Stadtrat in Thale Stadtrat in Thale: Harsche Kritik am Weihnachtsmarkt

Thale - Die Kritik war harsch: Der jüngste Weihnachtsmarkt in Thale sei eher ein Lumpen- und Trödelmarkt gewesen. Zumindest meinte dies Anwohner Klaus-Dieter Dams zur Bürgerfragestunde im Stadtrat. Damit kritisierte er die vielen Bekleidungsstände, die in der Karl-Marx-Straße aufgebaut waren. Die Kritik am Weihnachtsmarkt könne zwar vom „überwiegenden Teil der Thalenser“ nicht geteilt werden, diese soll aber dem Veranstalter mitgeteilt werden, sagte Thales Ordnungsamtsleiter Philipp Zedschack auf Nachfrage der MZ.
Klaus-Dieter Dams holte zum Rundumschlag aus. Während die Anwohner von 7 bis 22 Uhr „eingesperrt waren“, hätten die Händler noch um 10.30 Uhr und nach 19 Uhr die Straße benutzen dürfen. Ironisch fügte er hinzu: „Was wieder geklappt hatte - alle verfügbaren Hydranten, Gas- und Wasserabsperrer wurden zugebaut. Von einer Rettungsgasse für Feuerwehr und Notarzt ist während der dreitägigen Veranstaltung nichts zu sehen gewesen.“ Selbst Feuerwehrzufahrten seien von den Händlern zugestellt und sogar Fußwege sowie Hauszugänge versperrt gewesen. „Es ist für die Anwohner nicht nachvollziehbar, warum die Verantwortlichen hier alle wegsehen“, sagte er. Dams nutzte die Gelegenheit, noch auf ein anderes Problem aufmerksam zu machen: den Walpurgismarkt. „Bei dieser Veranstaltung sind die Probleme gleich, nur kommt noch der Lärm durch die ständige Beschallung dazu“, wie der Rentner weiß. Hier gehe es nach seiner Ansicht nicht um die Länge der Veranstaltung, sondern um den für die Anwohner im Stadtzentrum „unerträglichen Lärm nach 22 Uhr bis in die Morgenstunden“ hinein. In 100 Meter Entfernung seien die Anwohner trotz geschlossener Türen und Fenster lauter Musik ausgesetzt gewesen. Das Problem dabei sei: In der Nähe befinde sich eine Schwerpflegestation im Bürgerzentrum. Nach seiner Ansicht gebe es für den Lärm keine Sonder- oder Ausnahmeregelung, sondern gelten die entsprechenden Bundesgesetze. Sein Vorwurf an die Stadtverantwortlichen: Eine 2007 getroffene Festlegung, den Lärm auf die gesetzlich zugelassenen Werte zu beschränken, wurde nicht eingehalten. Dams lobte dagegen, dass Lärmbeschränkungen durchaus in der Bodestadt funktionieren. So sei beim letzten Sommerfest im Friedenspark nach 22 Uhr nichts mehr zu hören gewesen.
Dass Rettungswege nicht vorhanden waren und Hydranten nicht freigehalten wurden, konnte Ordnungsamtsleiter Zedschack nicht so im Raum stehen lassen: „Die Freihaltung der Rettungswege als auch der Unterflurhydranten wurden kontrolliert.“
Eine Einschätzung, die wiederum Dams verwundert: „Wieso wurde der Absteller unter dem Großgrill nicht gesehen?“ Außerdem gehe es nicht nur um Unterflurhydranten, sondern auch um Gas- und Wasserabsteller. Dass Rettungswege vorhanden waren, bezweifelt er weiterhin - trotz der Antwort aus dem Rathaus. Was den Lärm zum Walpurgismarkt betrifft, so obliegen „Überwachung und Kontrolle von Lärmimmissionen der Zuständigkeit des Landkreises“, so Amtsleiter Zedschak. Überschreitungen seien allerdings in der Vergangenheit nicht festgestellt worden.
Eine Behauptung, die laut Anwohner Dams völlig „aus der Luft gegriffen“ sei: „Laut Umweltamt hat es keine Messungen gegeben.“ So heißt es aus der Umweltbehörde, dass Beschwerden für die Walpurgisfeiern in Thale bisher nicht vorlagen. „Ihre Beschwerde ist die erste aktenkundige im Umweltamt des Landkreises. Aus diesem Grund bestand also in der Vergangenheit kein Anlass, in die Veranstaltungspraxis der Stadt Thale regelnd einzugreifen.“
„Aufgrund von überschlägigen Prognosen und umfangreichen Messungen in anderen Innenstadtbereichen - beispielsweise in Wernigerode - bei ähnlichen Veranstaltungen kann davon ausgegangen werden, dass die für Regeltageszeit oder verlängerte Tageszeit bei seltenen und sehr seltenen Ereignissen anzunehmenden Immissionsrichtwerte von 70 Dezibel (dB) bzw. die höchstzulässige Grenze von 80 dB nicht überschritten wird“, heißt es aus dem Umweltamt.
Damit müsse nicht für jeden Veranstaltungsort und jede Veranstaltung eine tatsächliche Messung erfolgen, um von einer Einhaltung von Lärmimmissionsrichtwerten auszugehen. „Eine diesbezügliche Aussage von Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski im Schreiben an Sie vom 8. 2. 2016 ist also auch ohne Messung korrekt“, schreibt die Behörde an Dams.
Daher sehe der Landkreis erst dann Handlungsbedarf, wenn es um die Einhaltung der für die Nachtzeit heranzuziehenden Immissionsrichtwerte gehe. „Sofern Ihnen Herr Balcerowski im Schreiben vom 7. Juni 2007 geschildert hat, dass grundsätzlich ein Veranstaltungsende von 24 Uhr avisiert ist, folgt er den vom Landkreis vorgegebenen Empfehlungen“, so die Behörde. Denn letztendlich seien zeitliche Begrenzungen für Behörde, Veranstalter und Bürger die am einfachsten kontrollier- und nachvollziehbaren Auflagen. (mz)