1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Sangerhäuser ein «echter Aufreißer»

Sangerhäuser ein «echter Aufreißer»

Von Peter Lindner 21.06.2006, 13:03

Sangerhausen/MZ. - Käse aus Sangerhausen gibt es nun schon seit 100 Jahren. Bis Ende der 50er Jahre, so kann man im Firmenarchiv nachlesen, wurde Sauermilchkäse produziert. Dann wurde das Sortiment auf Schnitt- und Schmelzkäse umgestellt, Produktionsbereiche erweitert, die Sauermilchkäserei eingestellt. Es wurde eine Erfolgsgeschichte unter VEB-Flagge.

Trotz Plan- und Mangelwirtschaft: Käse aus Sangerhausen gab's immer. Mit der gesellschaftlichen Wende veränderten sich auch die Produktionsverhältnisse im Käsewerk. Der Name blieb, das Management nach der Privatisierung wechselte häufig.

Seit April 2004 segelt das Sangerhäuser Käsewerk unter der ERU-Flagge. ERU Kaasfabriek B.V. im holländischen Woerden ist nun das Mutterschiff. Geschäftsführer ist Maurits G.Th. Sandberg. Der 32-Jährige gilt als ausgemachter Käsefachmann und lobt die Sangerhäuser Spezialitäten ausdrücklich. "Die Rezepturen haben wir überhaupt nicht ändern müssen", sagt der blonde Holländer. Am Outfit habe man gearbeitet, die Verpackungen "aufgepeppt". Und so zeigt Nicole Holländer stolz die neu gestalteten Verpackungen. Der Wiedererkennungseffekt für die "alten" Liebhaber der Käseköstlichkeiten bleibt freilich auch erhalten. Noch immer ziert das Käsemännchen die Verpackungen.

Inzwischen hat sich die Anzahl der Diplome und Goldenen Preise deutlich erhöht. In jedem Jahr holen die 24 Mitarbeiter des Sangerhäuser Käsewerkes "so um die drei Diplome". Die gibt es für ausgezeichnete Qualität und neue Produkte. Und so langsam werden die freien Wände im Treppenhaus knapp. Das jüngste Diplom ist in kyrillischen Buchstaben geschrieben und stammt aus Kaliningrad (Königsberg). Dort nahmen die Sangerhäuser Käsemacher an der Baltic-Expo, einer Messe für Molkereiprodukte, teil. In diese Richtung soll sich offenbar auch die Exportausrichtung bewegen. Neben Holland sind Polen und Ungarn bereits stabile Exportländer. Priorität habe jedoch der Markt in Deutschland, so Sandberg. Rund 100 Tonnen Käseprodukte produzieren die Käsemacher monatlich im Durchschnitt.

Der Spruch der Käsewerke "Genuss nach Art des Hauses" knüpft gewollt an die 100-jährigen Traditionen an. Seien es nun Tuben, Gläser, Ecken, Blöcke oder Becher: der Kunde erkennt die Sangerhäuser Köstlichkeiten am Geschmack.

Und eine von vielen Innovation ist zu vermelden - jetzt gibt es auch an Produkten des Käsewerkes Abrissfäden. So kommt man leichter in den Genuss und der Sangerhäuser wird so zum "echten Aufreißer".