Sozialkaufhaus im Landkreis Harz Sozialkaufhaus im Landkreis Harz: "Der Zulauf ist ungebrochen"

Quedlinburg - Gut erhaltene gebrauchte Haushaltsgegenstände, Möbel, Bücher, Fahrräder, Bekleidung oder Spielzeug – im Quedlinburger Sozialkaufhaus „Kreislauf Harz“ des Europa-Aktionsforums gibt es dies seit 2006 für kleines Geld. Unterstützt wird das soziale Projekt von der Kommunalen Beschäftigungsagentur (Koba) Harz.
„Der Zulauf in den zehn Jahren ist ungebrochen“, sagt Cornelia Böhne-Kanguidi, Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Europa-Aktionsforum. So habe sich beispielsweise der Umsatz von 2009 zum vergangenen Jahr knapp verdoppelt. „Dies ist nicht dadurch gekommen, dass wir die Preise angehoben haben“, sagte sie.
Es habe auch damit zu tun, dass die Arbeiterwohlfahrt ihre Möbellager in Quedlinburg und Blankenburg im vergangenen Jahr geschlossen hat. Aber auch damit, dass das Angebot an gut erhaltenen Sachspenden gestiegen ist. „Was der eine nicht mehr braucht, ist für den anderen ein wertvolles Gut“, weiß Cornelia Böhne-Kanguidi.
Das Europa-Aktionsforum wurde vor zwei Jahrzehnten gegründet. Der Verein betreibt mit Unterstützung der Koba Harz das Sozialkaufhaus, eine Kleiderkammer, eine Fahrradwerkstatt und ein interkulturelles Zentrum Am Schiffbleek 4 in Quedlinburg (Dippehof). Dazu kommt noch der Verkehrsgarten in der Gneisenaustraße. Mit dem Gebrauchtwarenhandel begann der Verein Anfang November 2006, bevor im März 2007 das erste Sozialkaufhaus der Region eröffnet wurde.
Alle Geräte werden geprüft
Das breitgefächerte Angebot an preisgünstigen Gebrauchtwaren und Einrichtungsgegenständen richtet sich an Menschen mit geringem Einkommen. Viele würden bereits zur Stammkundschaft zählen. Es könne aber auch jeder andere Bürger kommen. Eine Bescheinigung über seine Finanzlage werde nicht verlangt. Dafür sammelt der Verein Sachspenden und bereitet diese, wenn notwendig, wieder auf. „Alle technischen Geräte, die wir anbieten werden auf Funktion und Sicherheit überprüft“, betont Detlef Sturm, Leiter der Werkstatt. Defekte Möbelteile werden repariert.
Insgesamt arbeiten sechs Mitarbeiter im Sozialkaufhaus als sogenannte Ein-Euro-Jobber - in Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung. Die von der Koba geförderten Mitarbeiter sind Ansprechpartner für Kunden, organisieren die Spendensammlung und engagieren sich in der Aufarbeitung, der Präsentation und dem Verkauf der Waren. In der ebenfalls auf dem Grundstück Am Schiffbleek befindlichen Kleiderkammer versorgen sie bedürftige Menschen mit Kleidung, Schuhen oder Textilien des täglichen Bedarfs gegen ein geringes Entgelt.
„Größere Möbel holen wir auch ab“
Damit das Angebot an nützlichen Dingen auch weiterhin so vielfältig bleibt, ist der Verein Europa-Aktionsforum auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen, sagt die Vereinschefin. Gut erhaltene Bekleidung für Kinder, Frauen und Männer werden zu den Öffnungszeiten entgegengenommen.
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Gesucht werden außerdem vor allem Elektrogeräte wie E-Herde, Kühlschränke, Kühl-Gefrier-Kombinationen und Waschmaschinen, Betten, Sitzecken und Sofas mit Schlaffunktion, Anbauwände, Küchen oder einzelne Küchenmöbel. „Eben alles rund um Haushalt und Wohnen“, sagt Böhne-Kanguidi. „Größere Möbelstücke holen wir nach Vorbesichtigung auch gerne ab“, betont Werkstattleiter Sturm. Dabei werde allerdings auch nicht alles mitgenommen.
So laufen derzeit keine rustikalen Schrankwände. Diese sollten eher klein sein. Auch werde auf den guten Zustand der Möbel und die Funktionstüchtigkeit der Elektrogeräte großer Wert gelegt. „Wir sind schließlich keine Sperrmüllabfuhr“, sagt Sturm. Insgesamt schafft der vereinseigene Lkw rund 1 000 Kilometer im Monat, um Wohnungseinrichtungen und Großgeräte im Landkreis Harz von den Spendern abzuholen. „Viele Bürger gehören schon zum Spenderstamm. Sie sind froh, wenn ihre gut erhaltenen Gegenstände und Geräte noch einen guten Zweck erfüllen“, weiß die Vereinsvorsitzende.
Rabatt für Sozialpass-Inhaber
Inhabern eines Sozialpasses aus dem Landkreis Harz würden 20 Prozent Rabatt auf den schon geringen Obolus für Möbel oder Großgeräte gegeben. So gibt es beispielsweise eine 2,50 Meter lange Küche bereits ab 100 Euro, den Kühlschrank, Geschirrspüler oder die Waschmaschine ab 65 Euro. Mit einem Gutschein der Koba oder des Sozialamtes sind die Einrichtungsgegenstände kostenfrei.
Dank der weiteren Unterstützung der Koba Harz konnten die Öffnungszeiten des Sozialkaufhauses ausgeweitet werden: Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr und freitags bis 16 Uhr.
Wer mit einer Sachspende helfen möchte, erreicht den Verein unter der Telefonnummer 03946/52 68 70. Auf Wunsch werden Spendenquittungen ausgestellt. (mz)

