Wenn Erdwolf und Maus zur großen Plage werden
Quedlinburg/MZ. - Doch dazu musste er ihnen nicht erst die Flötentöne beibringen - bei ihnen schnappten dafür zwei Ratten-, zwei Gang- und zehn Mausefallen zu.
"Noch nie war die Mäuseplage so groß, wie in diesem Jahr. Das war ja Wahnsinn", erzählte der 70-Jährige, der seit Oktober 1973 in seinem Garten Ratten und Mäuse fängt. Die Plage habe überhaupt in der Landwirtschaft und bei den Kleingärtnern zugeschlagen. Knapp 30 Prozent Ernteverluste mussten die Bauern hinnehmen. Nicht minder waren auch die Schäden bei Hun-stock. Die Nager haben die Wurzeln der Petersilie und die Erdbeeren abgefressen, den Kohlrabi entblättert, große Mengen Salat und den frisch gepflanzten Rosenkohl vernichtet. Selbst die Tulpenzwiebeln waren urplötzlich verschwunden und die Kartoffeln völlig ausgehöhlt. Und sie haben noch mehr angerichtet: "Ich habe einen 20 Jahre alten Apfelbaum roden müssen und dabei festgestellt, dass die Wurzeln komplett weg waren", berichtet der Kleingärtner.
Deshalb blieb ihm letztendlich nichts anderes übrig, den Plagegeistern mit "eigenen Waffen" auf den Pelz zu rücken und diverse Fallen aufzustellen bzw. unter die Erde zu bringen. Köder waren Möhren, Kartoffeln und Apfelstücken sowie Tulpenzwiebeln für die unterirdischen Gangfallen. "Brot hat gar keinen Sinn, dass holen sich nur die Vögel weg", weiß Hunstock. Gifte kamen für den Fallensteller allerdings nicht in Frage, weil sonst deren Bestandteile ins Grundwasser gelangen, das von ihm aus dem Gartenbrunnen selbst noch genutzt wird.
Die Liste der "Gefangenen" ist lang und erst ab März, als die Schädlinge versuchten Herr über Hunstocks und zwei weitere Schrebergärten der Nachbarn sowie der Spielwiese in seiner Nähe zu werden, führte er Buch darüber. Registriert hat er eine Wanderratte, 13 große Schermäuse (auch Erdwolf genannt, der zu den größten Schädlingen gehört und unterirdisch am schwersten zu fangen ist), neun Rötelmause unmittelbar an seiner Laube, 13 Gelbhalsmäuse, 402 kleinäugige Wühlmäuse (Erdmäuse) und "leider auch" zwei Spitzmäuse, die eigentlich Nützlinge sind und Insekten fressen.
Dazu kommen noch 479 Feldmäuse, die wegen ihrer unwahrscheinlich hohen Vermehrungsrate schon im Jungalter "sehr gefährlich" sind. Und wohin mit den gefangenen Schädlingen? "Die Mäuse schmeiße ich auf das Laubendach als Futter für die Greifvögel, wie roter Milan und Mäusebussard. Doch das meiste wird von den Krähen geholt", sagte Hunstock lächelnd. "Der Rest wandert auf den Komposthaufen."
Trotz der großen und Ernte einbußenden Plage gab es für den Kleingärtner noch ein kleines Kuriosum am Rande. "Einmal habe ich eine ziemlich große Schermaus mit der Hand gefangen, hab sie ganz einfach nur an ihrem Schwanz aus dem Loch raus gezogen", so Hun-stock, dem aber auch im Wohnhaus, Hof und Keller 20 Feld- und zehn Hausmäuse in die Fallen gegangen sind.