Erinnerung an Bombenopfer Erinnerung an Bombenopfer: Ein Denkmal schwebt in Querfurt ein

Querfurt - Noch ein paar korrigierende Schläge mit dem großen Gummihammer, ein letzter feuchter Wisch über den Zement rund um die Fugen, dann ist es geschafft: „Fertig“, sagt Harald Voigt. Es ist Vormittag in Querfurt, die Sonne scheint und ein besonderes Projekt geht auf seine Vollendung zu: Rund vier Wochen nach seiner Demontage steht der Gedenkstein für die Opfer der amerikanischen Bombenabwürfe in Querfurt wieder auf dem Sockel an der Geistpromenade.
Der Altertums- und Verkehrsverein hat sein Versprechen eingelöst und ihn restaurieren lassen. Rund 1.300 Euro hatten Querfurter privat dafür gespendet. Die Namen der 24 Männer, Frauen und Kinder, die bei den furchtbaren Angriffen an jenem 11. April 1945 starben, sind nun wieder lesbar. Demnächst soll das Denkmal auch offiziell übergeben werden.
Gut im Zeitplan
Steinmetzmeister und Restaurator Voigt hat den über die Jahrzehnte deutlich verwitterten Gedenkstein in den vergangenen Wochen abgeschliffen, rund die Hälfte der Namen mit Hammer und Meißel nachgehauen. Ehefrau Annette half mit Pinsel, schwarzer Schriftfarbe und ruhiger Hand beim Nachzeichnen der Buchstaben. Voigts lagen ganz gut im Zeitplan: Bis Ende des Monats, hat der 59-Jährige noch vor zwei Wochen gegenüber der MZ angekündigt, wollte er mit dem entscheidenden Teil der Restaurierung fertig sein.
Am Donnerstagmorgen ist es nun soweit: Voigt, sein Sohn Markus, der ebenfalls selbstständiger Steinmetz ist, und dessen Mitarbeiter René Theuerkauf schieben den Stein auf einem Rollwagen aus der Werkstatt im Querfurter Zentrum, verladen ihn auf einen Kran-Lkw. Immerhin: Das gute Terrazzo-Stück, das an diesem Tag mehrfach von Gurten gehalten in der Luft schwebt, wiegt eine stattliche Tonne. Damit die auf ihrem alten Platz auch wirklich sicher steht, wird der Stein diesmal nicht nur mit Mörtel auf dem Sockel befestigt, sondern auch verdübelt.
Millimeterarbeit
Für Voigts und Theuerkauf bedeutet das nach dem Abladen und Aufrichten im wahrsten Sinne des Wortes Millimeterarbeit - die auch mit dem ersten Absetzen nicht erledigt ist. „Das sieht schief aus“, tönt es plötzlich aus der Reihe einiger weniger Zuschauer. Der Test mit der Wasserwaage zeigt: Der Stein steht tatsächlich schief. Rund einen Zentimeter Höhenunterschied gibt es auf die gesamte Breite, sagt Voigt junior später. Für die Experten kein Problem: Das lässt sich mit ein paar Steinchen und zusätzlichem Zement ausgleichen. In einigen Stunden soll der Werkstoff, mit dem auch die restlichen Fugen geschlossen werden, dann trocken sein.
Ganz fertig ist Voigt aber dennoch nicht, auch wenn der Gedenkstein anderthalb Stunden nach der Verladung vor der Werkstatt wieder sicher auf seinem Sockel steht. „Die Rückseite muss ich noch abschleifen“, sagt er. In der Werkstatt lag der Stein auf eben dieser und konnte nicht gedreht werden. Wenn das erledigt ist, muss - zwingend bei trockener Witterung - noch eine schmutz- und wasserabweisende Speziallösung aufgetragen werden.
An dem Gedenkstein findet aller fünf Jahre eine Kranzniederlegung statt. Bei der jüngsten zum 70. Jahrestag des Bombenabwurfs war der schlechte Zustand moniert worden (die MZ berichtete).
Schon neue Vorstellungen
Hartmut Lasse, Vorstandsmitglied im Altertums- und Verkehrsverein, hat am Rande unterdessen schon die nächste Idee. Auf dem Friedhof gebe es Grabplatten auf den letzten Ruhestätten von Sowjetsoldaten, die offenbar als Kriegsgefangene Anfang der 40er Jahre in Querfurt gestorben sind. Die Inschriften sind zum Teil nicht mehr zu lesen. Sie herzurichten, „das würde uns gut zu Gesicht stehen“, sagt Lasse. (mz)