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Schlosstheater Ballenstedt Schlosstheater Ballenstedt: Ein Leben für das Theater

Von petra korn 15.02.2013, 17:49
Nach über 60 Jahren am Schlosstheater wurde Ursula Preuß (r.) verabschiedet. Bettina Fügemann und Bühnenmeister Uwe Severin überreichten ihr ein Bühnenmodell mit allen Mitarbeitern, das das Einlassteam des Hauses und Uwe Severin gebastelt haben.
Nach über 60 Jahren am Schlosstheater wurde Ursula Preuß (r.) verabschiedet. Bettina Fügemann und Bühnenmeister Uwe Severin überreichten ihr ein Bühnenmodell mit allen Mitarbeitern, das das Einlassteam des Hauses und Uwe Severin gebastelt haben. Chris Wohlfeld Lizenz

ballenstedt/MZ - Ursula Preuß ist für ihn untrennbar mit dem Schlosstheater Ballenstedt verbunden, sagt Bürgermeister Michael Knoppik (CDU). Er kann sich noch gar nicht vorstellen, sie nicht mehr bei jedem Besuch im Gastspielhaus am Schlossplatz zu treffen: „Es wird etwas fehlen.“ Jetzt hat Michael Knoppik Ursula Preuß, die mehr als 60 Jahre im und für das Theater gearbeitet hat, verabschiedet.

Die gebürtige Ballenstedterin erinnert sich noch gut daran, wie sie zum Theater kam: Sie arbeitete als Verkäuferin im Buchhandel, als die Städtische Bühne Quedlinburg einer Vorstellung in Ballenstedt plante. Und für eben diese Vorstellung - „das war am 16. September 1949 die Operette ,Die Blume von Hawaii’“ - sollte Ursula Preuß in der Buchhandlung Karten im Vorverkauf verkaufen. „Von diesem Zeitpunkt an habe ich für alle Veranstaltungen Karten mitverkauft“, erzählt die heute 78-Jährige. Und nicht nur das: Sie ging auch mit ins Schlosstheater und übernahm dort die Abendkasse. Und als später Anfragen aus Bernburg, Eisleben und Wittenberg kamen, ob man nicht in Ballenstedt Vorstellungen geben könnte, ließ Ursula Preuß sich die Angebote geben und erstellte Spielpläne für das Schlosstheater. „Da musste man aufpassen. Es durfte nicht alles zu eng werden. Das Staatliche Orchester aus Quedlinburg kam ja auch immer noch“, schildert sie und verweist auf die zahlreichen Sinfoniekonzerte unter Leitung von Musikdirektor Erich Kley.

Als 1978 eine Art „Stadtinformation“ gegründet wurde, übernahm Ursula Preuß diese Aufgabe. „Da war alles mit drin: Reisebüro, Bibliothek, Müllmarkenverkauf und natürlich weiter der Kartenverkauf für das Theater.“ So war sie halbtags zu Geschäftszeiten in der Stadtinformation und halbtags im Theater und hier quasi der „gute Geist“: Vom Spielplan über die Abendkasse und das Klingeln vor Vorstellungsbeginn bis zur Aufsicht während der Veranstaltungen, von Reinigungsarbeiten bis zur Abrechnung - Ursula Preuß hat alles gemacht. „Es musste eben gemacht werden“, sagt sie. Auch als sie 1991 in den Vorruhestand gehen musste, wie sie sagt, blieb sie dem Theater erhalten und war hier ehrenamtlich tätig.

Viele Künstler hat sie in all den Jahren persönlich kennengelernt. „Ich kam mit allen klar“, meint sie schmunzelnd. Wie viele Veranstaltungen sie in den mehr als 60 Jahren erlebt hat, kann Ursula Preuß nicht auf Anhieb sagen. Doch sie hat jede einzelne akribisch schriftlich festgehalten. „Man vergisst das ja sonst.“ Ihre Aufzeichnungen füllen inzwischen drei Tagebücher. „Dazu habe ich noch fast alle Programme. Das ist ein ganzer Schrank voll.“

In einem vierten Büchlein hat sie besondere Ereignisse notiert. „Zum Beispiel “, blättert sie darin, „am 21. Januar 1956 um 20.45 Uhr brannte ein Mantel im Orchester. “ Ein Musiker hatte wohl aus Versehen eine noch brennende Zigarette in den Mantel eines anderen Musikers gesteckt. „Und der war Nichtraucher“, weiß Ursula Preuß noch. Der Hausmeister brachte den Mantel nach draußen, wo das Feuer gelöscht wurde.

Das Tagebüchlein wird die Ballenstedterin nun wohl schließen. „Es hat mir Spaß gemacht“, sagt sie über die Arbeit für das und im Theater. „Aber jetzt reicht’s.“ Als Gast wird sie, die Schauspiel, Operetten, Verdi-Opern und auch moderne Stücke mag, künftig gern wieder ins Schlosstheater kommen. „Und ich helfe auch mal aus, wenn es sein muss.“