Wo Kinder den Dschungel mit Spiel und Sport erobern
Quedlinburg/MZ. - Die Dschungeltiere sind durcheinander geraten. Gummi-Affen und Tiger, aber auch Fische müssen von Fremdlingen wie Hunden und Katzen getrennt werden. Ellen, Jela-Sophie, Ida und die anderen Kinder bezwingen dafür den Dschungel in der Turnhalle des GutsMuths Gymnasiums. Sie springen von Filzfelsen zu Filzfelsen, kraxeln die Tempeltreppe des Siegerpodestes empor, überwinden mit Hilfe eines Leiterbaumes und einer Bank einen gefährlichen Fluss, unter dem ein Plüschkrokodil lauert und springen schließlich von einem Kastenfelsen in das blaue Matten-Meer.
Einige der Kindergartenkinder kommen seit drei Jahren zum Mutter-Kind-Turnen der Freizeitsportgemeinschaft Quedlinburg. Andere, wie Carmen Keil und Tochter Ellen sind erst seit Anfang des Jahres dabei. "Ich wollte, dass sie mutiger wird, keine Angst mehr hat und vor allem zusammen mit ihr etwas machen", begründet Carmen Keil die Teilnahme. Anfangs konnte Ellen nicht unter einer Bank durchklettern, jetzt hat sie damit keine Probleme mehr. "Die Kinder werden selbständiger und fördern ihr Sozialverhalten", hebt Angela Tauwaldt hervor. Seit drei Jahren ist sie Übungsleiterin der Gruppe des Vereins. Da sie von der Notwendigkeit der Bewegung vom Kleinkindalter an überzeugt ist, versucht die engagierte Sportlerin, auch andere Kinder und Mütter für ein Mehr an Bewegung zu sensibilisieren.
Sportverein und Schule
In den letzten beiden Jahren setzte Angela Tauwaldt auch zwei Projekte als Übungsleiterin Gesundheitssport in Kooperation zwischen dem Sportverein und einer Schule durch - die Arbeitsgemeinschaft Kindersport an der Marktschule mit der FSG Quedlinburg für Kinder zwischen sechs und acht Jahren sowie die AG Schwimmen an der Bosseschule mit der TSG GutsMuths für Kinder und Jugendliche von elf bis 16 Jahren. Als Übungsleiterin der FSG kümmert sie sich um das Landes-Projekt Sportkinder im christlichen Kinderhaus. Außerdem betreut sie seit acht Jahren als Übungsleiterin im Schwimmverein der TSG GutsMuths vier bis zehn Jahre alte Kinder sowie als Breitensportgruppe die zwölf bis 16-Jährigen. Ab September kommen noch Übungszeiten für den Bummi-Kindergarten und eine Schwimm-AG an der Marktgrundschule hinzu.
Das Mutter-Kind-Turnen möchte die bislang ehrenamtlich arbeitende Sportenthusiastin ab Herbst auch in Kursen anbieten, die von den Krankenkassen über Bonusprogramme unterstützt werden. Damit sollen auch Nichtmitglieder zum Sport angehalten werden.
Angela Tauwaldt hat für das Mutter-Kind-Turnen, das Kinderturnen und die Funktionsgymnastik für Kinder Konzepte erarbeitet, die inzwischen vom Landessportbund lizensiert wurden. Als erste Übungsleiterin im Kreis hat sie nach der Lizenz im Gesundheitssport vom Deutschen Sportbund auch das Gütesiegel "Sport pro Gesundheit" erhalten. Ein Qualitätssiegel für Angela Tauwaldt, die nun freiberuflich im Sportbereich für die Kindergärten und Schulen agiert.
"Hüpfen, Springen, Laufen und Drehen sind wichtig, um Freude an der Bewegung zu finden", weiß sie. Bewegungsarmut führt zu Übergewichtigkeit sowie Störung der motorischen Fähigkeiten der Kinder und deshalb sei es schon für ein- und zweijährige Kinder unter psychomotorischen Aspekten wichtig, Sport zu treiben. Schließlich können dadurch auch Haltungs- und Koordinationsschwächen der Kinder, motorische Auffälligkeiten, Konzentrationsprobleme, Hyperaktivität oder beispielsweise auch Konzentrationsprobleme verringert werden.
Idealistin im Einsatz
Die 38-jährige Agraringenieurin hat selbst im Alter von fünf Jahren mit dem Leistungsschwimmen begonnen und wurde mit zwölf Jahren Rettungsschwimmerin. Durch die eigenen Kinder - ihre Tochter ist zwölf und ihr Sohn acht Jahre alt - hatte Angela Tauwaldt zum Sport zurück gefunden. Ihr Grundanliegen ist "Bewegung und Lernen bilden eine Einheit - was sich nicht bewegt, kann sich auch nicht entwickeln", denn sie weiß um die Folgeschäden auch im Schul- und Lernbereich. Und sie hat ihr Engagement nicht nur auf den Sportbereich beschränkt. Die Mutter wirkt als Stadtelternratsvorsitzende inzwischen für alle Eltern Quedlinburgs - eine Idealistin in der Wohlstandsgesellschaft.
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