THW THW Quedlinburg: Gruppenführer Steven Faßhauer koordiniert den Einsatz von bis zu 24 Helfern

Quedlinburg - Als die ehrenamtlichen Helfer vom Technischen Hilfswerk (THW) aus dem Ortsverband Quedlinburg in Halberstadt ankamen, bot sich ihnen ein Bild der Zerstörung. Das Blaulicht von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst war schon von weitem zu sehen.
Eine schwere Gasexplosion hatte eine Doppelhaushälfte eines Wohnhauses in Schutt und Asche gelegt. Der Hauseigentümer galt als vermisst, wurde aber unter den Trümmern vermutet. Mit ihrer Spezialtechnik aus Wärmebildkameras und Horchgeräten machten sich die Helfer des THW ans Werk, um den Mann zu finden.
Suche mit Wärmebildkamera und Horchgerät
Auch Steven Faßhauer aus Hedersleben war dort Ende Februar im Einsatz. Er koordinierte als Gruppenführer Ortung sein Team aus Spezialisten, das vom Ortsverband des THW in Halberstadt zur Unterstützung angefordert wurde. „Wir konnten den Mann leider nicht mehr retten“, bedauert der 35-Jährige.
Noch schlimmer sei es aber, einen Vermissten gar nicht zu finden, sagt er. Er denkt an Inga aus Stendal. „2015 waren wir bei der Suche nach ihr dabei“, sagt der zweifache Familienvater, den das Schicksal des Mädchens noch heute nicht loslässt.
Manchmal entscheiden Minuten über ein Menschenleben
Er wirkt ruhig und ausgeglichen, vielleicht auch etwas schüchtern, als er über seine Aufgaben beim THW spricht. Doch genau diese Ruhe braucht Steven Fasshauer, wenn er auf Einsätze fährt, um vermisste Menschen zu finden. Denn dann muss er als Anführer die 24 Helfer aus seiner Fachgruppe koordinieren - auch wenn dabei Minuten über ein Menschenleben entscheiden können.
„Das ist jedes Mal eine neue Stresssituation für das ganze Team“, sagt er. „Unsere Einsätze sind ja oft mitten in der Nacht oder wenn wir gerade auf Arbeit sind oder Feierabend haben“, sagt der 35-Jährige, der keramische Wasserfilter herstellt. Müdigkeit ist für ihn dann allerdings kein Thema. „Das Adrenalin und der Stress machen mich hellwach, sobald ich zum Einsatz fahre.“
Faßhauer war bereits als Zivi beim THW
Dass der 35-Jährige mal Gruppenführer eines so großen Teams wird, hätte er mit 19 Jahren - als er während seines Zivildienstes zum THW kam - nicht gedacht. Damals fuhr er als Bergungshelfer auf seine ersten Einsätze, schätzte vom ersten Tag an die Gemeinschaft.
„Dass wir eine Einheit sind, merkt man vor allem in den schwierigen und anstrengenden Situationen“, sagt er. „Jeder unterstützt dann jeden.“ Genau das hielt ihn beim Ortsverband in Quedlinburg. Nach dem Ende seines Zivildienstes kam er zur Fachgruppe Ortung, war Kraftfahrer für die Rettungshunde und die Technik.
Nun ist Steven Faßhauer seit drei Jahren für die ganze Fachgruppe verantwortlich. Zu seinem Team gehören neben den Spezialisten für die technische Ortung auch zwölf Hundeführer mit ihren Schäferhunden, Australian Shepherds und Berner Sennenhunden.
Auf die ist Steven Faßhauer besonders stolz: „Wir sind der einzige Ortsverband in Sachsen-Anhalt mit Rettungshunden“. Die Vierbeiner werden dafür speziell vom THW ausgebildet. Das Training findet sowohl direkt beim Ortsverband, der seinen Sitz in Weddersleben hat, als auch auf zwei eigenen Bundesschulen statt.
Jeden Freitag ist Training beim Ortsverband
Trainiert wird beim Ortsverband jeden Freitag. Auf dem Gelände in der Quedlinburger Straße gibt es einen sogenannten Trümmerberg. „Der ist so aufgebaut, dass es Hohlräume mit einem eigenen Tunnelsystem gibt“, sagt Steven Faßhauer.
Bei den Übungen müssen sich die Helfer unter den Trümmern verstecken. Danach gehen die Hundeführer mit ihren Tieren darüber. „Sobald sie einen Menschen wahrnehmen, zeigen die Hunde das mit einem Bellen an“, erklärt er. „Man braucht aber ein Gefühl für seinen Hund und muss dessen Verhalten kennen“, erzählt er. Auch die Tiere sind schließlich mal unsicher.
„Die Hunde sind für uns Familienmitglieder“
Die Ortungstechnik wird dann oftmals nur noch zur Präzisierung benutzt. „Oder wenn die Hunde nicht eingesetzt werden können, zum Beispiel bei Glut. Den Tieren darf nichts passieren. Sie sind für uns Familienmitglieder“, sagt der 35-Jährige, der vor ein paar Jahren selbst noch Hundeführer war. „Nun ist mein Schäferhund aber schon 13 Jahre alt und im Ruhestand.“
(mz)
