Schulbezirke Stadtverwaltung Quedlinburg informiert Stadträte: Schulbezirke sollen erhalten bleiben

Quedlinburg - „Ich bin doch enttäuscht“, sagt Andreas Damm (Grüne). Auf seinen Antrag hatte der Stadtrat Quedlinburg im Oktober vergangenen Jahres die Verwaltung beauftragt, eine Öffnung der Schulbezirke der Grundschulen „konstruktiv zu prüfen“.
Das Ergebnis, das die Verwaltung dem Stadtrat in einer Informationsvorlage zur Kenntnisnahme vorgelegt hat: Die Schulbezirke sollen erhalten bleiben. Enttäuscht, sagte Andreas Damm nun in der jüngsten Stadtratssitzung, sei er nicht über das Ergebnis. „Das hätte ich mir denken können.“ Aber er hätte sich die Prüfung „konstruktiver“ vorgestellt.
Vier Grundschulen in Quedlinburg, eine in Gernrode
In der Stadt Quedlinburg gibt es fünf Grundschulen: die Marktschule, die Neustädter Grundschule, die Grundschule „Am Heinrichsplatz“ sowie die Integrationsgrundschule „Am Kleers“ in der Kernstadt Quedlinburg und die Grundschule Gernrode.
Mit den Schulbezirken sind den Schulen Straßen zugeordnet. Schulanfänger hier wohnender Familien werden in der jeweiligen Grundschule eingeschult. Ein Öffnen der Schulbezirke würde bedeuten, dass Eltern die Schule, in der ihr Kind eingeschult werden soll, frei wählen können.
Fachbereichsleiterin verweist auf Prinzip „kurze Beine, kurze Wege“
Fachbereichsleiterin Kerstin Frommert fasste in der Stadtratssitzung noch einmal kurz zusammen, was im Kultur- und Sozialausschuss ausführlicher erläutert worden war: Mit den Schuleinzugsbereichen für Grundschulen werde das Ziel „kurze Beine, kurze Wege“ verfolgt, so dass die Kinder wohnortnah beschult werden könnten.
Die Verwaltung habe zum Thema einer Öffnung die Schulleiter befragt, das Landesschulamt beteiligt und den Stadtelternrat angehört. Daraus überwiege die Empfehlung, die Schuleinzugsbezirke nicht aufzuheben.
Andreas Damm verweist auf unterschiedliche Schul-Profile
Andreas Damm verwies darauf, dass die Grundschulen unterschiedliche Profile hätten. Eltern könnte diese Angebote aber gar nicht für eine Auswahl nutzen. Oder sie müssten einen Ausnahmeantrag stellen, „der nicht gerade erwünscht ist“, so Damm weiter.
Er sah in einem Wettbewerb der Quedlinburger Schulen eine Chance für eine breitgefächerte Schullandschaft, die derzeit aber „immer hinter Planungssicherheit zurücksteht“. Doch jeden Morgen seien die Züge voll mit Schülern, die zu Schulen fahren würden, „die den Wettbewerb gewonnen haben“, so Damm.
Hardy Seidel verweist auf Votum im Stadtelternrat
„Wir verbauen uns wirklich Chancen, wenn wir an dieser starren Regelung festhalten.“ Andere Städte ähnlicher Größenordnung würden das anders sehen und die Einzugsbezirke öffnen, um den Eltern die Möglichkeit zu geben selbst zu wählen. Er hätte sich „wirklich mehr Kreativität“ bei der Umsetzung des Prüfauftrags erhofft, erklärte Damm.
So würde eine Möglichkeit „für die weitere Entwicklung der Schullandschaft vertan“. Und man müsse sich nicht wundern, wenn künftig noch mehr Schüler Schulen in anderen Orten besuchen würden.
Hardy Seidel (CDU) verwies darauf, dass der Stadtelternrat sich für die Aufrechterhaltung der Schulbezirke ausgesprochen habe. „Hier liegt ein eindeutiges Bekenntnis des Elternrates vor“, erklärte Seidel und fügte hinzu. „Ich rate dringend, das Thema mal zu den Akten zu legen.“
Er sehe auch einen Vorteil darin, wenn beispielsweise ein sportliches Kind an einer Schule mit entsprechendem Profil lernt, sagte Lars Kollmann (FDP). Er verwies aber ebenso auf das Votum des Elternrates. „Wenn dieser sagt, wir sind einverstanden, dann akzeptiere ich das auch.“
Bernd Mühlhäusler (Bürgerforum) verwies auf das finnische Schulsystem, das immer als beispielhaft dargestellt werde. Dort werde Konkurrenz in der Qualität sogar gefördert, in dem Lernergebnisse der Schüler veröffentlicht würden. Konkurrenz zwischen Schulen von vornherein auszuschließen - „ich halte das für keinen guten Weg“.
Die Diskussion um das Öffnen von Schulbezirken sei schon vor zehn Jahren geführt worden, sagte Ulrich Thomas (CDU). „Ich war auch ein Verfechter, das freizugeben.“ Überzeugt habe ihn aber das Argument, dass es dann auch „einen wirklich fairen Wettbewerb zwischen allen“ geben sollte.
Ulrich Thomas regt regelmäßigen Kontakt zum Elternrat an
Doch jetzt sei beispielsweise die eine Schule schon besser saniert, die andere warte noch darauf. Er regte an, den Kontakt zum Stadtelternrat zu suchen und ihn „auch außerhalb solcher Beschlussvorlagen“ anzuhören.
Und im Blick zu behalten, „dafür zu sorgen, dass alle Schulen gleich ausgestattet sind“. Dann, so Thomas weiter, könne man überlegen, ob es sinnvoll sei, die Schulbezirke zu öffnen. (mz)