Holocaust-Verbrechen Holocaust-Verbrechen: Stolpersteine für Rosa und Oskar aus Querfurt

Querfurt - Blumen, flackernde Grabkerzen und zwei blank geputzte Stolpersteine aus Messing erinnern seit dem Holocaust-Gedenktag in Querfurt an zwei jüdische Mitbürger. Es sind die ersten zwei Stolpersteine in der Stadt. Der Holocaust erhalte damit seinen ersten Namen für die Stadt Querfurt und seine Bürger. Der Mann und die Frau fielen dem Terror des Nationalsozialismus zum Opfer. Die Stolpersteine mit ihren Lebensdaten begründen fortan idealerweise eine Erinnerungstradition.
Auf Initiative des Querfurter Bündnisses für Weltoffenheit wurden die Steine für Rosa Vopel und Oskar Golub gesetzt. Eine Sisyphusarbeit, erinnert sich Bündnis-Mitglied Monika Friedrich zurück. Nur durch hartnäckige Recherche – unter anderem mit Unterstützung der Geschichtswerkstatt Merseburg – sei es gelungen, die beiden „aus der Versenkung wieder hochzuholen“.
Deportations- und Todestag fallen auf den 3. Juni 1942
In einer Abzweigung der Merseburger Straße 97 wird an Rosa Vopel, geborene Abolnik, erinnert. Die am 1. August 1895 in Magdeburg geborene Frau war eine jüdische Bürgerin der Stadt. Aus einer Deportiertenliste ist bekannt, dass sie als Haushaltsgehilfin tätig war und in der Göhringstraße 97 (heute Merseburger Straße) wohnte. 1942 wurde sie aus ihrem Haus abgeholt und in das Vernichtungslager Sobibor – im südöstlichen Polen gelegen – gebracht. Deportations- und Todestag fallen auf den 3. Juni 1942. Ermordet in der Gaskammer. Unweit des Standortes des Stolpersteins von Vopel befindet sich heute ein leeres Gartengrundstück. Auf diesem soll ihr Haus gestanden haben, das längst abgerissen wurde, erzählt Friedrich.
Abhol- und Todesdatum stimmen auch bei Oskar Golub überein. Es war ebenfalls jener 3. Juni im Jahre 1942, an dem er sein Leben in demselben NS-Vernichtungslager auf dieselbe Weise verloren hat. 1882 geboren, lebte Golub bis zu seiner Deportation Hinterm Wehr unterhalb des „Dreiecks“. An der Adresse „Hinterm Wehr 12“ wurde der Gedenkstein im Wert von 150 Euro gesetzt. „Es waren die normalsten Menschen der Welt – nur eben Juden.“ Für Monika Friedrich sind die Verbrechen der NS-Zeit immer noch unbegreiflich. Die Barnstädterin hat im Laufe ihres Lebens zahlreiche Konzentrationslager besucht. Schwer sei es, mit der Tatsache zu leben, dass Deutschland im Dritten Reich so etwas gemacht habe, sagt sie.
Recherchen über die beiden Querfurter sollen aber nicht eingestellt werden
Mit dem Setzen der Stolpersteine sollen die Recherchen über die beiden Querfurter aber nicht eingestellt werden. Ekkard Mehlhorn spricht in diesem Zusammenhang eine weitere Gemeinsamkeit von Vopel und Golub an: Beide waren geschieden. Doch warum? Gab es eine Vorgabe, so dass sie sich von ihrem Partner haben scheiden lassen müssen? Haben sie sich gar von ihrem Lebenspartner getrennt, um ihn vor den Nationalsozialisten zu schützen? Fragen, die Mehlhorn zur Suche nach Antworten anregt.
Erinnern, mahnen, handeln: Das Bündnis „Querfurt für Weltoffenheit“ hat mit den zwei Stolpersteinen etwas Nachhaltiges gesetzt, das bei den Bürgern dazu führen könnte und soll, sich den Schicksalen und der Geschichte wieder mehr zu öffnen.
Vielleicht im kommenden Jahr, überlegt Friedrich, solle ein weiterer Stolperstein gesetzt werden. Noch aus ihrer Zeit als Grundschullehrerin in Barnstädt habe sie vereinzelt Unterlagen über NS-Verbrechen in und um Querfurt von Eltern und Großeltern ihrer damaligen Schüler bekommen. So wisse sie etwas über einen Otto Dietrich und einen Juden, der von den Nazis verfolgt und von irgendjemand in einem Burggang versteckt worden sein soll. Das werde nach und nach aufgearbeitet, meint sie. (mz)