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Statistik Statistik: Einwohnerzahl sinkt, Querfurter werden älter - und nun?

Von Katrin Löwe 21.05.2017, 14:00
Blick von der Burg auf die Stadt Querfurt.
Blick von der Burg auf die Stadt Querfurt. Peter Wölk

Querfurt - Der durchschnittliche Querfurter war 2015 genau 48,4 Jahre alt. Damit liegt er über dem Wert des Saalekreises (47,38) und Sachsen-Anhalts (47,42). Und: In einzelnen Ortsteilen liegt der Altersschnitt sogar noch deutlich darüber, sagt Andreas Siegert. In Grockstädt sind es demnach 52 Jahre, in Ziegelroda oder Landgrafroda 50 (Werte von 2013). „Wir haben das Problem sterbender Dörfer als virulentes Problem“, so Siegert.

Die Zahlen hat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler bei einer Podiumsdiskussion vorgestellt, die das Bündnis Querfurt für Weltoffenheit mit dem Verein B.A.S.E unter dem Titel „Querfurt im Jahr 2020 - Demografie und Handlungsmöglichkeiten“ durchgeführt hat. In Querfurt sei die Einwohnerzahl von mehr als 15.600 im Jahr 1990 auf knapp 11.000 im Jahr 2015 geschrumpft, bis 2030 sollen es Prognosen zufolge rund 9.700 Einwohner sein. Insbesondere 18- bis 30-Jährige würden zudem abwandern, so der Wissenschaftler, der am Zentrum für Sozialforschung (ZSH) in Halle arbeitet.

In einzelnen Quartieren von Querfurt herrsche trotz Rückbau 23,5 Prozent Leerstand

Was die Entwicklung bedeutet, verdeutlichte Siegert am Beispiel Hettstedt, erhoben im Rahmen eines Projektes des ZSH. Feuerwehren in Ortsteilen, die wochentags am Tage nur zehn Prozent Einsatzbereitschaft haben, nannte er. Oder Trink- und Abwasserpreise, die um fast 100 Prozent in den nächsten zehn Jahren ansteigen, wenn sich die Bevölkerung so weiter entwickelt. In einzelnen Quartieren der Stadt herrsche trotz Rückbau 23,5 Prozent Leerstand. Trotz hoher Arbeitslosigkeit gebe es Mangel an Fachkräften.

Was aber tun? „Heilen kann man das nicht mehr, dazu ist der demografische Wandel zu gravierend. Aber man kann lindern“, so Siegert. Und: „Kurz und mittelfristig greift nur Einwanderung.“ Es helfe, wenn nachhaltige Integrationsstrukturen aufgebaut werden. Hettstedts Bürgermeister Danny Kavalier (CDU) berichtete etwa von einem Laden für arabische Produkte, in dem Hettstedter kaufen, vom Willkommensgrillen zweimal monatlich. Oder vom FC Hettstedt, der nur sechs Spieler im Team hatte, dann Syrer aufnahm.

Wirtschaft in der Pflicht, Jugendliche in der Region zu halten

„Ich kann Sie nur bekräftigen, an solchen Veranstaltungen festzuhalten“, sagte Kavalier den Querfurtern. Er bedaure, dass Wirtschaft und Politik nicht in dem Umfang vertreten seien. Beispiele wie Hettstedt müssten in die Öffentlichkeit, forderte Soziologe Hartmut Griese. Er regte die Wiederbelebung des Runden Tisches mit wichtigen lokalen Vertretern an. Für einen Austausch zwischen regionalen Akteuren, Politik und Wirtschaft sprach sich auch Christina Fischer-Griese vom Bildungsträger Afos aus. Noch laufe viel parallel.

Sara Fuhrmann, Schülersprecherin im Gymnasium, sah auch die Wirtschaft in der Pflicht, wenn es darum geht, Jugendliche in der Region zu halten. Sie müssten verstärkt auf Schulen zugehen, sagte sie. Berufsorientierung dort müsse früher beginnen. (mz)