1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Über Helden und weinende Soldaten

Über Helden und weinende Soldaten

Von Andreas Bürkner 21.12.2007, 16:37

Friedrichsbrunn/MZ. - "Allen voran stand Dr. Fritz Herrmann, ein alter Bekannter von Dieter Zehnpfund, welcher die Ausstellung dauerhaft machen wollte und deshalb die Tafeln fotografierte", so Ralf Eickermann zum Entstehungsweg. Sein Sohn Oliver Höckner, Mediengestalter in Berlin, habe das Material digital bearbeitet und als Katalog für den Druck bei der Firma Koch in Halberstadt vorbereitet.

Weggefährten des früheren Lehrers, Bürgermeisters und Landrates, unter ihnen mit Wolfram Kullik und Michael Ermrich zwei Amtsnachfolger, füllten den Saal des Dorfgemeinschaftshauses, in dem 2005, sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die gleichnamige Ausstellung stattfand. Die bei der damaligen Eröffnung entstandenen Fotos von Chris Wohlfeld zieren jetzt den Buchumschlag. "Alle Vorarbeiten und die Bereitstellung des Materials vor allem von den Friedrichsbrunnern selbst wurden kostenfrei geleistet", lobte Eickermann das große Engagement. Für den Druck ging die Familie Zehnpfund als Selbstverlag in Vorleistung, da eine Förderung wegen des lokalen Charakters nicht möglich war.

Auf 260 Seiten lassen eine Vielzahl von Fotos, Zeitungsausschnitten, Dokumenten sowie vor allem Erlebnisberichten und Zitaten das Leben in dieser schwierigen Zeit wieder aufleben. Ergänzt wird die Chronik durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Einen kleinen Eindruck zum Inhalt vermittelten zwei weitere Generationen der Familie: Enkel Maximilian, als Elfjähriger fast im gleichen Alter wie sein Großvater damals, der mit zehn Jahren das Ende des Krieges selbst erlebte, hatte seinem Opa bei der Entstehung oft über die Schulter geschaut. Zur Präsentation wählte er als sein Lieblingskapitel ein Ereignis aus den Wirren der letzten Kriegstage, als verblendete junge Burschen noch zwei der ersten in den Ort einrückenden amerikanische Soldaten festnahmen und wie Helden gefeiert wurden.

Tochter Gabriele beschrieb eine eher lustige Episode, als Kinder nach dem Beerensammeln in der englischen Zone in Richtung Allrode bei der Rückkehr in den Heimatort Ärger mit sowjetischen Posten bekamen, samt Soldat einen Verlust beweinten, aber doch noch eine Lösung fanden. Wer den Ausgang der Erlebnisse wissen möchte, kann "Friedrichsbrunn in den beiden Weltkriegen" (ISBN 978-3-00-022796-7) in verschiedenen Buchhandlungen in Quedlinburg und Thale sowie einigen Touristinformationen erwerben.

Dort gibt es auch das erste Buch von Dieter Zehnpfund, "Friedrichsbrunn - Geschichte und Geschichten" (ISBN 3-89923-003-5) aus dem Jahre 2002. "Damit haben wir in zwei Bänden die komplette Geschichte unseres Ortes bis zum Kriegsende", hob Eickermann hervor und versprach, aus den vorhandenen über achtzig Bänden der Chronik weitere Ausstellungen vorzubereiten, vielleicht auch ein Buch über die fehlende Zeit seit dem Krieg bis zur Gegenwart.