Spezialität aus dem Harz Spezialität aus dem Harz: "Nutella für Erwachsene"

Badeborn/Wernigerode - „Die Fuhrleute im Harz brauchten was Haltbares. Leberwurst wäre bei Wärme schnell verdorben, und so nahmen sie Schinken oder die Wurst im Steintopf mit“, sagt der Wernigeröder Fleischermeister Heinz Sallier über die „Harzer Pottsuse“, die wegen ihrer langen Kochzeit auch recht lange haltbar ist.
„Und Bergleute konnten sie schnell aufs Brot streichen.“
Schweinefleisch, Speck und Gewürze - das sind die Grundzutaten der Pottsuse, die jetzt mit dem Siegel „geschützte geografische Angabe (g.g.A.)“ gekennzeichnet werden soll.
Spezialität aus dem Harz: Es kann zwei Jahre dauern
Doch bis das blaue Siegel mit dem gelben Sternenkranz auf den Gläsern zu sehen ist, können noch mindestens zwei Jahre vergehen, sagt Heinz Sallier.
Spezialität aus dem Harz: München und Brüssel sind zwei Hürden
Zunächst müsse der Antrag dem Markenamt in München vorgelegt werden, sagt der Innungsobermeister.
„Dort wird geprüft, ob sich diesen Namen nicht schon jemand hat schützen lassen.“ Danach erfolge das gleiche noch einmal in Brüssel im europaweiten Verfahren.
„Aber wir sind guter Hoffnung. Die Bezeichnung ‚Harzer Pottsuse‘ habe ich sonst noch nirgendwo gesehen“, sagt Sallier.
„Das ist wie Salzwedeler Baumkuchen, der auch nur in Salzwedel hergestellt werden darf.“ Die „Harzer Pottsuse“ soll nur im Landkreis Harz produziert werden, das hat die Schutzgemeinschaft festgelegt.
Spezialität aus dem Harz: Zutaten müssen nicht vom Zubereitungsort stammen
Allerdings lässt das g.g.A.-Siegel zu, dass die Zutaten nicht unbedingt von dort stammen müssen, wo sie verarbeitet werden - Schwarzwälder Schinken könne durchaus aus Fleisch hergestellt werden, das nicht aus der Region stammt, sondern beispielsweise aus Dänemark kommt, erklärt der Bundesverband der Verbraucherzentralen und -verbände.
Spezialität aus dem Harz: Fleisch kommt aus der Region
Bei der „Harzer Pottsuse“ soll das anders ein, sagt Sallier. „Das Fleisch, das meine Kollegen und ich dafür verwenden, kommt aus der Region“, sagt er.
Für die Wurst werde qualitativ hochwertiges Fleisch verwendet, das handwerklich verarbeitet wird. So wie in Salliers Fleischerei, die in dritter Generation betrieben wird.
„Meine beiden Großväter und mein Vater waren Fleischer. Ich bin mit der Verarbeitung von Lebensmitteln groß geworden.“
Spezialität aus dem Harz: Alte regionale Produkte erhalten
Allerdings gibt es nicht mehr viele solcher Unternehmen, und das ist auch ein Grund, warum die Harzer Fleischer eine Schutzgemeinschaft ins Leben gerufen haben.
„Wir wollen alte regionale Produkte erhalten. Aber das Sterben kleiner Firmen nimmt zu, und damit gehen auch die Rezepturen teilweise verloren“, sagt Heinz Sallier. „Wir wollen sie erhalten, so dass sie jüngere Kollegen fortführen können.“
Spezialität aus dem Harz: Familienrezept ist das Geheimnis
Nach einem traditionellem Rezept - nämlich dem seiner Mutter - wird auch bei der von Ekkehard Heilemann geführten Keunecke Feinkost GmbH in Badeborn Pottsuse zubereitet.
Ein aufwendiges Verfahren, sagt der Firmenchef, weil die Zutaten vier bis fünf Stunden kochen müssen.
Aber das Ergebnis sei lecker: „Pottsuse ist Nutella für Erwachsene“, sagt er. Sie mache süchtig.
Um den Antrag auf das Siegel mit möglichst vielen Argumenten zu bekräftigen, hat die Schutzgemeinschaft auch eine Bachelor-Arbeit eines Studenten der Hochschule Anhalt hinzugefügt, der sich mit der Geschichte der Harzer Pottsuse beschäftigt hat.
Sein Unternehmen habe auch ein Interesse daran, „dass es Fleischer gibt, die regionale Spezialitäten produzieren“, sagt Heilemann.
Die Keunecke Feinkost GmbH wolle nun der Fleischerinnung beitreten und engere Verbindungen zu deren Mitgliedern knüpfen. (mz)