Hopfenbauer aus Querfurt Hopfenbauer aus Querfurt: Ernte für Millionen Liter Bier

Querfurt - Das Wetter meinte es diesmal offensichtlich besser mit den Querfurter Hopfenbauern. Pünktlich zum Internationalen Tag des Bieres, der an diesem Freitag begangen wird, spricht der Chef der Agrargenossenschaft, Jörg Kamprad, deshalb auch von einer „eher freundlichen“ Ernteaussicht: Voraussichtlich werde ein Ergebnis von rund zwei Tonnen trockener Dolden pro Hektar erreicht, sagt er knapp vier Wochen vor Erntebeginn. „Der Blühverlauf war gleichmäßig und wir hatten keine übermäßige Hitze, die der Hopfen nicht mag“, so Kamprad.
In Querfurt wird also aufgeatmet nach der schlechten Ernte des vergangenen Jahres. Da hatte extreme Hitze den hiesigen Hopfenbauern noch einen Spinnmilbenbefall beschert, dem aufgrund strenger Regulierungen in punkto Pflanzenschutzmittel kaum beizukommen war. Bundesweit hatte vor wenigen Tagen auch der Verband Deutscher Hopfenpflanzer für dieses Jahr eine durchschnittliche Ernte prognostiziert, die mit 36.000 Tonnen deutlich über der vom vergangenen Jahr liegt (28.000 Tonnen).
Querfurter Agrargenossenschaft baut sieben Hopfensorten an
Die Querfurter Agrargenossenschaft baut auf 38 Hektar eigener Fläche und 33 Hektar des Nachbarbetriebes insgesamt sieben Hopfensorten an - neben den traditionellen Bittersorten gehören dazu seit drei Jahren auch edle alte Aromasorten wie das ursprünglich aus Tschechien stammende Saazer oder eine Flavoursorte wie Mandarina Bavaria, die dem Bier eine leichte Zitrusnote verleiht. Die Aromasorten sind zwar ertragsschwächer als andere, liegen laut Kamprad aber im Trend, so dass Brauereien dafür auch höhere Preise zahlen.
Start der diesjährigen Ernte ist in Querfurt Ende August, das Ende voraussichtlich Anfang Oktober. „Für uns ist das noch einmal eine extreme Arbeitsspitze“, sagt Kamprad. Im April muss der Hopfen per Hand an den Draht gebracht werden. Weil auch die Ernte demnächst mit viel Handarbeit verbunden ist und Tag und Nacht durchgezogen wird, würden für diese Zeit rund 20 Saisonarbeiter zusätzlich gebraucht. Sie müssen jede Ranke einzeln in die Pflückmaschine hängen. In der Regel seien die Saisonkräfte mangels hiesigen Nachwuchses Helfer aus Rumänien oder Polen, wie der Chef der Agrargenossenschaft sagt. Ganz ohne ist die Hopfenernte im Übrigen nicht. „Manche vertragen den starken aromatischen Duft nicht.“ Bedenken, nicht genügend Saisonkräfte zu finden, hat der Genossenschafts-Chef aber nicht.
Ertrag reicht für 400 bis 450 Millionen Liter Bier
Mit der jährlichen Ernte der Querfurter Genossenschaft können nach Kamprads Angaben insgesamt 400 bis 450 Millionen Liter Bier hergestellt werden. Die getrockneten Dolden werden zur Weiterverarbeitung nach Bayern geliefert - dort werden aus ihnen zum Beispiel Pellets für die Bierproduktion hergestellt. Regionale Brauereien greifen auf den Hopfen aus dem Elbe-Saale-Anbaugebiet, das sich über Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen erstreckt, noch wenig zu, sagt Kamprad. Er zeigt sich aber optimistisch, dass sich das ändern wird. „Die Tendenz geht nach oben. Das Anbaugebiet rückt stärker ins Bewusstsein der Brauer.“ Insgesamt ist es rund 1450 Hektar groß.
Probleme fürchte er aus den USA, so Kamprad. Dort sei die Hopfenanbaufläche innerhalb eines Jahres um 20 Prozent ausgedehnt worden. „Das wird uns ins nächste Chaos stürzen.“ Dabei ist der Anbau auch hierzulande nicht frei von Sorgen. Bei Hopfen gebe es extreme Preisschwankungen - und die Branche habe mit dem Mindestlohn zu kämpfen, so Kamprad.
In Querfurt wird im Übrigen seit den 50er Jahren wieder Hopfen angebaut. (mz)