Stadtrat Quedlinburg Stadtrat Quedlinburg: Kauft die Stadt den Bahnhof?

Quedlinburg/MZ - Kauft die Stadt den Bahnhof? Die Fraktion des Bürgerforums brachte im Quedlinburger Stadtrat den Antrag ein, dem Oberbürgermeister einen Prüfauftrag zu erteilen. Unter Berücksichtigung aller Möglichkeiten und zusammen mit den Tochtergesellschaften der Stadt soll eine Finanzierungsmöglichkeit zum Erwerb des Bahnhofsgebäudes gefunden werden. Die Stadt könnte dann von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Es dürfe nicht alles mit dem Haushaltsloch und der Finanznot abgetan werden, hieß es. Der Bahnhof steht derzeit für 470 000 Euro zum Verkauf. Eigentümer ist die Immobiliengesellschaft Patron Capital aus Luxemburg.
Förderprogramm geschickt nutzen
Fraktionsvorsitzender Christian Amling erinnerte zur jüngsten Stadtratssitzung daran, dass „der Bahnhof seit dem Verkauf durch die Deutsche Bahn ein einziges Ärgernis ist“. „Es gibt wohl keine weitere Welterbestadt in Deutschland, die ihre mit der Bahn und Bus anreisenden Gäste und Bewohner mit einem solchen Schandfleck und ohne jeglichen Service begrüßt“, heißt es im Fraktionsantrag. Doch nun wolle der jetzige Besitzer verkaufen und damit biete sich eine Chance für die Stadt. In Aschersleben, Halberstadt und Thale sei es gelungen, unter geschickter Ausnutzung von Förderprogrammen die Bahnhöfe zu sanieren. Der Quedlinburger Bahnhof könnte zusätzlich zu Zeitungsverkauf und Bäckergeschäft zum Beispiel ein „Welterbezentrum“, ein Außenstandort der Quedlinburg-Tourismus-Marketing GmbH sowie Gastronomie, Reisebüro oder Souvenirverkauf aufnehmen. Auch öffentliche Toiletten und Schließfächer sollten sein. In ein Betreiberkonsortium müssten Partner, wie HSB, Hex, HVB, DB und andere integriert werden.
Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) erklärte, dass Einigkeit darüber herrsche, dass der Bahnhof ein Sorgenkind ist. Die Sauberkeit habe sich aber auf den Anlagen der Bahn verbessert, seitdem dort fünfmal in der Woche gereinigt werde. Es gehe um die Flächen privater Eigentümer und den Bahnhof. Die Frage stehe aber auch, ob Welterbezentrum und QTM dort richtig angesiedelt sein würden. Der Oberbürgermeister spitzte zu, wollte das aber nicht als Affront verstanden wissen: „Sollen wir eine Kuh kaufen, um ein Glas Milch trinken zu können?“ Die städtischen Gesellschaften würden durch den Kaufpreis überfordert. Das Geld würde ihnen dann genauso fehlen wie der Stadt. Eberhard Brecht betonte aber auch, dass es ein enges Zeitfenster gebe, um eine Kaufabsicht zu bekunden. Deshalb sollten nicht - wie vorgeschlagen- nicht alle, sondern nur der Bauausschuss auf einer Sondersitzung beraten, um dann zur Ratssitzung am 28. August entscheiden zu können.
"Die Zeit drängt"
Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Thomas bezeichnete den Bahnhof als Ärgernis. Sofort einen Beschluss zu fassen sei aber schwierig, es fehle an ausreichenden Informationen. Er unterbreitete den Vorschlag, dass die Verwaltung kurzfristig prüft und dann der Bauausschuss darüber berät. Vor der Stadtratssitzung könne noch der Hauptausschuss dazu beraten. Dies stellte er als Änderungsantrag vor. Es gebe Förderprogramme, die müssten aber dahingehend geprüft werden, ob damit der Bahnhof saniert werden könne.
Christian Amling gab danach an, mit den Änderungswünschen der CDU leben zu können. „Wir wollten das Thema anschieben, da die Zeit drängt“, nannte er als Grund, bereits zur konstituierenden Sitzung das Thema Bahnhofskauf aufs Tapet zu bringen. Die Fragen Wie ist das machbar? Ginge das?, müssten kurzfristig beantwortet werden. Der Bahnhof sei ein geschichtsträchtiges Bauwerk, das entsprechend erhalten werden müsste.
Bei einer Enthaltung stimmte der Stadtrat dafür, das Thema Anfang August auf einer Sondersitzung des Bauausschusses zu behandeln. Danach soll es im Stadtrat am 28.?August abschließend behandelt werden.