Zauber der Travestie
BALLENSTEDT/MZ - Am 8. Januar verzaubern Fräulein Luise, bekannt für ihren brachialen Charme, und ihr illustres Gefolge, darunter Künstler aus den namhaften Cabarets Deutschlands, im Schlosstheater Ballenstedt ihr Publikum. Ab 19.30 Uhr entführen es die Stars der Szene in eine Welt perfekter Täuschung. Ob Mann oder Frau - man weiß es nicht so genau. Über "Herr"-liche Damen, die Show und das Erfolgsrezept hatMZ-Mitarbeiterin Susanne Thon mit Lutz Kaus-Hogen alias Fräulein Luise (oder doch mit Lutz Kaus-Hogen und Fräulein Luise?) gesprochen. Entscheiden Sie selbst!
Fräulein Luise, Zauber der Travestie, ist wieder auf Tour, weil Sie immer noch Mr. Right suchen? Oder wurden Sie mittlerweile geküsst?
Fräulein Luise: Ich bin nicht mehr ungeküsst, aber immer noch Jungfrau. Und das wird so bleiben.
Gibt es überhaupt einen Mann, den Sie an Ihrer Seite dulden würden und welche Kriterien müsste der Gute erfüllen?
Fräulein Luise: Natürlich. Er soll genauso skurril sein wie ich. Am besten ein Mann vom Lande, so einer wie bei "Bauer sucht Frau". Und der muss auch mal meine Schlüpfer waschen.
Der dürfte doch zu finden sein, vielleicht per Kontaktanzeige. .. Wie würde denn Ihre aussehen?
Fräulein Luise: Frau im besten Alter, deren Lippen noch voll im Saft stehen, sucht Mann für gemeinsame Spiele im Höllenfeuer.
Hand aufs Herz. Die Jüngste sind Sie nicht mehr. Sehen Sie schon die Wechseljahre auf sich zukommen?
Fräulein Luise: Hitzewallungen habe ich ab und zu auf der Bühne. Aber bis zur endgültigen Phase ist noch viel Zeit.
Dann darf sich das Publikum also noch auf viele Jahre "Zauber der Travestie" freuen... Wie sind Sie überhaupt ins Geschäft und wie ist Ihnen die Idee zu dieser Show gekommen?
Lutz Kaus-Hogen: Das war Zufall. 1990 ist der Auftrittspartner meines Kollegen ausgefallen und ich bin eingesprungen mit einer furchtbaren Nummer von Heintje. Mit der Zeit wurden es mehr und mehr Auftritte. Es blieb aber noch lange auf der unprofessionellen Schiene bis vor elf Jahren. Seitdem gibt es "Zauber der Travestie".
Und vor 1990 haben Sie sich auch schon mit dieser Kunstform auseinandergesetzt?
Lutz Kaus-Hogen: Travestiedarbietungen habe ich mir schon zu DDR-Zeiten angeguckt. Und ich fand's toll. Mit den Augen habe ich viel geklaut. So, wie man es in jedem Beruf macht.
Was, denken Sie, ist das Erfolgrezept vom "Zauber der Travestie" ?
Lutz Kaus-Hogen: Die Publikumsnähe. Schon beim Einlass suchen wir Kontakt zu den Besuchern. Wir wollen mit ihnen reden und mit ihnen lachen. Das Warm-Upping hilft ungemein. Sie merken, dass sie willkommen sind.
In Ihrer Show geben sich renommierte Darsteller die Klinke in die Hand. Was macht eigentlich einen guten Travestiekünstler aus?
Lutz Kaus-Hogen: Er muss flexibel und spontan sein, Ideen haben und Lust, sich zu verwandeln. Kleid anziehen, Perücke aufsetzen, sich im nächsten Jahr operieren lassen und dann bin ich Natascha - das funktioniert nicht. Man braucht das gewisse Flair im Blut und darf nicht davor zurückschrecken, auf der Bühne auch mal "doof" zu sein.
Sind Sie manchmal noch aufgeregt vor einem Auftritt?
Lutz Kaus-Hogen: Ja. Es gibt Orte, da könnte ich brechen vor Aufregung. In meiner Heimatstadt Tangermünde zum Beispiel bin ich bekannt wie ein bunter Hund. 90 Prozent der Gäste kennen mich dort.
Und tun Sie etwas gegen das Lampenfieber? Haben Sie ein Ritual?
Lutz Kaus-Hogen: Ja, ich bete vor jeder Show. Das nimmt die Angst.
Wenn man Ihre Show sieht, fragt man sich, ob Männer nicht die besseren Frauen sind. Wie lang dauert es, bis Sie und Ihre Kollegen so aussehen wie sie aussehen?
Lutz Kaus-Hogen: Ein bis zwei Stunden. Man redet ja zwischendurch, wenn der Lidstrich trocknen muss. Unter Zeitdruck schaffen wir das auch mal in 45 Minuten. Aber 'ne richtige Frau mit diesem Make-up sieht unschön aus.
Echt?! Vielleicht können Sie den Damen dann mit einem kleinen Schönheitstipp auf die Sprünge helfen...
Fräulein Luise: Viel Alkohol und viel rauchen. Das hält frisch.
Herr Kaus-Hogen, wie viel hat Fräulein Luise mit Ihnen zu tun?
Lutz Kaus-Hogen: Gar nichts. Manche Künstler leben ihre Rolle tagsüber. Bei mir ist das Gott sei Dank nicht so. Luise hat außerdem ein großes Maul.
Fräulein Luise: Und Lutz gar nicht. Ganz im Gegenteil. Er ist ein Sensibelchen.
Lutz Kaus-Hogen: Sobald die Maske drauf ist, bin ich das aber nicht mehr.
Auf Männer übt Ihre Show eine besondere Faszination aus. Beim ersten Mal muss man sie zwingen, einen zu begleiten, jedes weitere sind sie die ersten, die nach Karten fragen. Wie erklären Sie sich das?
Lutz Kaus-Hogen: Männer sagen "Iiih, Schwule in Frauenkleidern". Sie haben zunächst Angst, dass ihnen irgendetwas passiert. Dann merken sie, es ist ja doch ganz lustig und die Vorurteile fallen. Tatsächlich sind 90 Prozent im Publikum Frauen. Die Tendenz geht dahin, dass es immer jünger wird. In Genthin zum Beispiel war die Hauptklientel zwischen 20 und 40 Jahre alt.
Jetzt kommen Sie ja bald nach Ballenstedt. Wer und was erwartet die Besucher dort?
Lutz Kaus-Hogen: Mit von der Partie sind Elke Winter, Marcel Bijou, Chris aus Berlin, Vicky Brown und Fräulein Luise. Von deftiger Komik über Berliner Schnauze bis hin zum Erotiktanz ist alles dabei.
Wie entsteht so eine Show?
Lutz Kaus-Hogen: Wir planen zwei Jahre im Voraus, welche Künstler mit auf Tour gehen. Im Frühjahr überlegen wir, was wir ab September bringen. Wir haben zwei, drei wirklich kreative Künstler im Team. Um Tage und Wochen zu proben, haben wir aber keine Zeit. An dem Tag, an dem wir anreisen, wird geprobt. Das ist die erste Probe und abends muss das Programm stehen.
Im Schlosstheater sind Sie kurz nach dem Jahreswechsel. Was erhoffen Sie sich vom neuen Jahr?
Lutz Kaus-Hogen: Ich wünsche mir gesund zu bleiben, um noch lange so weitermachen zu können.
Fräulein Luise: Und ich viele neue Ideen, um das Publikum zum Lachen zu bringen.