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Quedlinburg Quedlinburg: Senfsorten von Macho bis Zimtzicke

Von Sigrid Dillge 02.02.2014, 20:56
Simone Seiboth (2.v.l.) stellt ihre Senf-Kreationen zur Verkostung bereit.
Simone Seiboth (2.v.l.) stellt ihre Senf-Kreationen zur Verkostung bereit. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - An diesem Tag sind es weder der Macho noch die Zimtzicke, die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Wipprator ist es, bei dem es weniger auf die Schreib- als auf die Sprechweise ankommt. Der bringt etwas in Bewegung, das den allermeisten Menschen auf dem Weg zum Genuss hilft: die Geschmacksnerven.

Der Wipprator ist ein Senf, dem lange gereiftes Bier aus einer kleinen Brauerei in Wippra zugesetzt wurde. Ein Biersenf also, doch der Name wäre zu profan. Daher machte seine Schöpferin Simone Seiboth etwas Interessanteres daraus, und betitelte ihn mit leichtem Hang zur Zweideutigkeit. Doch auch die anderen Senfsorten aus dem kleinen Handwerksbetrieb unter dem Quedlinburger Schloss haben teils sehr ungewöhnliche Namen. Macho eben, oder Zimtzicke oder Schneeköniginnensenf. Walpurgis heißt eine andere Sorte und manche Kreation ist ganz einfach Quedlinburger Mostrich.

Reise in die Welt des Geschmacks

Warum das eine Senf und das andere Mostrich heißt und wie die Gewürzköstlichkeiten entstehen, verrät Simone Seiboth gerne. Sie lässt Neugierige an der Herstellung von Senf teilhaben und nimmt sie mit auf eine Reise in die Welt der Geschmäcker. So auch im diesjährigen Harzer Kulturwinter, den der Harzer Tourismusverband bereits zum siebenten Mal präsentiert. Dabei wird ein bunter Querschnitt des vielfältigen kulturellen Jahresprogramms der Region aufgetischt. Schlösser, Museen, Theater, Handwerksbetriebe, Bergwerke und Klöster im Harz laden zu besonderen Führungen und Veranstaltungen ein.

In Quedlinburg gehört unter anderem die Senfführung dazu, jener Exkurs in die Welt der Gewürze, zu dem Simone Seiboth einlädt. Auch außerhalb dieses winterlichen Events bietet sie Führungen und Kurse an, um in die ungeheure Vielfalt der Natur zu entführen. Die Unternehmerin weiß Vieles über die Wechselwirkungen der Inhaltsstoffe von Pflanzen und versteht es, ihr Wissen unterhaltsam und mit einer Reihe von Aha-Effekten weiter zu geben. „Das Ganze war wirklich unheimlich interessant“, ist Heike Manegold begeistert. Sie ist am vergangenen Wochenende extra aus Stapelburg nach Quedlinburg gekommen, um an der Senfführung teilzunehmen.

Zutaten stammen aus der Region

Dass es eine Senffirma in der Welterbestadt gibt, hatte sie zuvor nicht gewusst. Erst das Programm des Harzer Kulturwinters hatte sie darauf aufmerksam gemacht. „Ich bin auch deshalb so neugierig, weil ich schon mal überlegt habe, selber Senf zu machen“, verrät sie. Und noch etwas begeistert sie an dem, was Simone Seiboth präsentierte: „Es ist gut, dass die meisten Zutaten für die Senfsorten aus der Region kommen. Als Verbraucher ist man da nah dran am Hersteller.“

Die Manufaktur von Simone Seiboth verwendet unter anderem nicht entöltes Senfmehl aus der Kroppenstedter Ölmühle, Salz aus Halle und Kräuter aus dem Quedlinburger Abteigarten. Anschaulich schildert die Naturköchin, wie auf kaltem Wege durch behutsames Rühren mit einem großen Holzlöffel der Senf entsteht. Wasser, Essig und als Süßungsmittel Honig gehören zu den Grundzutaten. Bei allem anderen lässt die „Senftante“ ihre Fantasie spielen. So entstehen dann der Petersiliensenf, der Ingwer-Balsamico-Senf oder eben der Wipprator.

Jung und gereift

Bei den Senfführungen können die einzelnen Sorten natürlich verkostet werden. Das Ungewöhnliche daran: Simone Seiboth präsentiert jungen und gereiften Senf. Die Teilnehmer können dann am eigenen Gaumen erfahren, wie sich das Gewürz verändert. „Die alten sind besser“, lautete das Urteil der Runde am Samstag. Die vor knapp einer Woche angerührten Senfe sind ungeheuer scharf und verstehen es noch nicht, ihre eigene Note zu präsentieren. Der Wipprator schmeckt einfach nur bitter nach Bier.

In ausgereifter Form zeigt er sich als eine wunderbare Würze mit leichtem Bieraroma. So ist er etwa ein Jahr lang haltbar, bevor der Geschmack nach und nach wieder abnimmt. Doch so lange dürfte wohl keine der Kreationen aus der Senfmanufaktur von Simone Seiboth bei den Verbrauchern ungenutzt stehen.

„Knuttenforz“ und „Pubarschknall“ gehören zu den Rennern im Laden, so auch bei Helga Helmund und Rosi Häfner (r.).
„Knuttenforz“ und „Pubarschknall“ gehören zu den Rennern im Laden, so auch bei Helga Helmund und Rosi Häfner (r.).
Chris Wohlfeld Lizenz