Antiquitäten im Harz Sammler bewahrt mit Silberbesteck ein Stück Ballenstedter Geschichte
Herbert Dzienkowski hebt auf, was andere wegwerfen wollen. Im Stadtmuseum Ballenstedt präsentiert er jetzt einen Teil seiner Sammlung, darunter auch Stücke, die es so kein zweites Mal gibt.

Ballenstedt/MZ. - Herbert Dzienkowski ist Sammler aus Leidenschaft. Er trägt zusammen, was alt, geschichtsträchtig, besonders ist und das etwas mit seiner Heimatstadt Ballenstedt zu tun hat. Im Stadtmuseum zeigt er jetzt eine kleine Auswahl seiner umfangreichen Sammlung - Glas, Porzellan, Schriften, Bilder, Werbeschilder, besondere Einzelstücke. „Ballenstedt alt eben“, sagt er.
Die mit Unterstützung des ehemaligen Museumsleiters Eberhard Nier zusammengestellte Ausstellung mit dem Titel „Sammeln - Bewahren - Erschließen“ vermittelt einen Eindruck vom Lebensgefühl früherer Generationen, als beispielsweise in Ballenstedt noch Fahrräder produziert, verschiedene Biersorten gebraut oder Kreisdirektoren zur Silberhochzeit mit Silberbesteck beschenkt wurden.
Ich kenne Sammler, die Stücke nur sammeln und in die Ecke stellen. Das ist in meinen Augen sinnlos.
Herbert Dzienkowski, Sammler aus Ballenstedt
Herbert Dzienkowski kennt die Geschichte jedes Stückes seiner Sammlung. „Das sollte man schon wissen, sonst ist man ja nicht aussagekräftig“, betont er. „Sonst hat das Ganze kein Herz. Die Seele fehlt. Ich kenne auch Sammler, die Stücke nur sammeln und in die Ecke stellen. Das ist aber in meinen Augen sinnlos. Ich muss ja wissen, worum es geht. Viele sammeln Bücher und gucken da nie rein. Ich lese jedes Buch. Ich will ja wissen, warum und weshalb. Gerade, wenn man solche alten Reiseprospekte liest, wie Ballenstedt damals in den schönsten Farben geschildert wird, allein der Wortlaut, das begeistert mich.“
Miniatur-Nachbildungen aus Papier zeigen Ballenstedter Sehenswürdigkeiten
Ganz besondere Sammlerstücke sind Miniaturausgaben markanter Gebäude aus Ballenstedt und der Umgebung, die Horst Vespermann (†) aus Papier nachgebildet hat. Er sei im Rollstuhl durch Ballenstedt gefahren, habe mit dem Daumen die Größe der Gebäude vermessen und zu Hause nachgebaut: beispielsweise das gelbe Haus, ein ehemaliges Zollhaus am Ortseingang, den Marstall unterhalb des Schlosses und die in den 1930er Jahren gebaute katholische Kirche St. Elisabeth an der Quedlinburger Straße. „Die Schnitterkirche“, erklärt Herbert Dzienkowski. „Sie wurde errichtet, weil hier viele polnische Arbeiter waren, die bei der Ernte geholfen haben. Wir hatten ja sonst keinen katholischen Glauben hier, überhaupt nicht.“
Die Stücke stammen aus der Haushaltsauflösung nach dem Tod Vespermanns und sollten eigentlich entsorgt werden. „Das kann man doch nicht wegwerfen! Da blutet mir das Herz.“ Das geht ihm mit vielen Dingen so. Historische Ansichtskarten von der Stadt zum Beispiel hat er mittlerweile in solcher Vielzahl, dass sie 14 Aktenordner füllen.
Museumsfreunde helfen bei der Neugestaltung von Ausstellungen
Seine umfangreiche Sammlung sei Stück für Stück in mehr als 18 Jahren zusammengekommen, sagt der Ballenstedter. Dass jetzt ein Bruchteil davon der Öffentlichkeit präsentiert werden kann, ist zum einen natürlich Herbert Dzienkowski als Leihgeber, zum anderen den Museumsfreunden von Ballenstedt zu verdanken: Karl-Heinz Meyer, Eberhard Nier und Ulrich Pels. Ohne ihre Unterstützung sei die Neugestaltung von Ausstellungen derzeit nicht leistbar, sagte Kulturamtsleiterin Melanie Müller zur Ausstellungseröffnung.
Das Stadtmuseum ist donnerstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.