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Wasserrad im Kalten Tal Wasserrad im Kalten Tal: Neustart zu Walpurgis?

Von Gerd Alpermann 21.08.2015, 16:35
So soll auch das neue Wasserrad im Kalten Tal aussehen.
So soll auch das neue Wasserrad im Kalten Tal aussehen. Detlef Anders Lizenz

Bad suderode - „Wir haben fast 1.500 Euro bis jetzt zusammen bekommen“, freut sich Bianka Kachel und zeigt auf einen symbolischen Scheck über 1.435 Euro. Die Spenden sind für den Wiederaufbau des Wasserrads im Kalten Tal, das sich hinter dem Kurpark in Bad Suderode erstreckt. Das große Wasserrad stammt aus der Zeit, als Bianka Kachel, heute SPD-Stadträtin in Quedlinburg, Bürgermeisterin von Bad Suderode war. Damals sah sie ähnliche Wasserräder in Braunlage und Tanne als Touristenakttraktion. Sie machte den Vorschlag, ein solches Rad in Anlehnung an die Bergbau-Tradition von Bad Suderode im Kalten Tal zu errichten. 1995 drehte es sich dann das Wasserrad zum ersten Mal.

In den industrialisierten Regionen haben Wasserräder heute kaum noch wirtschaftliche Bedeutung. Die meisten stehen laut Wikipedia in den zahlreichen zu Museen umgebauten Mühlen, einige treiben kleinere Generatoren an und dienen der Stromerzeugung. Teilweise laufen Wasserräder zu dekorativen Zwecken ohne Energienutzung.

Im Schlosspark Nymphenburg in München betreiben Wasserräder allerdings seit über 200 Jahren bis heute die Pumpwerke für die beiden Fontänen vor dem Schloss. Ein wichtiger Unterschied zwischen Wasserrädern und Turbinen: Wasserräder können ohne Regelung und mit stark schwankenden Wassermengen ohne nennenswerte Einbußen beim Wirkungsgrad laufen.

Die meisten Wasserräder stehen in den Entwicklungsländern Afrikas und Asiens als unerlässliche Hilfsmittel vor allem der Landwirtschaft zur Verfügung. Typischerweise liefert ein Wasserrad eine Antriebsleistung im ein- bis zweistelligen Kilowatt-Bereich. Es stellt einen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung der Wasserkraft dar, da es durch seine geringe Leistung und dezentrale Anordnung nur einen kleinen Eingriff in die Natur erfordert.

Doch vor drei Jahren, 2012, musste es abgebaut werden, nachdem das Holz angefault war und weitere Schäden zu verzeichnen waren. Auch die Initiative „Ein Herz für Bad Suderode“ hat sich inzwischen zu dem Projekt eines neuen Wasserrads bekannt. Mit dem erhaltenen Betrag kann der Quedlinburger Bauhof sich um den Wiederaufbau kümmern. Aufgrund des Zustandes muss alles an dem Rad neu werden. Ihre Unterstützung haben auch zwei Firmen aus Thale und Gernrode für die Metallteile und das Holz zugesagt, sieht Bianka Kachel weitere Verbündete auf ihrer Seite für ein neues Wasserrad.

Die Hauptsponsoren sollen auf einem Findling mit Namen verewigt werden. Das sind Menschen oder Institutionen, die mehr als 50 Euro für den Neuaufbau gegeben haben. Nach Möglichkeit, so hofft nicht nur die Stadträtin, soll noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden. „Es wäre schön, wenn es sich im kommenden Jahr zu Walpurgis, am 30. April, wieder drehen würde“, sind sich Bianka Kachel und Carsten Kiehne, einer der Sprecher der Initiative „Ein Herz für Bad Suderode“ einig.

Unterdessen ist der Quedlinburger Bauhof dabei, am Fischteich im Kalten Tal Wanderwege und Geländer zu erneuern. Dies betrifft unter anderem den Weg zum Anhaltinischen Salstein. Vier Mitarbeiter der Arbeitsförderungsgesellschaft Elbingerode, jetzt Blankenburg, eine Frau und drei Männer, arbeiten dort seit Mai unter Anleitung des Bauhofs. „Noch bis Oktober sind sie in Bad Suderode tätig“, erklärt der stellvertretende Bauhof-Leiter, Jens-Uwe Lilienthal. Mit dem Wirken des Bauhofs in Bad Suderode ist Bianka Kachel vollauf zufrieden. „Die Zusammenarbeit funktioniert und es tut sich viel im Ort, ob am Markt oder im Kalten Tal zum Beispiel“, sagt die Stadträtin. „Leider gibt es immer wieder Zerstörungen. So war zwei Tage nach Anbringen des neuen Geländers die geschälten Eichenstämme abgerissen worden.

Und Carsten Kiehne weist auf die veränderten Rahmenbedingungen hin: „Viele Bürger denken, der Bauhof tut nichts mehr. Was früher über ABM geleistet wurde, ist heute nicht mehr möglich.“ „Nach den jetzigen Richtlinien im Land kommt ein Bauhof-Mitarbeiter auf 1 000 Einwohner. Das funktioniert im ländliche Raum nicht. Mit einem solchen Personalstand ist die Arbeit nicht zu schaffen“, sagt Bianka Kachel. Da müsste es ein Umdenken geben. (mz)