Saatzucht-Tradition Quedlinburg will Saatzucht-Tradition wiederbeleben: Züchterpfad soll Touristen durch Stadt leiten

Quedlinburg - „Neben der Fachwerkarchitektur der Altstadt und der der Ottonen ist die Saatgutgeschichte das dritte Alleinstellungsmerkmal Quedlinburgs“, betont Hartmut Klein, Sprecher der Interessengemeinschaft Saatguttradition der Stadt.
Generationen von Gärtnern und Züchtern aus Quedlinburg hätten in den letzten Jahrhunderten zur züchterischen Verbesserung von Kulturarten beigetragen, sodass sich die Gegend zum größten Saatzucht- und Saatvermehrungsgebiet Europas entwickelte. „Somit gilt Quedlinburg auch als die Wiege der deutschen Pflanzenzüchtung“, sagt Klein.
„Quedlinburg gilt auch als die Wiege der deutschen Pflanzenzüchtung“
Aufgrund dieser herausragenden Bedeutung soll nun ein Züchterpfad in Quedlinburgs Innenstadt entstehen, der den Menschen sowohl die lange Historie als auch die gegenwärtige Saatzuchtindustrie in und um Quedlinburg näher bringen soll.
Kern des Projektes ist eine zentrale Informationsinsel, die auf Wunsch der IG Saatguttradition in unmittelbarer Nähe zum Wordgarten umgesetzt werden soll. Der genaue Standort der Insel ist in der Carl-Ritter-Straße, direkt gegenüber des Azurit-Seniorenzentrums geplant.
Es handele sich dort um einen vormals wirtschaftsgeschichtlich wichtigen Standort mit hoher Akzeptanz, direktem Bezug zum Thema des Züchterpfades und sehr guter Erreichbarkeit auch für anliegende Bewohner und Gäste, so Torsten Schmelz, Sachgebietsleiter Stadtentwicklung und -sanierung der Stadt Quedlinburg.
Initiator des Projekts war Rolf Bielau von der IG Saatguttradition
Schmelz war es auch, der dem Initiator des Projekts, Rolf Bielau von der IG Saatguttradition, bei der akribischen Vorbereitung der Antragstellung in den Ausschüssen unterstützt habe, so Klein.
Denn weil die geplante zentrale Informationsinsel Einfluss auf das Stadtbild haben würde, ist deren Absegnung durch die verschiedenen Ausschüsse erforderlich. Im Kultur-, Tourismus- und Sozialausschuss Anfang März ging der Antrag der IG Saatguttradition auch schon mal einstimmig durch.
Und auch Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) zeigte sich damals geradezu begeistert von der Idee und auch von den konkreten Umsetzungsplänen: „Wir wollen uns dieser langen Saatzuchttradition wieder stärker zuwenden“, sagte er. „Und wir unterstützen deshalb auch das Projekt Züchterpfad mit zentraler Informationsinsel absolut.“
Hartmut Klein lobt die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung
Allerdings ist durch die Corona-Krise auch dieses Projekt erst mal zum Stillstand gekommen. In der Woche nach dem Kultur-, Tourismus- und Sozialausschuss sollte es eigentlich auch im Bau- und Liegenschaftsausschuss zum Beschluss vorgelegt werden, der aufgrund der aktuellen Situation aber ausfiel.
„Wir verstehen natürlich, dass wir mit unserem Anliegen jetzt erst mal noch etwas Geduld haben müssen. Andere Dinge sind jetzt wichtiger“, gibt sich Klein einsichtig. Des Weiteren betont er, dass der Quedlinburger Züchterpfad auch im Saatzuchtkosmos nicht alles sei.
Dieser sei nur ein Baustein in der intensiven Arbeit der IG Saatguttradition, „wir haben dem OB gegenüber schon zum Ausdruck gebracht, dass wir uns als Interessengemeinschaft an hervorragender Stelle einbringen und auch der erste Ansprechpartner für die Stadtverwaltung sein wollen, wenn es um die Saatgutgeschichte geht“, sagt Klein selbstbewusst. Und fügt hinzu: „Die gute Zusammenarbeit, wie wir sie mit der Quedlinburg-Tourismus-Marketing GmbH schon haben, zeigt die vielen Synergieeffekte, die sich für Stadt und Vereinsarbeit daraus ergeben können.“
Der Züchterpfad durch Quedlinburg wird rund 35.000 Euro kosten
Das Gesamtprojekt Quedlinburger Züchterpfad soll etwa 35.000 Euro kosten, die dafür erforderlichen Eigenmittel von 10.000 Euro lägen laut Klein bereits vor. Unter anderen hätten dafür die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung, mit dem Julius-Kühn-Institut Quedlinburg und dem Institut für Pflanzengenetik Gatersleben als wichtigste Träger, die Quedlinburger Saatzuchtfirma Satimex und weitere Saatgutfirmen und -verbände sowie Privatpersonen gespendet.
Die restlichen 25.000 Euro sollen aus Fördermitteln bereitgestellt werden. „Jetzt hoffen wir nur noch, dass die Corona-Krise lediglich zu Verzögerungen bei der erforderlichen Beschlussfassung durch den Stadtrat führt, und nicht das Projekt insgesamt gefährdet“, sagt Klein. (mz)