Thale spaltet die Kurtaxe Thale spaltet die Kurtaxe: Stadt im Harz will eine saisonabhängige Tourismusabgabe

Thale - Die Stadt Thale geht bei der Kurtaxe neue Wege: Als erster Ort im Landkreis Harz wird sie ab Anfang 2019 eine nach Jahreszeit gestaffelte Tourismusabgabe erheben. Statt wie bisher ganzjährig 2,50 Euro werden dann in den Monaten April bis Oktober pro Gast und Tag drei Euro fällig, im übrigen Jahr zwei Euro. Der Stadtrat stimmte der Änderung in seiner jüngsten Sitzung bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen zu.
Die Verwaltung hat ausgerechnet, dass die Stadt dadurch künftig rund zehn Prozent mehr Geld einnehmen wird. Damit sollen die gestiegenen Kosten für touristische Angebote gedeckt werden. Der kommunale Beitrag zum Harzer Urlaubs-Ticket Hatix etwa, mit dem Besucher öffentliche Verkehrsmittel von drei Verkehrsbetrieben im Harz nutzen können, hat sich zum Jahresbeginn von 30 auf 36 Cent erhöht und wird ab 1. Januar auf 42 Cent aufgestockt.
Kurtaxe in Thale: Ticket bringt 45 Euro Rabatt
Nicht alle Stadträte halten die saisonabhängige Kurtaxe für den richtigen Weg. „Wenn wir drei Euro erheben, vergleichen wir uns mit Orten wie Bad Kissingen“, gab Klaus Peter Blumenthal (Linke) zu bedenken. In der bayerischen Kurstadt zahlen Gäste pro Tag 3,50 Euro. Das Ostseebad Zingst verlange im Sommer 2,80 Euro. Zudem bedeute eine geteilte Kurtaxe einen höheren Verwaltungsaufwand.
Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) hielt dagegen - und führte ebenfalls ein Beispiel von der Ostsee ins Feld. „Das sind die Kurkarten von Boltenhagen und Kühlungsborn“, erklärte er und hielt zwei bedruckte Zettel hoch. Damit habe man kostenlosen Zugang zur Bibliothek und zum Strand. Das Gutscheinheft „Bodetal-Ticket“, das Urlauber in Thale für die Entrichtung der Kurtaxe erhalten, hatte Balcerowski in der Sitzung nicht zur Hand. „Aber das sieht ganz anders aus“, betonte er. Gäste erhielten dadurch Rabatte von insgesamt rund 45 Euro.
Bei den Beherbergungsbetrieben in Thale kommt die gestaffelte Abgabe nicht gut an. „Welcher Gast soll verstehen, dass die ihm als Argument entgegengehaltene städtische Infrastruktur im Sommer teurer ist als im Winter?“, will Jan Müller wissen. Der Geschäftsführer des Berghotels auf der Rosstrappe berichtet, dass die Kurtaxe den Gästen schon in der bisherigen Form schwer zu vermitteln war. „Tatsächlich kann ich nicht sagen, wo das Geld aus der Kurtaxe bisher eingesetzt wurde oder werden wird. Hierzu gibt es keine Auskünfte.“
Dieselbe Meinung vertritt Uta Grünzel vom Ferienhausdorf Thale: „Prinzipiell wird nicht ausreichend kommuniziert, wofür die Gäste die Kurtaxe bezahlen.“ Arbeits- und buchungstechnisch bedeute die Unterscheidung zwischen Sommer- und Wintersaison aber keinen Mehraufwand für die Unterkunft.
Die steigenden Preise für Hatix, Personal und Veranstaltungen machen sich derweil auch in anderen Städten bemerkbar. So erhöht Wernigerode seine Kurabgabe zum 1. Januar von 2,50 Euro auf 2,80 Euro. „Saisonabhängige Staffelungen gibt es bei uns nicht, weil wir von einer ganzjährigen Saison ausgehen“, erläutert Erdmute Clemens, Geschäftsführerin der Wernigerode Tourismus GmbH. Weniger Gäste verzeichne man nur im November, ansonsten hielten sich Sommer und Winter - mit Schnee am Brocken - die Waage. „Gerade im Ortsteil Schierke ist hier im ersten Quartal natürlich Saison.“
Erfahrungen aus Mecklenburg
Optimistisch können die Thalenser die Erfahrungen stimmen, die die Stadt Krakow am See im Landkreis Rostock mit der saisonalen Kurtaxe gemacht hat. Dort hatte das Rathaus die Gebühr von ganzjährig einem Euro zum Jahresbeginn 2016 in eine Abgabe von 1,50 Euro in der Haupt- und 50 Cent in der Nebensaison umgewandelt.
Der Verwaltungsaufwand habe sich dadurch nur geringfügig vermehrt, die Einnahmen sich gleichzeitig in erhofftem Maß gesteigert, teilt Bürgermeister Wolfgang Geistert (SPD) mit. „Gäste und Vermieter haben wie immer unterschiedlich reagiert, von Verständnis bis Ablehnung“, merkt er an. (mz)