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Restauration der Blankenburger Regensteinmühle Restauration der Blankenburger Regensteinmühle: Riese dreht sich wieder

04.06.2014, 19:24
Glücksmomente für Mühlenentdecker Lothar Tomaszewski (2. Reihe links).
Glücksmomente für Mühlenentdecker Lothar Tomaszewski (2. Reihe links). Koba Lizenz

Blankenburg/MZ - Rechtzeitig zum Deutschen Mühlentag am Montag, 9. Juni, zeigt sich die Blankenburger Regensteinmühle im neuen Glanz. Im Rahmen eines Jugendprojekts von Kommunaler Beschäftigungsagentur (Koba) Harz und VHS-Bildungswerk wurde nach der letztjährigen Restaurierung des unteren Wasserrades in diesem Jahr das obere komplett ersetzt. Auch die Wehre und Brücken wurden erneuert. Unterstützung bei diesen Aufgaben erhielten die Jugendlichen eine Woche lang von Altersgenossen aus dem französischen Belford.

„Alle Achtung, die Räder sind akkurat geworden“, lobt Lothar Tomaszewski die Arbeit der jungen Handwerker, die das obere Wasserrad an der Blankenburger Regen-steinmühle installierten. Der Bergbauingenieur hatte die mittelalterliche Anlage 1988 entdeckt und freigelegt. Die ersten Wasserräder hatte er selbst konstruiert. „Es sind Glücksmomente, wenn man sieht, wie die jungen Leute hier anpacken“, sagt er, den Tränen nah.

Im Jahr 2013 begannen im Rahmen eines von der Kommunalen Beschäftigungsagentur (Koba) Harz geförderten Jugendprojektes umfassende Instandsetzungsarbeiten im Mühlenbereich. Unter Anleitung des VHS-Bildungswerks erfolgte der Freischnitt des Geländes, die Freilegung historischer Fundamente und Grundmauern sowie die Erneuerung von Hinweistafeln, Geländern und der Brücke über den ehemaligen Wasserlauf. Die größte Herausforderung für die Jugendlichen war jedoch die Erneuerung des unteren Mühlrades.

Dabei bekamen die Projektteilnehmer im Rahmen einer interkulturellen Austauschwoche Hilfe von Jugendlichen aus dem französischen Belford, einer Partnerregion des Landkreises. Der erfolgreiche deutsch-französische Jugendaustausch geht dank zahlreicher Akteure und Sponsoren bereits ins dritte Jahr. 

Die in der Nähe des Regensteins befindliche Regensteinmühle wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut und bis ins 15. Jahrhundert hinein zur Herstellung von Grütze und Öl genutzt. In den folgenden Jahrhunderten verfiel die Anlage, das Gelände wuchs zu und wurde verschüttet. An den 1995 von Tomaszewski konstruierten Wasserrädern nagte fast 20 Jahre später erneut der Zahn der Zeit.

Praxis im Handwerk

In diesem Jahr wurde die Restaurierung fortgesetzt. Seit Dezember 2013 engagieren sich erneut Jugendliche im Rahmen einer Koba-Maßnahme auf dem Gelände. Im Frühjahr haben sie das obere Wasserrad abmontiert und in den Werkstätten des VHS-Bildungswerkes erneuert. Von der Bearbeitung der rohen Holzstämme über den Zuschnitt und bis zur Verklebung haben die jungen Männer und Frauen alle Arbeitsschritte der Rekonstruktion des Rades selbst durchgeführt. Dieses Kennenlernen verschiedener Handwerkstechniken und Werkstattbereiche ist das eigentliche Ziel des Koba-Projekts. Praktische Erfahrungen im Holzbereich und mehrmals monatliches Bewerbungstraining sollen den Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz helfen. „Bei rund 50 Prozent hat das im letzten Jahr geklappt“, sagt VHS-Projektleiter Jürgen Beck.

Beim Einbau des knapp vier Meter hohen Rades erhielten die deutschen Projektteilnehmer wie im letzten Jahr Unterstützung von französischen Altersgenossen. Koba, Landkreis, die Staatskanzlei Sachsen-Anhalts und viele Sponsoren machten diesen deutsch-französischen Jugendaustausch bereits im dritten Jahr möglich.

Helfer aus Partnerregion Belford

Eine Woche lang arbeiteten die Besucher aus der in der Partnerregion Belford ansässigen Bildungseinrichtung Epide auf der Baustelle mit. Parallel dazu entstand eine umfangreiche Dokumentation der Arbeiten. Neben den Tätigkeiten an der Regensteinmühle haben die Blankenburger ein umfassendes Rahmenprogramm organisiert. Nachmittags standen unter anderem Besuche im Kloster Michaelstein und im Blankenburger Barockgarten, eine Wanderung entlang der Teufelsmauer und eine Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge auf dem Programm. Im Juni starten die deutschen Jugendlichen zum Gegenbesuch nach Frankreich, um bei Projekten vor Ort zu helfen.

Die Stadt Blankenburg bedankte sich bei allen Beteiligten für die Bewahrung des wunderbaren touristischen Kleinods, das nicht nur zum Deutschen Mühlentag oder zum Deutschen Wandertag vom 13. bis 18. August zahlreiche Besucher begeistern soll.

Eine erste Wandergruppe des Harzklubs Bad Harzburg überzeugte sich schon während der Bauarbeiten von der Schönheit der Anlage.