Freifunk Verein Freifunk Harz: Helmut Wenzel möchte offenes Wlan in Orten im Landkreis Harz ausbauen

Quedlinburg - Helmut Wenzel ist mit Computern aufgewachsen. „Mein Bruder, der sechs Jahre älter ist als ich, hatte einen Atari und einen Amiga.“ Sein erster eigener Computer war ein 386er PC ohne Windows. 1992 hatte er den alten PC des Bruders bekommen.
Heute kümmert sich Helmut Wenzel als IT-Fachmann im Quedlinburger Rathaus hauptberuflich um das Computersystem der Stadtverwaltung. Und seit ein paar Tagen ist der 35-jährige Quedlinburger nebenbei auch neuer Vorsitzender des Vereins Freifunk Harz.
Bürger stellen ungenutzte Internetbandbreite per WLAN zur Verfügung
Wie man zum Freifunk kommt? Es ist das Interesse für Informationstechnik, sagt Helmut Wenzel. Die Idee des freien Internets, dass Bürger für Bürger ungenutzte Internetbandbreite per WLAN zur Verfügung stellen, fand er von Anfang an gut.
Als sich der Verein Freifunk Harz im Sommer 2015 in Wernigerode gründete, war Wenzel noch nicht dabei. Doch vier Wochen später stieß er dazu. Er wollte das freie Internet fördern. Heute gleicht das Dach seines alten Hauses in der Kaiserstraße ein wenig dem Funkmast auf dem Brocken – mit Richtfunkantennen ausgestattet, die in alle Himmelsrichtungen zeigen.
Auf dem Brocken würde Wenzel mit seinen rund 40 Vereinsmitgliedern auch gern einen Freifunk-Koten einrichten, aber dort haben andere das Sagen, bedauert er. Doch auch so hat der Verein genug Arbeit. Der Harz ist groß.
Verein Freifunk Harz hat inzwischen auch Mitglieder aus Aschersleben, dem Seeland und Mansfeld-Südharz
Mittlerweile haben sich auch Menschen aus Aschersleben, dem Seeland und Mansfeld-Südharz angeschlossen. Sie wollen in ihrer Heimat die Idee voranbringen und Projekte entwickeln. Freifunk-Router können im Land zu 100 Prozent gefördert werden.
So wie beim Sachsen-Anhalt-Tag in Quedlinburg, als ein starkes Netz bereitgestellt wurde. Gerade kümmert sich ein Vorstandsmitglied um Sangerhausen. 45.000 Euro können hier in die Idee investiert werden.
Als Helmut Wenzel als Kind mit den ersten Computern spielte, war an eine solche Entwicklung nicht zu denken. Er ging damals auf die Bosseschule in Quedlinburg, machte anschließend eine Fachinformatik-Ausbildung. Dann fand er keine Arbeit.
In Magdeburg besuchte er die Fachoberschule, um studieren zu können. Wenzel begann an der Fachhochschule Harz ein Studium der Wirtschaftsinformatik. Doch als er nach eineinhalb Jahren von einer interessanten Stellenausschreibung der Stadt Quedlinburg erfuhr, bewarb er sich, bekam die Stelle und brach das Direktstudium ab.
Stattdessen studierte Helmut Wenzel fünf Jahre neben dem Hauptberuf weiter, heiratete, kaufte das Haus und wurde zweimal Vater. „Die Diplomarbeit habe ich in der Elternzeit geschrieben.“
Finanzämter erkannten allen Freifunk-Vereinen die Gemeinnützigkeit ab
Einen Tiefschlag für den Verein gab es vor eineinhalb Jahren, als ihm wie allen Freifunk-Vereinen Deutschlands von den Finanzämtern die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde. Inzwischen gibt es Initiativen, damit sich das wieder ändert.
Immerhin 2.000 Nutzer können täglich gleichzeitig in dem Harzer Netz der Freifunker im Internet surfen, Mails checken und Whatsapp-Nachrichten verschicken.
Den Zeitaufwand für das Ehrenamt kann Wenzel nicht auf Anhieb beziffern. Viele Absprachen werden per Mail getätigt, einmal im Monat trifft man sich virtuell in einem Chatraum.
Reelle Treffen gibt es natürlich auch. „Beim Aufbau neuer Knoten, beim jährlichen Grillfest oder der Weihnachtsfeier“, zählt Helmut Wenzel auf. Er hofft, dass noch viele neue Knoten dazukommen. (mz)