Rettungswesen im Harz Rettungswesen im Harz: In zwölf Minuten zum Einsatzort

Halberstadt/Quedlinburg/MZ - Der Landkreis Harz verfügt über leistungsstarke Strukturen im Bereich des Rettungswesens und über eine moderne, zukunftsorientierte Einsatzleitstelle. Dies stellte Landrat Martin Skiebe (ptl.) zum Bericht der Verwaltung vor Medienvertretern fest. „Daran wird auch derzeit nicht gerüttelt“, betonte er.
Damit stehen dem Kommunalen Eigenbetrieb Rettungsdienst Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und des Malteser-Hilfsdienstes bei Rettungseinsätzen und Krankentransporten zur Seite.
Weiße Flecken
Doch das könnte sich in fünf Jahren ändern. Denn: Seit Dezember 2013 gibt es ein neues Rettungsdienstgesetz. Danach werde jetzt überprüft, ob es weiße Flecken in der Rettungsdienstlandschaft gibt. So muss im Notfall nämlich der Rettungswagen in zwölf Minuten am Einsatzort und der Notarzt in 20 Minuten da sein.
Generell muss diese Vorgabe auch in 95 Prozent aller normalen Einsatzfälle erfüllt werden, weiß Michael Werner, Leiter des Eigenbetriebes Rettungsdienst des Landkreises Harz. „Hierbei muss aber erwähnt werden, dass auch Nebel, Schnee und Eis zu normalen Bedingungen in unserer Region gehören und Rettungshubschrauber nur am Tage bei schönem Wetter fliegen können“, gab Kai-Uwe Lohse, Leiter der Einsatzleitstelle des Landkreises, zu bedenken.
„Zunehmende touristische Ströme“
Im Ergebnis des Gutachtens zu den Eintreffzeiten kann es passieren, dass das Netz der Rettungswachen und Notarztstandorte im Harzkreis weiter verdichtet werden muss. Hintergrund sind Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung und „zunehmende touristische Ströme“ im Harz. Dies könnten neue Standorte oder die Verlegung bestehender bedeuten. Darüber müsse dann aber der Kreistag befinden.
Laut Werner gebe es dann zwei Möglichkeiten. Den kommunalen Bereich zu stärken oder die Aufgaben an Dritte zu übertragen. „Rechtlich und organisatorisch hätten wir mehr Einfluss, wenn der Rettungsdienst aus einer Hand organisiert wird“, meinte Kai-Uwe Lohse.
Mischsystem im Altkreis Halberstadt
Nach der Kreisgebietsreform 2007 wurden dem kommunalen Eigenbetrieb Rettungsdienst die Trägeraufgaben des Landes Sachsen-Anhalt für den gesamten Landkreis Harz übertragen. So hatte im Altkreis Halberstadt der Rettungsdienst traditionell ein Mischsystem. Es gab den kommunalen Rettungsdienst und eine Vergabe der Leistung an Hilfsorganisationen, wie dem DRK und ASB. Im Landkreis Quedlinburg gab es ein System, das ausschließlich durch die beiden Hilfsorganisationen getragen wurde. Im Landkreis Wernigerode wurde der Rettungsdienst zu fast 100 Prozent durch den kommunalen Eigenbetrieb getragen.
„Da im Landkreis so weiterhin Dritte mit den Aufgaben des Rettungsdienstes beauftragt sind, besteht die gesetzliche Verpflichtung, diese Leistung europaweit auszuschreiben“, beschrieb Michael Werner weiter, wie es zum Mischsystem gekommen ist. In einem mehrjährigen Verfahren, das durch juristische Auseinandersetzungen unterbrochen wurde, konnten im Sommer vergangenen Jahres die Genehmigungen für die Teilnahme am Rettungsdienst im Harzkreis an die betreffenden Hilfsorganisationen erteilt werden. Dies habe erst einmal für die nächsten fünf Jahre Bestand. „Wir haben durch das Mischsystem bestimmte Synergieeffekte“, räumte Werner ein. So gebe es Verknüpfungen im Katastrophenschutz. Die Kräfte dafür könne der Eigenbetrieb nicht allein bereitstellen.