Quedlinburg Quedlinburg: Podium für die Verfolgten
QUEDLINBURG/MZ. - Schon vor ihrer Eröffnung sorgt die Hauptausstellung der 13. Quedlinburger ProVinz-Kunsttage für Gesprächsstoff: "Broken Brushes", was sich mit "zerbrochene Pinsel" übersetzen lässt, zeigt Druckgrafiken und Zeichnungen von Künstlern, deren Arbeiten im Deutschland des Nationalsozialismus als "entartet" galten und die verboten waren - Ernst Barlach, Paul Klee, Käthe Kollwitz, August Macke, Conrad Felixmüller, Karl Schmidt-Rottluff und viele andere. Der Galerist Gus Kopriva aus Houston / Texas hat sich für diese Künstler interessiert und eine Sammlung erstellt, die er nun in Quedlinburg präsentiert. 86 Blätter werden vom 25. September bis zum 14. November zu sehen sein, und ob dieser Fülle sind sie im Schlossmuseum und im Palais Salfeldt untergebracht.
Angebot aus Salzwedel
Dass die Ausstellung in Quedlinburg gezeigt werden kann, ist nicht zuletzt dem rührigen Salzwedeler Kulturamt zu verdanken, sagt Harriett Watts, Vorsitzende des Kulturvereins art quitilinga, der die ProVinz-Kunsttage ausrichtet. Denn in Salzwedel hatte Kopriva seine Sammlung erst im Mai dieses Jahres einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt, und die dortigen Kulturamtsmitarbeiter fanden, dass sich die Ausstellung auch für Quedlinburg eignet, hat doch die Stadt die Feininger-Galerie. Feiningers Werk galt im Dritten Reich ebenfalls als "entartet".
Die Ausstellung hat eine Reihe von Förderern gefunden, darunter die Stadt Salzwedel, die seit zehn Jahren mit Gus Kopriva zusammenarbeitet, und das Konsulat der USA in Leipzig. Harriett Watts freut sich, dass art quitilinga "Broken Brushes" in Quedlinburg zeigen kann: "Das sind alles originale Druckgrafiken in sehr hoher Qualität von Künstlern, die die Nazis versucht haben von der Bühne zu holen. Das ist allerhand, das geht zurück bis zu Max Liebermann." Gezeigt werden Arbeiten, die zwischen 1871 und 1945 entstanden. Die Ausstellung wird am Freitag, 24. September, um 19 Uhr im Schlossmuseum eröffnet. Gus Kopriva wird anwesend sein, so Harriett Watts. Bereits um 16.30 Uhr ist im Palais Salfeldt eine Vorbesichtigung der Blätter möglich, um 17 Uhr beginnt das Auftaktkonzert mit dem Violinisten Michael Grube, ein Benefizkonzert für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
Am 25. September wird in der Blasiikirche eine Gemeinschaftsausstellung Quedlinburger Künstler eröffnet. Denn auch die 13. ProVinz-Kunsttage folgen dem Credo, Kunst und Künstlerisches der Stadt und ihres Umkreises verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Anke-Dilé Wissing, Svetlana Kilian, Nicole Bolze, Goran Bonka, Jochen Müller, Matthias Ramme, Ursula Schmiedgen, Bernd Segler, Rosi Radecke, Martin Straka, Anke Straka, Roswitha Dreysse, Katrin Ruhnau und Laurel Lueders zeigen Ausschnitte ihres Schaffens in der Blasiikirche.
Offene Ateliers
Daneben öffnen Quedlinburger Künstler ihre Ateliers; so präsentiert das "Druckwerk" in der Bahnhofstraße Grafik und Siebdruck von Matthias Ramme, Katrin Ruhnau und Ursula Schmiedgen zeigen in ihren Werkstätten am Schlossberg Papierkunst bzw. Seidenmalerei, Jochen Müller und Nicole Bolze laden in den Stieg ein zu sehen, was aus Metall entstehen kann. Das Caé im Theophano zeigt Fotografien von Norbert Kaltwaßer aus Halle. Eingebettet in die ProVinz-Kunsttage sind auch zwei Ausstellungen, die bereits eröffnet wurden. So stellen sich in der Galerie 7kunst Elvira und Ekkehard Franz aus Quedlinburg mit Malerei und Holzobjekten vor, während im Kunsthoken die Quedlinburger Keramikerin Dagmar B. Leinhos und der in Schwerin lebende Architekt Gottreich Albrecht Keramik und Aquarelle unter dem Titel "Brenn-Punkte" zeigen. Wie gewohnt gibt es auch wieder geführte Rundgänge zu allen Ausstellungen. Der erste findet am 25. September statt, der zweite am 2. Oktober, Treffpunkt ist jeweils um 14.30 Uhr die Blasiikirche.