"Mit dem Rücken zur Wand" "Mit dem Rücken zur Wand": Wie Querfurter Innenstadthändlern helfen will

Querfurt - Als Martina und Steffen Henneberg 1992 ihr gleichnamiges Sporthaus am Lederberg in Querfurt eröffneten, gab es zum Beispiel auch ein Zoofachgeschäft, einen Schuhladen, einen Bäcker und einen Schreibwarenladen in der Straße. Heute gibt es viele dieser Läden hier nicht mehr. Das Sporthaus Henneberg ist einer der wenigen verbliebenen. Wegen des Corona-Lockdowns macht das Familienunternehmen nun seine bislang schwerste Zeit durch.
„Es ist sehr schwierig momentan als kleiner Einzelhändler, auch eine seelische Belastung“, sagt Martina Henneberg. Einen Online-Shop wie große Ketten hat das Geschäft nicht. Die Hennebergs können jetzt nur darauf setzen, dass Kunden bei ihnen telefonisch bestellen und die Ware dann im Geschäft abholen. Und damit möglichst viele davon Gebrauch machen, hat das Familienunternehmen jüngst von Torsten Grothe, in der Stadt besser bekannt als Ronny Hirsch, Unterstützung bekommen.
Ein Mutmacher
Wie schon während des Lockdowns im Frühjahr rührt der gebürtige Berliner, der seit fünf Jahren in Querfurt lebt und in der Kleinstadt seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat, im sozialen Netzwerk Facebook die Werbetrommel für hiesige Unternehmen. In diesen Tagen besonders für die Innenstadthändler. „Es ist wichtig, dass es auch nach Corona die kleinen Unternehmen weiter in der Stadt gibt“, sagt er und fügt an: „Wenn sie alle weg sind, stirbt die Stadt aus.“
Es sei mittlerweile „fünf nach zwölf für die Selbstständigen“, meint Grothe. Es sei wichtig, sie im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu unterstützen - lieber mal lokal einkaufen und nicht im Internet. „Nur gemeinschaftlich schaffen wir es, dass diese Läden auch in dieser Situation frequentiert werden.“ Außerdem seien sie es, „und nicht Amazon und andere große Händler“, die hier vor Ort Gewerbesteuer zahlen.
Sporthaus Henneberg hat seit kurzem eine eigene Facebookseite
Dank des Engagements von Ronny Hirsch hat das Sporthaus Henneberg seit kurzem eine eigene Facebookseite, auf der es mit Bildern des aktuellen Warensortiments wirbt. Ob Bekleidung, Schuhe und Zubehör für Walking oder Wandern, ob Skier, Schlitten oder Po-Rutscher, Angelbedarf oder Darts- und Tischtennisartikel - das Sportfachgeschäft hält eine breite Produktpalette parat.
Täglich von 10 bis 16 Uhr, oder zu einem individuell vereinbarten Termin, nehmen Martina und Steffen Henneberg Kundenwünsche entgegen. „Was unsere Kunden schätzen, ist die persönliche Beratung, das persönliche Gespräch“, sagen sie. Einzelhandel in der Kleinstadt lebe von Kundennähe und auch Vertrauen. Zum Anprobieren von Bekleidung können Kunden auch mal mehrere Artikel mit nach Hause nehmen.
Staatliche Unterstützung kann das Familienunternehmen wohl frühestens Ende Januar beantragen, sagt Martina Henneberg und räumt ein, schon in einem richtigen, emotionalen Tief gewesen zu sein. Engagement und Unterstützung wie von Ronny Hirsch zu erfahren, mache ihr wieder Mut.
„Fast null Einnahmen“
Ähnlich ergeht es Uta Bauerfeld vom „Wäschelädchen“ neben dem Querfurter Rathaus. Es tue gut, dass „Torsten Werbung für uns macht“, erklärt sie. Zusammen mit ihrem Sohn, der in Nürnberg wohnt, mache er im sozialen Netzwerk immer wieder auf das Geschäft aufmerksam. Uta Bauerfeld ist bei ihrem Mann Jens angestellt und mittlerweile in Kurzarbeit. Mit der Corona-bedingten Schließung Mitte Dezember stellte das Geschäft auf telefonische Bestellung um. Das werde verhalten genutzt, konstatiert das Ehepaar.
Zudem kann Jens Bauerfeld, der sonst auf Wochenmärkten in Kleinstädten an der Unstrut die Ware anbietet, dort derzeit auch nicht arbeiten. „Wir haben fast null Einnahmen, aber Kosten“, schildert Uta Bauerfeld die prekäre Situation des Familienunternehmens. Im Februar sei die Umsatzsteuer für das letzte Quartal 2020 fällig, auch Fixkosten seien geblieben. „Aber für Überbrückungshilfe für uns gibt es noch nicht einmal einen Antrag“, ergänzt sie.
Unterstützung für die Innenstadthändler
Jede Unterstützung für die Innenstadthändler, selbst wenn man nur eine Kleinigkeit kaufe, sei jetzt wichtig, sagt Torsten Grothe und verweist auch darauf, dass bei Einzelhändlern der Stadt Jubiläen vor der Tür stehen. So feiere Babette Trienke vom gleichnamigen Schuhhaus, für das er ebenfalls online wirbt, in diesem Jahr 30-Jähriges, Hennebergs dann im nächsten Jahr. „Wir müssen uns für sie stark machen, sie stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand“, meint Grothe.
›› Das Sporthaus Henneberg ist telefonisch unter 0152/34077256 zu erreichen, dass „Wäschelädchen“ am Rathaus unter 0174/7972800. (mz)
