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Straßenbau im Harz Warum Thalenser sechs Jahre in einer Baustelle lebten

Nach sechs Jahren Baustelle in Thale: Jäger-, Heimburg- und Gebirgsstraße sind nun offiziell freigeben. Warum das solange gedauert hat und welche Probleme die Anwohner hatten.

Von Kjell Sonnemann 08.06.2024, 14:14
Blick in Richtung Klubhaus über die Jägerstraße. Sie gehört zu den drei sanierten Straßen in der Oberstadt von Thale.
Blick in Richtung Klubhaus über die Jägerstraße. Sie gehört zu den drei sanierten Straßen in der Oberstadt von Thale. (Foto: Sonnemann)

Thale/MZ. - Britannien hatte eine Königin, Deutschland eine Kanzlerin, der HSV spielte in der Ersten Fußballbundesliga – und Thale hatte eine erfreuliche Haushaltslage: 2018 sei die Welt in Ordnung gewesen, sagte Stadtratsvorsitzende Cornelia Sieker (CDU). Damals starteten die Planungen für die Sanierung der Jäger-, Heimburg- und Gebirgsstraße. Das Bauen begann im Folgejahr – und zog sich bis jetzt. Sechs Jahre lebten Anwohner mit und in der Großbaustelle. Sieker: „Wer so etwas nicht mitgemacht hat, weiß nicht, was Sie hinter sich haben.“

Das Straßen-Trio in der Thalenser Oberstadt ist nun bei einem Straßenfest offiziell freigegeben worden. Bei Sonnenschein, Musik, Kuchen, Getränken und Gesprächen feierten gut 50 Anwohner und Vertreter von Verwaltung und Baufirmen. Stadt Thale, Bodetal Tourismus und das Hotel „Haus Sonneneck“ an der Heimburgstraße hatten die Party organisiert.

Bei der Cornelia Sieker die zurückliegenden Jahre zusammenfasste. 2019 legte zunächst der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Ostharz (ZVO) los. Damit die Straßen nicht zweimal aufgerissen werden müssen, stiegt die Stadt mit ein und wollte sie sanieren lassen. Dann, 2020, ging es jedoch mit Corona los – „Straßenbau lässt sich im Homeoffice nicht gut machen“. Es folgte der Ukrainekrieg, Preise kletterten in die Höhe. Zudem brachen Lieferketten ein, weswegen die verbauten Granitborde neun statt drei Monate auf sich warten ließen. Es kam es immer wieder zu Verzögerungen.

Nach sechs Jahren Sanierung: Mit dem Zerschneiden eines Absperrbands sind die drei Straßen in der Oberstadt offiziell freigegen.
Nach sechs Jahren Sanierung: Mit dem Zerschneiden eines Absperrbands sind die drei Straßen in der Oberstadt offiziell freigegen.
(Foto: Sonnemann)

Der ZVO hat jeweils 590 Meter Trinkwasserleitung und Schmutzwasserkanäle samt Hausanschlüsse verlegt. Hinzu kommen 460 Meter Regenwasserkanal. Er investierte 1,5 Millionen Euro, davon waren 218.000 Euro Fördermittel. Die Stadt Thale gibt etwa 2,2 Millionen Euro für Straßenbelag, Fußwege und Stellplätze aus.

Das Ergebnis sei „sehr gut“, fand „Sonneneck“-Inhaberin Jacqueline Brückner. Vor allem die früheren Fußwege – eigentlich eher Trampelpfade – seien Stolperfallen gewesen. Im Sommer so staubig, dass bald täglich die Fenster des Hotels geputzt werden mussten, und bei Regen stand vieles unter Wasser. Stammgäste, die die alte Situation kannten, seien von den fertigen Straßen begeistert. Manche auch davon, dass es ein Eröffnungsfest gab: Sie machten Fotos, die sie dem Bürgermeister ihres Heimatorts zeigen wollen.

Nichtsdestotrotz waren die Jahre mit der Baustelle schwierig. Brückner berichtete von Problemen bei der Anreise der Gäste und beim Reinbringen des Einkaufs. Sie wolle sich bei den Arbeitern von RST Thale bedanken, die zuvorkommend gewesen seien.

Die kleine Feier kommt in Gang.
Die kleine Feier kommt in Gang.
(Foto: Sonnemann)

Die Bauarbeiten hat eine Anwohnerin der Gebirgsstraße mit Spannung beobachtet: „Ich habe aufgepasst und weiß jetzt, wie das geht“, sagte sie mit einem Schmunzeln. Respekt habe sie vor der schweren Arbeit, wenn die Männer etwa Atemmasken beim Fräsen trugen. Geärgert hat sich die Thalenserin allerdings, dass sie über eine so große Zeitspanne ihr Auto nicht abstellen konnte. Doch jetzt ist sie froh, dass der frühere Zustand – Huckelpisten, riesige Schlaglöcher, Wassermassen – nun vorüber ist.

Für die Geduld der Anwohner bedankte sich Verwaltungschef Maik Zedschack (CDU). „Mit dem ein oder anderen habe ich rege Diskussionen geführt – auf dem Rathausflur, im Bürgermeisterbüro, hier auf Kreuzung, am Gartenzaun.“ Nach sechs Jahre ist das Projekt jetzt abgeschlossen.