Zwei Schwestern spielen Musical-Hauptrollen
BAD SUDERODE/MZ. - Es erzählt vom Seher Bileam (Lisa Rathmann), der vom Moabiter-König Balak (Lena Rathmann) aufgefordert wird, das Volk Israel zu verfluchen, aber von Gott den Auftrag erhält, sein Volk zu segnen. Zunächst kann nur die Eselin den Engel des Herrn sehen. Erst als das Tier schließlich zu sprechen beginnt, werden Bileam die Augen geöffnet.
Während der Kindersingwoche der anhaltischen Landeskirche probten 25 Sängerinnen und Sänger zwischen sieben und 14 Jahren das Musical von Gerd-Peter Münden und Klaus Peter Hertzsch. Bereits traditionell kommt man für die jährliche Singewoche ins Cyriakusheim Gernrode. Dort wurde nicht nur intensiv geprobt, sondern auch die Inszenierung selbst ausgestattet. Dekoration und Kostüme verrieten in der Alten Kirche, mit wie viel Liebe die jungen Künstler zu Werke gingen.
"Die Geschichte von Bileam und seiner gottesfürchtigen Eselin" gilt als eines der meistgespielten christlichen Kinderstücke. Das ist dem musikalischen Schwung ebenso geschuldet wie solch eingängigen Texten wie "Nachts träumten sie von Lauch und Zwiebel, so steht das heute noch in der Bibel" oder "Am Zug entlang die Kinder rannten und winkten ihren Patentanten". Die jungen anhaltischen Sänger unterstützt von der Pädagogin Heidemarie Goßrau (Köthen) erzählten die biblische Geschichte des Sehers Bileam durchaus flott und mit Schwung. Interessant dabei, dass die beiden Protagonisten Bileam und Balak von zwei Schwestern gespielt werden. Lisa Rathmann als Seher gefiel besonders durch ihre darstellerische Leistung, und war bemüht, auch die nicht immer leichten Passagen sängerisch in der Höhe zu meistern. Das Inszenierungsteam vermochte, gerade die Massenszenen sauber zu strukturieren. Szenisch gut herausgearbeitet erlebte das Publikum im durchaus beschränkten Rund der Alten Kirche den Zug des Volkes Israel durch das Land der Moabiter, das von König Balak regiert wird. Der befürchtet, viele weitere hungrige Mäuler stopfen zu müssen und greift auf die Gabe des frommen Seher Bileam zurück. Der König versucht ihm die klare Sicht auf die Dinge durch den Glanz des Goldes zu vernebeln.
Zuweilen hatte das Musical die Substanz zu einem Bibel-Krimi. Doch die Inszenierung arbeitet eher den biblischen Gang der Dinge heraus. Der bekannte Chorleiter Tobias Eger trat als Erzähler in Erscheinung und vermochte es, Gott eine akustisch prägnante Stimme zu verleihen. Wesentlichen Anteil am Fortgang des Geschehens haben die begleitenden Musiker. Hier setzte man zwar auf eine sparsame Instrumentierung, aber das Trio leistete Großartiges. Sebastian Saß am Piano und Thekla Apitz auf der Geige agierten rundum sicher. Das vermochte nur noch Frauke Gerlach zu toppen. Sie erwies sich als souveräne Beherrscherin der Klarinette. Kongenial gestaltete sie mit ihren Mitstreitern die eher begleitenden Abschnitte, um dann wieder Klezmer-ähnlich das Schluchzen des Volkes, aber auch seine Freude aufzunehmen.
So spendeten nicht nur die Besucher der Alten Kirche, sondern auch Johannes-Martin Kiehne, Bad Suderöder Pfarrer im Ruhestand und Mitglied des Freundeskreises der Kulturstätte, viel Beifall für die Akteure. Kiehne hofft, dass auch 2010 die Kindersingwoche der anhaltischen Landeskirche wieder im Ort Station macht.