhausen und später auch in Eisleben und Querfurt Gesundheitszentren betrieben. Von 2005 bis 2009 hatten sie physiotherapeutische Leistungen abgerechnet, die sie nicht erbracht hatten. Den Krankenkassen entstand dabei ein Schaden von rund 61.000 Euro. Die Betrugstaten hatten die Angeklagten mittels der Krankenkassen-Karten ihrer Angestellten beziehungsweise von Mitgliedern dreier Sportvereine begangen.

Auch niedergelassene Ärzte waren daran beteiligt. Sie stellten „Luftrezepte“ aus, die von den Mitarbeitern beziehungsweise den Sportlern unterschrieben und dann von den Angeklagten bei den Krankenkassen abgerechnet wurden. Die Eheleute hatten später Insolvenz angemeldet und ihre Gesundheitszentren verkauft. (mz)