Dienstpläne und Pflege Dienstpläne und Pflege: Azubis schmeißen den Betrieb der Gerontopsychiatrie in Querfurt

Querfurt - Es klopft an der Scheibe der Stationsrezeption. Dustin Braune öffnet das Fenster. Eine ältere Dame mit krausem Haar fragt, ob alle Zimmer auf der Station ohne Fernseher sind. Sie sorgt sich, dass ihr ohne die üblichen Serien die Krankenhausdecke auf den Kopf fallen könnte.
Dienstpläne, Medikamente, Therapien: Azubis schmeißen den Betrieb
Der 21-Jährige bestätigt, es gebe nur zwei Fernseher in Gemeinschaftsbereichen, aber sie hätten ein schönes Programm auf die Beine gestellt für die Patienten. Sie, das sind in diesem Fall nicht die üblichen Schwestern und Pfleger der Gerontopsychiatrie, sondern die Auszubildenden der klinikeigenen Krankenpflegeschule.
Für drei Wochen schmeißen die Azubis des 3. Jahres die ganze Station, kümmern sich um Dienstpläne, Medikamente, Therapien. Es ist der letzte Härtetest vor der Abschlussprüfung.
„Schülerstation“ nennt sich das Modell, welches das Basedow-Klinikum seit einigen Jahren fährt. Sonst hätten sich die Schüler meist jedoch um somatische Stationen gekümmert, berichtet Henning Knuhr, stellvertretender Zentrumsleiter Pflege. In diesem Jahr hätten sich die Schüler jedoch für die Gerontopsychiatrie in Querfurt entschieden.
Koordination und Herausforderungen
Eine anspruchsvolle Wahl. Dort werden Patienten 65 plus mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Demenz oder bipolaren Störungen behandelt. Manche Patienten hätten auch suizidale Tendenzen, da müsse man sehr auf Zwischentöne achten, erklärt Azubi Braune, der heute die Schichtleitung des Frühdienstes übernommen hat.
Das bedeutet etwa, dass er sich um die Koordination seiner Mitschülerinnen kümmert, die die Patienten versorgen. dass er die Ärzte bei der Visite begleitet und etwaige Medikamentenänderungen umsetzt. Nach drei Wochen hätten sie mittlerweile ihren roten Faden gefunden, sagt der Leunaer. „Die Abläufe werden immer klarer.
Gesundheits- und Krankenpfleger halten sich im Hintergrund und geben Tipps
Natürlich geht hier und da noch mal etwas schief, aber dafür haben wir die Zeit hier ja.“ Er selbst etwa habe am Anfang mit dem Zeitmanagement Probleme gehabt, sprich alle Aufgaben in einem Arbeitstag unterzubringen. „Da muss man gucken, was man kombinieren kann, zum Beispiel Blutdruck und Blutzucker zusammen messen.“
Beobachtet werden die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger bei ihrer Arbeit von den regulären Kollegen. Die halten sich jedoch während der drei Wochen im Hintergrund, geben nur gelegentlich mal Tipps, wenn es etwa bei der Anmeldung neuer Patienten im Computersystem hakt. Steven Habel, einer von ihnen, ist mit der Arbeit der jungen Kollegen zufrieden.
Möglichkeit für neue Therapieansätze wie Handmassagen
Er hätte selbst in seiner Ausbildung gern so eine Möglichkeit gehabt, sagt er, während Braune Blutdruck bei einem älteren Patienten misst. Für die Kranken hat die Schülerstation den Vorteil, dass der Betreuungsschlüssel deutlich höher ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Azubis, die das Projekt seit dem Vorjahr vorbereitet haben, auch mehr Zeit für die Patienten haben.
„Dadurch können wir Dinge machen, die sonst im Alltag untergehen“, lobt Braune. Er und seine Mitschüler probieren so neue Therapieansätze wie Handmassagen auf der Station aus. Im Sommer stehen für die Azubis die Prüfungen an.
Danach haben sie im Idealfall ihre Abschlüsse in der Hand. Fertig sei nach drei Jahren Ausbildung allerdings noch niemand, betont der erfahrene Pfleger Habel: „Die Erfahrungen muss man erst noch sammeln.“ Die Schülerstation ist da aber schon mal ein Anfang. (mz)