Zuckerengpass Zuckerengpass: Saure Zeiten im Rewe-Markt
QUEDLINBURG/MZ. - Jetzt hat der Zucker-Engpass anscheinend auch den Harzkreis erreicht. "Wir haben seit letzter Woche keinen normalen Zucker und auch keine Raffinade mehr. Das Zentrallager in Thüringen kann im Moment keinen liefern. Die Kunden können das nicht verstehen", klagte Immo Grollmisch, Rewe-Marktleiter im Quedlinburger Mettehof am Dienstag am späten Vormittag. Bis zum vorläufigen Aus sei tatsächlich mehr gekauft worden als sonst. Grollmisch kann nur spekulieren, woran das liegt: "Jetzt ist Einkochzeit. Da wird generell öfter zugegriffen." Und die Meldungen kurz vor dem Wochenende, dass Zucker knapp und teuer sei, hätten vielleicht auch dazu beigetragen, dass sich die Menschen bevorraten.
Mit strengeren Mengenvorgaben haben die großen Handelsketten auf eine gestiegene Nachfrage reagiert, hieß es Ende der vergangenen Woche. Damit wolle man sich vor professionellen Großeinkäufern schützen. Die Erklärung für das Nachfrageplus findet sich im Zuckerpreis. Der ist im Vergleich zum vergangenen Jahr wegen schlechter Rübenernte in der EU und notwendiger Importe um 40 Prozent gestiegen. Das merken deutsche Kunden noch nicht, weil die Lieferanten langfristige Verträge geschlossen haben. Anders ist das zum Beispiel im Nachbarland Polen. Dort kommen gestiegene Preise viel schneller in Supermärkten an, so dass es sich für Profi-Käufer lohnt, jenseits der Grenze im großen Stil einzukaufen.
Grollmisch kann das alles nicht jedem einzelnen Kunden erklären. Er hofft auf baldige Besserung und empfiehlt als vorläufige Alternative Rohr- oder Braunen Zucker. Der ist allerdings etwas teurer, räumt er ein.
Zwar ist das Zuckerregal im Penny-Markt am Quedlinburger Kleers nicht vollkommen leer - aber am Dienstag im Rewe-Markt am Mettehof ist der Zucker ausgegangen. Der Filialleiter weiß nicht, wann geliefert wird. Penny verkauft nur in "handelsüblichen Mengen".Am Dienstagvormittag waren dort nur noch einige Zuckerpakete zu finden. Außerdem werden die Kunden auf einem Schild darauf hingewiesen, dass Zucker nur begrenzt verkauft wird: "Die Abgabe von Zucker 1 Kg erfolgt nur in haushaltsüblichen Mengen (pro Kunde 5 Päckchen)."
"Viele hören von gestiegenen Weltmarktpreisen bei Zucker und kaufen deshalb etwas mehr. Einen Zuckerengpass gibt es bei uns aber nicht. Wir können ohne weiteres nachbestellen", erklärt eine Mitarbeiterin des Marktes. Bei einer Umfrage unter den Kunden, wie sie mit der Situation umgehen, stieß die MZ auf eine ungewöhnliche Alternative zu herkömmlichem Zucker. Rainer Hoff schwört auf Stevia. Eine Pflanze, die er selbst anbaut. Der Heteborner glaubt, auf herkömmlichen Haushaltszucker nicht dringend angewiesen zu sein. Denn bei ihm zu Hause werde wenig davon verwendet, auch nicht gebacken. Falls der süße Stoff jedoch für Salat gebraucht wird, nutzt er die kleinen grünen Blätter der Stevia-Pflanze. "Die schmeckt wie Zucker und hat keine Kalorien." Ines Müggenburg aus Quedlinburg bleibt dem Zucker treu, auch wenn er teurer werden sollte: "Man braucht ihn ja zum Backen und Kochen. Bei einem Preisvergleich fällt auf, dass die Ersatzstoffe in den Geschäften nicht billiger sind." Auf Zucker verzichten könnte dagegen ein 72-jähriger Rentner aus Quedlinburg: "Bei uns zu Hause wird nicht gebacken. Eine Alternative für andere Dinge wäre Süßstoff, aber den kann man nicht überall verwenden."
Ilona Portius aus Ballenstedt rät zu Gelassenheit und meint: "Es wird sowieso alles teurer. Ich brauche Zucker nur zum Backen, den Kaffee trinke ich schwarz, und mein Mann nimmt Süßstoff. Als Vorrat haben wir immer eine Tüte Zucker da. Aber nicht mehr."