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Steinbrücke in Quedlinburg Steinbrücke in Quedlinburg: Archäologen legen Teile eines alten Überwegs frei

Von Gerd Alpermann 24.04.2013, 17:00
Archäologe Robert Brosch untersucht Teile der Steinbrücke.
Archäologe Robert Brosch untersucht Teile der Steinbrücke. Foto: Chjris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - „Rund 100 Jahre hat hier keiner ins Erdreich geschaut“, sagt Archäologe Robert Brosch. Er steht an einem etwa 2,50 Meter tiefen Loch. Unten ist der Kanal aus der Zeit um 1880 zu erkennen. Die Bagger haben bei der Marktumgestaltung das Erdreich im Bereich zwischen Steinbrücke und Blasiistraße in Quedlinburg ausgehoben. Für den Archäologen ergab sich damit die Chance, die Steinbrücke, von der die Straße ihren Namen hat, zu untersuchen. Dazu gehören die Widerlager der Brücke. Bereits 50 Zentimeter unter der Straßendecke sind Teile der alten Steinbrücke zu finden.

Bereits 1229 ist der Überweg über die Niederung eines Bodearmes dokumentiert. Die Brücke verband damals die heutige Altstadt, den Markt, mit Handelswegen in Richtung Gernrode. Etwa 100 Meter zog sich die Steinbrücke in östlicher Richtung hin. Sie besaß 20 Bögen und wurde einst, bevor ab 1840 die Stadttore Quedlinburgs geschliffen wurden, von zwei Tortürmen begrenzt. Eine Zeichnung des Malers Adolf Caspari (1864 - 1941) zeigt idealisiert die Situation, wie sie sich an der Steinbrücke im Hochmittelalter, im 13. Jahrhundert, darstellte.

„Es ist ein herausragendes Bauwerk, was davon kündet, dass wohlhabende Bürger in der Stadt lebten, die dieses Bauwerk finanzierten und damit einen wichtigen Handelsweg schufen“, erklärt Robert Brosch. Später wurde der Bodearm umgeleitet und das Gebiet zur Bebauung aufgeschüttet. Die Steinbrücke verschwand unter dem Straßenpflaster. Die Bögen wurden zu Teilen der Keller der folgenden Bebauung und sind dort heute noch sichtbar. An der Grenze zwischen Markt und Steinbrücke befand sich neben dem Tor, dem sogenannten Marientor, auf dem heutigen Grundstück Nummer 23 eine Mühle. Vor der Steinbrücke muss sich eine Auffahrt für den Überweg befunden haben. Ob davon noch etwas zu entdecken ist, kann noch nicht gesagt werden. Der Archäologe ist aber hoffnungsvoll und geht davon aus, vielleicht auch Reste des Fundaments des Marientors zu finden.

Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgte die Gründung der Quedlinburger Neustadt. Über die Brücke und eine Siedlung am heutigen Neuen Weg konnte dorthin wahrscheinlich auch außerhalb der Stadtmauern gelangt werden. Offen ist übrigens auch die Breite der historischen Steinbrücke. Robert Brosch vermutet, dass sie in etwa der heutigen Straßenbreite zwischen der Bebauung entspricht. „Schön wäre es, wenn einige Fußwegplatten aufgenommen werden könnten, um zu sehen, ob diese Vermutung stimmt“, hofft der Archäologe, der ansonsten nur dort in die Geschichte forschend eintauchen kann, wo die Bauleute in das Erdreich vordringen. Interessant ist noch, dass die Steinbrücke um das Jahr 1880 aufgeschlitzt wurde, um dort einen Kanal für die Entwässerung zu platzieren. Die Tonrohre liegen noch heute in 2,70 Meter Tiefe.

Bei der jetzigen Grabung kamen ansonsten in der Steinbrücke nur kleine Scherben verschiedener Gefäße zum Vorschein.
Bei der jetzigen Grabung kamen ansonsten in der Steinbrücke nur kleine Scherben verschiedener Gefäße zum Vorschein.
Chris Wohlfeld Lizenz