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Smartphones bei Fußgängern Smartphones bei Fußgängern und Radfahrern: Aktion "Finger Weg!" des Auto Club Europa soll Unfälle verhindern

Von Sabine Herforth 08.11.2017, 06:55
Mit dem Smartphone vor der Nase  und Musik im Ohr lassen sich Fußgänger immer häufiger vom Straßenverkehr ablenken.
Mit dem Smartphone vor der Nase  und Musik im Ohr lassen sich Fußgänger immer häufiger vom Straßenverkehr ablenken. dpa

Quedlinburg - Eine junge Frau schiebt - versunken in ihr Smartphone - einen Kinderwagen vor sich her. An der Ampel blickt sie kurz auf, bemerkt dabei kaum den Feierabendverkehr um sich herum und geht weiter. Diese Szenen sind es, die den Auto Club Europa (ACE) und die SPD-Fraktion des Quedlinburger Stadtrats dazu veranlasst haben, die Aktion „Finger weg! Smartphones im Straßenverkehr“ zu starten.

Denn nicht nur Autofahrer lassen sich zunehmend von ihrem mobilen Telefon ablenken. Auch Radfahrer und Fußgänger verkennen oft, wie wenig sie vom Verkehr mitbekommen, wenn sie Mitteilungen lesen oder Musik hören, anstatt auf die Straße zu achten.

Viele Fußgänger-Unfälle mit Toten in Innenstädten

„Hintergrund der Aktion ist, dass die Zahl der Unfalltoten im Straßenverkehr zwar gesunken ist - aber mit Ausnahme der Fußgänger und Radfahrer“, erklärt Frank Fleischhauer, ACE-Regionalbeauftragter Ost. Sie zählten innerorts immer häufiger zu den Todesopfern, machen mittlerweile 60 Prozent aus. Pro Jahr gebe es deutschlandweit etwa 2,4 Millionen Verkehrsunfälle, von denen zwei Drittel auf Ablenkung zurückzuführen sind - in etwa jedem dritten Fall sei dies ein Smartphone, verweist Fleischhauer auf eine Unfallstatistik.

„Wir versuchen das anhand der Zahlen nachzuweisen“, fügt er an. Dafür wurde im Feierabendverkehr am Montag eine Stunde lang im Kreuzungsbereich Harzweg/Gernröder Weg gezählt, wie viele Fußgänger die Ampel passierten und wie viele von ihnen dabei ihr Smartphone nutzten.

Es dauerte nicht lange, bis der erste Fußgänger mit Display vor der Nase über die Straße lief und den wartenden Autos nur bedingte Aufmerksamkeit schenkte. „10 bis 25 Prozent lassen sich ablenken. Sie gucken auch nicht nach links oder rechts“, so Fleischhauer. Besonders problematisch sei es zudem, wenn Verkehrsteilnehmer mit Kopfhörern unterwegs sind, sagt er. 65 Prozent der Wahrnehmung geschehe über das Gehör. Wer dann noch einen Blick aufs Smartphone werfe, „geht blind über die Straße“.

„Sie gucken auch nicht nach links oder rechts“

Die Ergebnisse der einstündigen Aktion in Quedlinburg verdeutlichen, was Fleischhauer bereits vermutete: Das Smartphone ist auch hier ständiger Begleiter.

Von 22 Männern, hatten sechs - also knapp 27 Prozent - ihr Smartphone in der Hand. Bei den Frauen waren es acht (30 Prozent) von insgesamt 27 gezählten Personen. Bei Kindern und Jugendlichen zeigte sich ein alarmierendes Bild. In der einstündigen Aktion wurden 14 Jungen gezählt, von denen sechs - also 42 Prozent - ihr mobiles Telefon in den Händen hielten. Von den 13 erfassten Mädchen ließen sich 46 Prozent ablenken.

„Wir wollen die Fußgänger sensibilisieren. In extremen Fällen greifen wir auch ein“, so Fleischhauer, der beispielsweise eine Frau davor bewahrte, vor einen herannahenden Bus zu laufen.

„Im Prinzip ist es ein Wachrütteln, gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit wird es besonders gefährlich“, fasst Andreas Steppuhn, SPD-Landtagsabgeordneter und Vorstandsmitglied des ACE-Kreisclubs Sachsen-Anhalt West die Aktion zusammen. (mz)

Eine Stunde lang zählte Fleischhauer die Fußgänger.
Eine Stunde lang zählte Fleischhauer die Fußgänger.
Herforth