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Quedlinburger Wipertihof Quedlinburger Wipertihof: "Speichenflitzer" zieht um

Von Gerd alpermann 27.08.2014, 14:35
Der Wipertihof in Quedlinburg hat einen neuen Besitzer.
Der Wipertihof in Quedlinburg hat einen neuen Besitzer. Chris wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Die Werkstätten für Denkmalpflege haben sich jetzt endgültig von ihrem ehemaligen Sitz in der Wipertistraße 1a verabschiedet.

Mit dem Wipertihof werden sich die neuen Besitzer unter anderem am Tag des offenen Denkmals und am Advent in den Höfen beteiligen. Am Vortag des Denkmaltages, am Sonnabend, 13. September, findet die Abschlussveranstaltung der 3. Quedlinburger Landpartie, ein nostalgischer Fahrradausflug, im Wipertihof statt. Am Tag des offenen Denkmals selbst planen die Betreiberinnen des Cafés „Wirbelwind“ eine Baustellenparty, bevor sie am 3. Oktober offiziell mit ihrem auf Landesebene ausgezeichneten Projekt an den Start gehen 

Neue Besitzerin ist Anke Wachsmuth, Inhaberin des Modehauses Martha Schmalz in der Altetopfstraße. Mit dem Kauf des Areals unterhalb des Quedlinburger Schlossbergs, auf dem mehrere Gebäude stehen, erhält das Fahrradhaus „Speichenflitzer“ die notwendigen größeren Räumlichkeiten. „In der Weberstraße 2 war einfach zu wenig Platz“, nennt Anke Wachsmuth den Grund für den Erwerb: „Wir waren schon länger auf der Suche nach einem geeigneten Objekt. Dann hörte ich zufällig, dass der Wipertihof zum Verkauf steht, und so haben wir uns darum bemüht. Wir danken allen, die uns beim Erwerb des Grundstücks geholfen haben.“

Zu kleine Räumlichkeiten

Das Fahrradhaus „Speichenflitzer“ betreibt ihr Sohn Gunther Wachsmuth (32). Er hat es vor zwei Jahren übernommen und bietet als Zweiradmechanikermeister Neu-, Elektro- und Gebrauchträder an. Zugleich werden Reparaturen, Restaurierungen von Klassikern sowie Sonderanfertigungen von Mountainbikes und Rennrädern ausgeführt. Die Weberstraße 2 war so klein, dass ein Extra-Lager an einem anderen Ort in Quedlinburg angemietet werden musste.

Mit dem Areal des Wipertihofs verbindet die Familie Schmalz eine besondere persönliche Geschichte. Teile des Hofes waren bis 1975 ihr Eigentum. Dort sollte einstmals ein größeres Geschäft der Firma entstehen, doch durch die veränderten politischen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg kam es nicht dazu. „1975 mussten wird dann unser Eigentum zwangsweise verkaufen, da sich dort die Werkstätten für Denkmalpflege gründen sollten“, erklärt die Geschäftsfrau.

Leben auf dem Wipertihof

Nach der Wende stellte Familie Schmalz ein Rückübertragungsanspruch und wollte ihr einstiges Eigentum zurückkaufen. Doch alle Bemühungen zeitigten keinen Erfolg, obwohl auch ein Konzept zur Belebung des Wipertihofs mit Handel und Handwerk eingereicht worden war. „1991 schlossen wir mit dem Kapitel ab, da es aussichtslos war. Zu unserer Freude entstand aber so ähnlich, wie wir uns das gedacht hatten, Leben auf dem Wipertihof. Das hat uns versöhnt.“

Für den „Speichenflitzer“ wird die ehemalige Werkstatt hergerichtet. Sie soll voraussichtlich im Oktober geöffnet werden. Bis dahin wird Gunther Wachsmuth sein Fahrradhaus weiter in der Weberstraße betreiben. Auf dem als Kunst-, Handwerker- und Veranstaltungshof etablierten Areal an der Wipertistraße haben sich schon länger verschiedene Firmen angesiedelt, die „alle gern hier bleiben können“, sagt die neue Besitzerin des 4 300 Quadratmeter umfassenden Geländes, das aus zwei Höfen besteht.

Weitere Mieter werden hinzukommen. Dazu gehört das familienorientierte Café „Wirbelwind“, die „Bar 2.0“ und eine Gaststätte mit deutscher Küche. Weitere Interessenten sind willkommen. Auch die kulturellen Veranstaltungen im Saal und auf dem Hof werden weiter gepflegt und sollen noch ausgebaut werden, so der Wunsch von Anke Wachsmuth. Es werde wieder eine Zusammenarbeit mit dem Nordharzer Städtebundtheater geben und mit dem Kulturzentrum Reichenstraße, zum Beispiel für Sommerkino, sowie mit der benachbarten Lyonel-Feininger-Galerie. Für private Feiern und Veranstaltungen kann der Saal gemietet werden.

Um allen Mietern gerecht zu werden, soll der Autoverkehr auf dem Hof reduziert werden. Die neue Eigentümerin ist sich sicher, dass diese Maßnahme im Interesse aller Gewerbetreibenden ist, die im Wipertihof handwerklich, künstlerisch, medizinisch und gastronomisch tätig sind.