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Vom Schild zum Schmuck

Von KERSTIN BEIER 15.01.2010, 15:38

BAD SUDERODE/MZ. - Katharina Büttner war Anfang 30, als ihr ihre Arbeit als Lehrausbilderin beim damaligen VEB Harzer Schmuck zu wenig kreativen Freiraum bot. Sie beschloss, sich selbständig zu machen, mietete in der Schmalen Straße kleine Räume und gründete ihre Existenz zunächst auf Hausnummern und Türschilder. Die Nachfrage war enorm, erinnert sich die Schmuckgürtlermeisterin an den Riesenerfolg einer Anzeige in der "Wochenpost". Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin habe sie über ein Jahr gebraucht, um die Bestellungen abzuarbeiten. "Aus den Abfällen begann ich, Anhänger zu gestalten. Und so bin ich langsam wieder in den Schmuckbereich reingerutscht", konnte sie schon bald nicht mehr von ihrer Leidenschaft lassen.

Nach der Wende brachen schlechtere Zeiten an, der Markt wurde überschwemmt mit Modeschmuck und Katharina Büttner begann, ihre Kreationen auf Märkten direkt zu vermarkten und fand einige Händler, die ihre Arbeiten verkauften. 1994 stieß ihr Mann, Goldschmiedemeister und mit einem Händchen fürs Geschäftliche, dazu und baute einen eigenen Vertrieb auf. Von der Ostsee bis zum Vogtland war er in seinem Opel Corsa unterwegs. "Wir produzieren erst und verkaufen dann, gehen quasi in Vorleistung und verführen unsere Kunden mit unseren Kreationen", zeigt er auf einen riesigen Musterkoffer, prall gefüllt mit Schmuckstücken aus Silber, besetzt mit unterschiedlichsten Steinen vom strahlend blauen Lapislazuli bis zum violetten Amethyst, mit Korallen, Ammoniten und vielem mehr. Eine Erfindung seiner Frau, nämlich Schmuck aus Kork, beschert der Firma ein einzigartiges Produkt, das nur in Bad Suderode hergestellt wird. Immer auf der Suche nach neuen Ideen, stieß Katharina Büttner nach Renovierungsarbeiten auf Reste von Kork-Verlegeplatten. Daraus entstehen heute Broschen, Kettenanhänger und Armreifen. In der Werkstatt lagert ein Fundus von 1 028 Modellen allein für die Schmuckstücke aus Kork, die zurechtgeschnitten, über einem Holzstück in Form gebogen und in Tombak, einer Legierung aus Kupfer und Zink, eingepasst werden. Der Kork wird in unterschiedlichen Farben eingefärbt, lackiert und geklebt, das Metall in Oxydbeize geschwärzt. Die Modelle sollen modisch, dabei zeitlos sein, so das Credo.

Die Firma ist 1986 in die Grünstraße umgezogen, die Werkstatt ist erweitert worden, mit dem Zuwachs an Arbeit und Aufträgen wuchs auch die Zahl der Mitarbeiter ständig. Acht Lehrlinge sind seit 1995 im Betrieb ausgebildet worden, die Gesellenstücke der jungen Leute hängen als Fotos in der Firma, das gemeinsame Mittagessen gehört zu jedem Werktag dazu. Die Firmeninhaber bemühen sich um ein gutes Betriebsklima, "denn machen Sie mal was Schönes, wenn Sie missmutig dasitzen", umreißt der 70-jährige Erhard Büttner die Firmenphilosophie. Seit 2002 gehört auch die Himmelsscheibe von Nebra in Form von Ketten, Ringen, Ohrringen, Broschen und Krawattennadeln zur Produktpalette. "Die Himmelsscheibe ist für uns zu einer festen Größe geworden", meint Katharina Büttner.

In Riesen-Stückzahlen zu produzieren, das sei nicht das Ziel, erklärt ihr Mann, "so, wie es jetzt ist, bleiben wir individuell." Reich könne man in dem Geschäft nicht werden, "aber wenn man dazu beitragen kann, 19 Familien mit zu versorgen, dann ist das auch eine Erfüllung", sagt Erhard Büttner.