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Rockharz 2014 Rockharz 2014: Abrocken in Gummistiefel und Crowdsurfen in den Massen

Von wolfgang schilling 13.07.2014, 12:23
Menschenmassen vor der Bühne, als Amorphis spielte.
Menschenmassen vor der Bühne, als Amorphis spielte. Wolfgang Schilling Lizenz

asmusstedt/MZ - Es ist eine Familienfeier, die da am Mittwoch Abend so langsam beginnt. Eine kleine Feier, denn die Gemeinde der Metaller ist größere Festivals gewöhnt. Und das, obwohl „Rockharz“ schon im 21. Jahr stattfindet. Was 1994 in Osterode mit einhundert Zuschauern geboren wurde, hat sich mächtig herausgemacht. Unter den Gegensteinen bei Ballenstedt steigt auch 2014 das Rockfestival für den Harz und die weitere Umgebung. Erst in Hildesheim findet mit dem Mera Luna eine vergleichbare Party statt. Während im belgischen Dessel 130 000 Rockfans erwartet werden, geht es in Asmusstedt eher gemütlich zu.

Auf dem Verkehrslandeplatz punktet man mit klaren und bewährten Strukturen: Kein unübersichtliches Megaevent, dafür ein tolles Lineup der Bands, die im Fünfminutentakt sich auf den nur wenige Meter entfernten beiden Bühnen das Mikro in die Hand geben. Eine grandiose Wall of Sound rollt über die Startbahn, so dass die Transall auf ihrem Ruheplatz von deren fetten Bässen vibriert.

Sven aus Kassel ist stolz darauf, hier bereits das siebte Mal ein unvergessliches Wochenende zu verleben und zeigt seine Eintrittsbändchen, die er wie die Freundschaftsbändchen eines Wolfgang Petry einfach drangelassen hat. Den allerdings braucht hier niemand zu fürchten. Es ist die Liebe zum Heavy Metal, die auch erneut über 10 000 Fans an den Start gehen lässt, um auf dem Flugplatz im Rausch des Sounds mal so richtig abzuheben. Für Sven stimmt hier alles: „Saugute Bands, die Organisation und die kurzen Wege. Auch der Preis ist okay.“ Wer auf Brachialkultur steht und wem nach wirklich verschärfter Rockmusik der Sinn steht, dem wird viel geboten. Und doch gilt dieses Treffen unter Metalfans wie Lea aus Konstanz betont, noch als Geheimtipp.

Wilder Osten

„Viele der Festivalführer haben es nicht auf dem Schirm; der wilde Osten ist noch etwas Besonderes“, meint sie. Und eben das ist der Grund, dass sie mit ihrer Freundin Mandy bereits zum vierten Mal angereist ist: „Trotzdem hier wohl auch über 10 000 Leute campen, fühlt man sich so, als wenn man die meisten kennt“. Schwarz dominiert die Szene und es ist in diesem Jahr auch ein Stelldichein der Gummistiefel, doch die Wetterkapriolen können echte Fans in keiner Weise beeindrucken. Auch bei gewittrigen Schauern rocken die meisten weiter ab. International agierende Bands wie die finnischen Deathmetaller von „Amorphis“ oder die auf Festivals als feste Bank geltenden Schweden von „Sabaton“ sind Leckerbissen, die auch eine weitere Anreise rechtfertigen.

Und so erreichte das Festival bereits am Donnerstag Abend mit den unwahrscheinlich rasant und hochenergetischen „Sabaton“ und deren Pyroshow einen ersten Höhepunkt. Nicht umsonst werden die Nordländer bereits als die heimlichen Erben von Motörhead gehandelt. Fast zum Anheizer für diese Band geriet „Salatio Mortis“, Mittelalterrockband, die auf vielen Festivals gefeierte wird. Unvergessen bleibt ihre umgedichtete deutsche Nationalhymne mit einem ironisch gebrochenen Refrain auf die Marktwirtschaft „Wachstum, Wachstum über alles“. Chris aus Ingolstadt ist zum zweiten Mal hier und freut sich über die Location und dass man die Bands noch so hautnah erleben kann.

Ausverkauft

Mit jedem weiteren Tag besserte sich die Wetterlage. Doch egal wie, das Festival war mit den Dauerkarten erstmals auch ohne Wettervorhersage ausverkauft. Natürlich fließt viel Bier, lässt man es so richtig krachen. Nur Terz und Rangeleien sucht man hier vergeblich. Sowas gab es auf dieser Familienfeier noch nie. Die Security hat nur dort zu tun, wo die „Crowdsurfer“ sich über das Publikum tragen lassen oder wenn es um die Parkplatzeinweisung. Selbst die Polizei hat ein entspanntes Wochenende.

Der Überflieger am Samstag sind die Nonsensrüpelrocker von „Knorkator“, denen nichts zu peinlich ist und die die Massen so richtig in Schwung bringen bevor „In Extremo“ mit ihren Dudelsäcken zum Finale blasen. Ein amtlich sauberer Ton und das bei teilweise mörderischen Lautstärken braucht dann auch häufiger Gehörschutz.

Trotzdem wird man sich wiedersehen, wenn es vom 9. bis 11. Juli 2015 wieder heißt „Heavy Metal Never Die“ und die Hirsche wieder röhren beim Harzrock-Festival.

Knorkator in Aktion
Knorkator in Aktion
Wolfgang Schilling Lizenz
Alissa White Gluz von Arch Enemay
Alissa White Gluz von Arch Enemay
Wolfgang Schilling Lizenz
Crowdsurfen in der Masse
Crowdsurfen in der Masse
Wolfgang Schilling Lizenz