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Wo der Bücherfreund zum Stöbern eingeladen wird

Von Gerd Alpermann 13.09.2006, 12:38

Quedlinburg/MZ. - Im 125. Jahr des Bestehens zeigt sie sich modern und doch mit einem Hauch Nostalgie, wer in die Welt der antiquarischen Bücher eintritt. Das Stöbern war schon immer die Lust des Bibliophilen, des Bücherfreundes, der nicht nur liest und liest, sondern auch besitzen möchte. Bei Gebecke kann er dies. Die Antiquariatsräume im hinteren Teil der Buchhandlung laden den Buchfreund mit historischer Couch und Stühlen geradezu zum Verweilen ein.

Gebeckes Buchhandlung & Antiquariat ist in Quedlinburg eine Institution. Ein gut sortiertes Angebot an moderner Literatur, im Mittelpunkt Kunst und Kultur, wird ergänzt durch eines der größten Antiquariate in Sachsen-Anhalt. Inzwischen hat mit Jens Jürgens (36) die fünfte Generation das Heft des Handelns in die Hand genommen. Vater Ernst-Ulrich und Mutter Ursula sind aber aus der 1881 als Leihbibliothek von Wilhelm Gebecke gegründeten Buchhandlung nicht wegzudenken. Ohne die Unterstützung der Familien wäre auch die Filiale im Schuhhof, die mehr auf das Interesse von Touristen ausgelegt ist und nur saisonal betrieben wird, nicht möglich. Tradition verkörpert Ernst-Ulrich Jürgens (65) zudem als engagierter Mitbürger, ob als Stadtrat der Quedlinburger freien Wählergemeinschaft oder als Vorsitzender des Musik- und Theatervereins.

Jeder der inzwischen fünf Inhaber, ob Wilhelm und Ernst Gebecke oder Hildegard, Ernst-Ulrich und Jens Jürgens, hat die Räume baulich verändert und das Profil des Hauses geschärft. Der heutige Inhaber baute die seit zehn Jahren bestehende CD-Sparte mit Klassik, Jazz und Musik der 20er Jahr auf. "Es gibt Kunden, die kommen nur deswegen zu uns. Sie verlassen sich auf unsere Vorauswahl und fühlen sich damit gut beraten", sagt Jens Jürgens und sieht in dieser Vorauswahl auch eine wichtige Aufgabe des Buchhändlers, angesichts der Flut von Neuerscheinungen, ob beim Buch oder bei der CD in jedem Jahr.

Die Buchhandlung steht im Mittelpunkt, das Antiquariat schließt sich an, so wie auch die Aufteilung der Räumlichkeiten es dokumentiert, weist der Inhaber auf seine Philosophie hin. Vater Ernst-Ulrich sagt aber auch: "Das Antiquariat ist meiner Meinung nach die hohe Schule des Buchhandels". Eine Bibliothek ankaufen, mache großen Spaß, sei aber zugleich verantwortungsvoll, um den richtigen Preis entsprechend der Marktlage zu ermitteln: "Und wenn zwischen den vielen Büchern sich eine bisher unentdeckte Perle findet, ist die Freude besonders groß."

Kunst und Kultur gehören für die Buchhändler Jürgens zum guten Buch, wie der eine Schuh zum anderen. Diesen Grundsatz hat der Sohn vom Vater übernommen. So ist die Buchhandlung Gebecke ein ums andere Mal im Jahr Gastgeber für eine Lesung, einen Musik- oder Theaterabend. Reichen die 50 Stühle, die in der Buchhandlung zu stellen sind, nicht aus, wird zum Beispiel in die Blasiikirche ausgewichen. Die Kirche ist für Vater Ernst-Ulrich ein besonderer Ort. Der am Landeskonservatorium Halle geschulte Seniorchef spielt mittwochs und freitags von 13 bis 14 Uhr die Orgel der Kirche. "Mindestens drei bis vier Mal im Jahr möchten wir auch weiterhin als Veranstalter einladen", bekennt Jens Jürgens.

Zum 125-jährigen Bestehen der Buchhandlung Gebecke wird dies in geballter Form auch wieder so sein. Das Jubiläum begeht die Familie Jürgens am Montag, 18. September, mit einer langen Buchnacht in den Geschäftsräumen, wo mit Kunden und Freunden bis Mitternacht gefeiert wird. In der Woche davor lädt die Buchhandlung am Freitag, 15. September, um 20 Uhr zur einer Filmvorführung in die Blasiikirche ein. Gezeigt wird "Zwei ritten nach Texas", der vielleicht beste Film des Komikerduos Stan Laurel und Oliver Hardy. Der Eintritt ist frei. Am 12. Oktober folgt wiederum in der Blasiikirche eine szenische Lesung mit dem Kabarettisten Reinald Grebe, der seinen ersten Roman vorstellt. In der Buchhandlung in der Pölkenstraße 3 ist dann am 8. November der Historiker Jörg Friedrich zu Gast und liest aus seinem neuen Buch mit dem Titel "Terror".