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„Wir brauchten eine schöne Höhle und das Innere der Burg“ Drehstart für „Räuber Hotzenplotz“ auf der Querfurter Burg

In Querfurt laufen derzeit die Dreharbeiten zu „Räuber Hotzenplotz“. Der Szenenbildner erklärt, warum die Wahl gerade auf die Quernestadt fiel.

Von Robert Briest 10.05.2021, 10:03
Die Filmcrew mit ihrer Wagenburg vor der Filmburg in Querfurt.
Die Filmcrew mit ihrer Wagenburg vor der Filmburg in Querfurt. Foto: Katrin Sieler

Querfurt - Die Burg Querfurt kann dieser Tage ihrem selbstverliehenen Titel als Filmburg nach Jahren der Sanierungspause wieder gerecht werden. Seit Donnerstag laufen in der historischen Anlage die Dreharbeiten zur Neuverfilmung des Ottfried-Preußler-Klassikers „Räuber Hotzenplotz“. Die Hauptrolle übernimmt diesmal Nicholas Ofczarek, der hauptberuflich am Wiener Burgtheater arbeitet. In die richtigen Kulissen und damit auch auf die Burg Querfurt hat ihn Szenenbildner Tilman Lasch gebracht. Robert Briest sprach mit ihm über die richtige Drehortwahl und die passende Ausstattung für einen Kinderbuchklassiker.

Herr Lasch, zum Auftakt bitte eine Erklärung für die Nichtcineasten: Was macht eigentlich ein Szenenbildner beim Film?

Tilman Lasch: Es gibt den Regisseur, der für den ganzen Film verantwortlich ist, sich um Schauspieler und Dramaturgie kümmert. Der Kameramann ist für das Bild zuständig, die Kostümbildnerin für die Kostüme. Der Szenenbildner ist dafür verantwortlich, was zu sehen ist, welche Szenenbilder es gibt, welche Requisiten und Möbel. Er kümmert sich auch darum, wo gedreht wird.

Wie sind Sie nach Querfurt gekommen?

Ein Film entsteht mit Hilfe der Filmförderung. In diesem Fall hat die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) mitgefördert. Damit verbunden sind Auflagen, in deren Gebiet zu drehen. Ich schicke dann einen Scout los mit konkreten Vorgaben, was wir brauchen. Der macht dann Vorschläge, wo man das drehen könnte. Da fahren wir dann hin, schauen es uns an und entscheiden.

Was stand denn auf der Vorgabenliste an den Scout für „Räuber Hotzenplotz“?

Es ist ein Märchenfilm, da mussten wir überlegen, in welche Welt wir ihn packen. Aufgrund der Förderungen wussten wir, dass wir im MDM-Gebiet, in Bayern und der Schweiz drehen. Dort steht die Zauberburg. Hier brauchten wir eine schöne Höhle und das Innere der Burg. Da es eine Zauberburg ist, hatten wir den Vorteil, dass sie innen alles sein kann. Dadurch waren wir nicht so gebunden. In Allstedt haben wir zum Beispiel eine herrliche Küche gefunden mit einem Fenster, durch das wir rein- und rausklettern konnten.

Was drehen Sie in Querfurt?

Das Innenleben des Zauberschlosses. Als Schlafzimmer des Zwackelmann (der Zauber, Anm. d. Red.) dient das Innere der Kirche. In der Bastion drehen wir das Zimmer, in dem der Zwackelmann Kasperl gefangen hält. Zudem drehen wir Bewegungsszenen auf der Wendeltreppe des Turms und im Keller. Wir bauen hier in Querfurt auch ein Set mit drei eng hintereinanderliegenden Türen auf, die mit „Eintritt streng verboten!“, „Eintritt strengstens verboten!“ und „Eintritt allerstrengstens verboten!“ beschriftet sind, die Kasperl und Seppel aber dennoch durchschreiten. Insgesamt sind Sie vier Drehtage hier.

Wie viel Filmminuten entstehen dabei?

Das ist immer schwer genau zu sagen. Am Ende vielleicht 15 Minuten. Das ist für einen Kinderfilm schon ordentlich. Der Drehort erweist sich jetzt auch so, wie wir es uns erhofft hatten. Wir sind sehr glücklich darüber. Man merkt, dass wir nicht die erste Filmcrew sind, die hierher kommt.

Preußlers Bücher sind zeitlich oft schwer einzuordnen, vielleicht auch deshalb zeitlos. In welcher Zeit haben Sie denn mit Ihren Szenenbildern jetzt den „Räuber Hotzenplotz“ angesiedelt?

Wir sind bei den Zeichnungen, die sich in den älteren Preußler-Ausgaben finden, hängengeblieben. Wollten da einen gewissen Wiedererkennungswert. Zeitlich lassen wir es daher im frühen 20. Jahrhundert spielen, so 1900 bis 1910. Es darf ein bisschen Technik im Bild sein. Es gab auch schon Strom, aber wir versuchen auch, den Märchencharakter zu belassen.

Gedreht wird in der Corona-Gegenwart. Wirkt sich das auf Ihre Arbeit als Szenenbildner aus?

Nein, da sind wir frei. Beim Dreh haben wir aber natürlich ein strenges Hygienekonzept. Wir lassen uns alle zwei Tage testen, tragen Maske, halten Aha-Regeln ein. Daran hat man sich traurigerweise schon gewöhnt. Es ist für uns auch schwieriger, Dinge zu besorgen. Da muss man sorgfältiger vorplanen. Aber ich will gar nicht klagen. Es ist ein Privileg und ein großes Glück, dass wir arbeiten dürfen. (mz)