Siegerin im Traumberuf
Quedlinburg/MZ. - Die junge Glasveredlerin (Glasmalerei und Kunstverglasung) hat ihre Ausbildung in der Glaswerkstatt Frank Schneemelcher in Quedlinburg absolviert.
Auf jeden Fall sollte Malen dabei sein. Das stand für Candy Ryberg, die das Abitur am Gymnasium Stephaneum in Aschersleben absolviert hatte, Restauration studieren und zuvor noch zwei Jahre praktisch arbeiten wollte, fest. "Ich habe schon immer gern gemalt", erzählt die heute 22-Jährige, die mehr als sechs Jahre lang die Malschule in Aschersleben besucht und auch ein Praktikum bei dem Braunschweiger Siebdruckkünstler Gerd Winner absolviert hat. Über die Berufsberatung beim Arbeitsamt erfuhr sie von der Möglichkeit, in Quedlinburg in der Glaswerkstatt Frank Schneemelcher den Beruf einer Glasveredlerin zu erlernen. Candy Ryberg bewarb sich, absolvierte ein einwöchiges Praktikum - und begann im Jahr 2004 die dreijährige Ausbildung als Glasveredlerin mit der Spezialisierung Glas- und Porzellanmalerei.
Dazu gehörte zum einen die Theorie in der Berufsschule, in der zum Beispiel Kunstschrift, Glaslehre, Glasmalerei-Unterricht, aber auch Deutsch und Mathematik auf dem Programm standen. Die praktische Ausbildung umfasste das Durchlaufen aller Bereiche in der Glaswerkstatt: das Auseinandernehmen von Bleiglasfenstern ebenso wie das Restaurieren, Neuverbleien oder Verkitten, listet Candy Ryberg auf. Hauptbestandteil aber sei die Malerei gewesen, bei der mit auf Wasser- oder Ölbasis angemischten Glasschmelzfarben gearbeitet werde, die dann in das Glas eingebrannt würden.
Eine gute Glasveredlerin braucht "auf jeden Fall zeichnerisches Talent, Farbenverständnis, einfach ein Auge fürs Schöne", sagt Glasmalerin Sandra Schischkowski, die Candy in der Malerei ausgebildet hat. Erste Zeichnungsübungen würden schon während des Praktikums absolviert. "Und man sieht dabei auch, ob auch schmutzigere Arbeiten in der Werkstatt mit Interesse gemacht werden. Denn es gehört eben auch dazu, Kitt in die Bleiverglasung zu bürsten und mit Sägespänen zu polieren." "Es ist eben ein Handwerk", ergänzt Katrin Schneemelcher, die im Unternehmen für den kaufmännischen Bereich verantwortlich zeichnet.
Gerade dieses Absolvieren aller Arbeitsvorgänge hat Candy Ryberg an ihrer Ausbildung besonders gefallen. "Es ist schön, wenn man sagen kann, man hat ein Bleifeld von Anfang bis Ende bearbeitet, hat die Gläser zugeschnitten, gemalt, verbleit und auch verkittet."
Ihre Ausbildung hat die 22-Jährige, die sich bei ihrem Gesellenstück für eine eher traditionelle Arbeit, eine Gestaltung des "White Star" von Alfons Mucha, entschieden hat, mit einem Notendurchschnitt von 1,7 abgeschlossen. Inzwischen arbeitet Candy Ryberg in ihrem Ausbildungsbetrieb. Hier wird sie, wie Katrin Schneemelcher sagt, auch weiter ausgebildet, um zum Beispiel die Restaurierungstechniken der einzelnen Jahrhunderte zu erlernen.
Den Gedanken an ein Studium hat Candy Ryberg vorerst auf Eis gelegt, sie kann sich eher vorstellen, eine Meisterschule zu besuchen. "Die Arbeit macht wirklich Spaß", sagte die Ascherslebenerin. Es sei ihr Traumberuf, "weil man hier jeden Tag etwas Neues erlebt, kein Auftrag wie der andere ist und man immer wieder dazu lernt. Ich habe auch Glück, was das Verhältnis zu den Arbeitskollegen angeht. Es passt wirklich alles", schwärmt die junge Frau, zu deren Hobbys Sport - und Malen gehören. "Ich male viel in der Freizeit." Porträts, Tiere und Landschaften, alles mit Bleistift. "Das ist schlicht, aber es hat was."