Quedlinburg Quedlinburg: TSG will GutsMuths-Sporthalle betreiben

Quedlinburg/MZ - Die GutsMuths-Sporthalle ist grau, die Türen, Fenster, die Treppe und der Holzbalkon scheinen aus der Bauzeit vor 117 Jahren zu stammen. Doch gerade das macht vielleicht das gewisse Etwas der Halle aus, die von den Volleyballern der TSG GutsMuths schon fast liebevoll „Uffe-Aerde-Arena“ genannt wird.
Heimat vieler Sportler
Sie ist Heimat der Volleyballer und Schachsportler der TSG, der Boxer des Quedlinburger Boxsportvereins, der Gymnastik-Gruppe des SV Wissenschaft und auch Büro und Lager der Orientierungsläufer des SV Wissenschaft Quedlinburg. Doch während die Turnhallen der Schulen inzwischen alle saniert sind, führt die zweiälteste Turnhalle Quedlinburgs nach der Alten Kleersturnhalle modernisierungstechnisch ein Schattendasein. Damit sich das ändert, möchte die TSG GutsMuths die gleichnamige Halle gern per Betriebsführungsvertrag von der Stadt übernehmen. Bei der Jahreshauptversammlung haben sich die Mitglieder bei einigen Enthaltungen dafür ausgesprochen.
„Wir hatten 65 Unterschriften, dass wir das Projekt Turnhalle forcieren sollten“, sagt Konrad Sutor, der Vorsitzende des größten Quedlinburger Sportvereins, der bereits auf dem Sportplatz Moorberg das Kampfrichtergebäude der Leichtathleten von der Stadt übernommen und mit neuen Fenstern ausgestattet hat. Noch wird die Turnhalle übergangsweise von der Kleers-Grundschule genutzt, deren Stammsitz gerade saniert wird. Wenn die Schüler raus sind, wäre die Turnhalle keine Pflichtaufgabe der Stadt mehr.
Stadt soll zuschießen
Der Verein möchte die Halle übernehmen, wenn die Stadt 90 Prozent der bisherigen Kosten zuschießt. Ähnlich würde das beim QSV mit dem Sportplatz in der Lindenstraße oder dem Dachverein der Reichenstraße laufen, weiß Sutor. Die Stadt könnte so zehn Prozent an Kosten sparen und auch der Verein verspricht sich eine Reihe von Vorteilen.
„Wir hätten eine Art Selbstbestimmung über die Halle und könnten hier mehrere Sportarten konzentrieren“, sagt Sutor, der an die Abteilung Turnen/Gymnastik denkt, die dann auch vormittags neue Trainingszeiten für neue Gruppen anbieten könnte. Eine neue Seniorensportgruppe von Rosita Koblenz sei sofort voll gewesen, weiß Sutor, der einen verstärkten Trend zum Gesundheitssport auch bei den Männern sieht. Durch die Konzentration in der Turnstraße bräuchten die derzeit zehn Gruppen, die in der ganzen Stadt verstreut sind, nicht alle eigene Sportgeräte. Dabei ist sich Sutor auch im Klaren, dass das nicht ad hoc geht.
Auch sollen die Boxer und „Wissenschaftler“ nicht vertrieben werden, sondern die Halle weiter nutzen können, stellt er klar. Dabei könnte es durchaus zu einer Kollision mit der Idee kommen, die Geschäftsstelle des Vereins vom Neuen Weg in die Turnhalle zu verlegen. Dadurch könnte der Verein die bislang anfallende Miete sparen. Derzeit hat der SV Wissenschaft Quedlinburg aber hier seine Geschäftsstelle.
Stauraum stünde in Garagen und im Keller zur Verfügung. Die neue Blindensportart Showdown könnte ihren Tisch dauerhaft auf dem Balkon platzieren und sich den Auf- und Abbau in der Kleersturnhalle sparen.
Bauliche Verbesserungen möglich
Durch die Übernahme wären in der Turnhalle auch bauliche Verbesserungen möglich. „Vorteil ist, dass wir selbst nach Sanierungs- und Fördermöglichkeiten gucken können, wo der Stadt die Hände gebunden sind, weil sie den Eigenanteil nicht aufbringen kann.“ Schulturnhallen seien Pflichtaufgaben - aber diese Halle hier eine freiwillige Aufgabe. „Unbedingt gemacht werden müssten der Sanitärbereich und auch Malerarbeiten“, nennt Sutor die dringlichsten Dinge. Auch die noch einfach verglasten Fenster im oberen Hallenbereich wären ähnlich wie am Moorberg zu ersetzen. Damals hatte die TSG einen großen Teil von der Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg gefördert bekommen. Auch für die neuen Baumaßnahmen möchte der Verein jetzt schon über den Kreissportbund beim Landessportbund eine Förderung beantragen. Als möglichen Termin zur Übernahme kann sich Sutor den 1. Januar 2015 vorstellen. Bereits jetzt sollte ein Vorantrag auf Bauförderung für 2015 gestellt werden.
Als Nachteil führte der TSG-Chef nur einen Punkt an. „Wir stehen dann in der Verantwortung und müssen Eigenleistungen bringen.“ Doch der Zustand am Moorberg zeigt auch, dass es funktionieren kann. „Die Fenster werden geputzt und alles wird pfleglich behandelt.“ Der Verein will nach dem Votum der Mitglieder nun auf die Stadt zugehen und hofft auf ein positives Votum des Stadtrates für einen Betriebsführungsvertrag wie in der Reichenstraße und Lindenstraße. „Man muss über die Berge gehen, sonst geht der Weg nicht weiter“, sei der Konsens der Mitglieder gewesen.