Quedlinburg Quedlinburg: Nur scheinbare Stille im Finkenhäuschen
QUEDLINBURG/MZ. - Seit die Schülergalerie im Frühjahr aus dem Finkenhäuschen in Quedlinburg ausgezogen ist, scheint sich dort nicht viel zu tun. Die Fensterläden sind dicht, das Mobiliar raus, Stille im Haus. Doch der Schein trügt, versichern Jürgen Furcht und Jürgen Lorenzen. Beide arbeiten im Verein q-Artus, der das historische Gebäude in Zukunft nutzen und hier neben dem Sitz des Vereins unter anderem ein kleines Filmmuseum einrichten will.
Nach dem Auszug der Schülergalerie haben die Vereinsmitglieder damit begonnen, den originalen Zustand im Inneren des Hauses wieder herzustellen. Vor allem in der mittleren und in der oberen Etage, die von den Vorgängern nicht genutzt wurden, war kräftig Hand anzulegen, um die Räume zu entkernen. Maroder PVC-Belag, alte Schaumstoffe, Deckenisolierung und Kunststoffplatten liegen nun sorgsam in blaue Säcke verpackt im Erdgeschoss. Im Verlauf der Arbeiten seien immer mehr Schäden offenbar geworden, zeigt Jürgen Lorenzen zum Beispiel auf Risse im Mauerwerk und auf durchfeuchtete Stellen. Manfred Jäger, Geschäftsführer der Wohnungswirtschaft (Wowi), die das Gebäude im Auftrag der Stadt verwaltet, bestätigt das. Deshalb habe man erst einmal ein Stoppzeichen gesetzt.
"Inzwischen ist klar, dass es mit einer einfachen Renovierung der Räume hier nicht getan ist", erklärt Jürgen Furcht. Jahrzehntelang sei hier vom Landkreis als Vorbesitzer - die Stadt Quedlinburg hat das Gebäude erst zum Jahresanfang erworben - nichts oder nur wenig investiert worden. Bei der Wowi sei der Verein auf Verständnis gestoßen, dass das Haus im jetzigen Zustand nicht so zu nutzen ist, wie es geplant war. Eine so genannte Modernisierungsvoruntersuchung soll Aufschluss darüber geben, welche Arbeiten notwendig sind, um das Haus funktionstüchtig zu erhalten. Dabei wird ein Architekt die Schäden analysieren und die Kosten abschätzen.
Dass die neuen Besitzer nicht glücklich darüber sind, jetzt in die Tasche greifen zu müssen, liegt auf der Hand. "Aber es ist nun mal eines der wichtigsten Häuser in der Stadt, und dass Fachwerkgebäude nicht wirtschaftlich sind, ist auch klar. Wir sind ja schon froh, wenn die Gebäude vernünftig genutzt werden", so Jäger. Der Verein hofft nun, bis Ende November Klarheit zu haben, was gemacht werden muss. "Letzten Endes müssen wir unsere Bedürfnisse auf die baulichen Gegebenheiten abstimmen", bringt es Lorenzen auf den Punkt.
Ob alle Blütenträume reifen, wissen auch die Akteure im Verein nicht zu sagen. Schön sei es, wenn auch die oberen Räume für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnten. Die Männer können sich einen Veranstaltungsraum oder eine offene Galerie vorstellen. In der unteren Etage soll Quedlinburg als Filmstadt präsentiert werden - der Verein q-Artus hat sich unter anderem mit seinem Projekt, Quedlinburg als Drehort zahlreicher Filmproduktionen in den Blick zu nehmen, Respekt und Anerkennung erworben. Die regelmäßigen Filmvorführungen, zu denen Regisseure und Schauspieler eingeladen werden, sind inzwischen fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders.
Aber q-Artus will nicht warten, bis das Finkenhäuschen so schnuckelig ist, wie es sich die Akteure wünschen. Schon zum ersten Advent soll sich der rechte Raum in der unteren Etage in ein Märchenzimmer verwandeln. Die Besucher des weihnachtlich geschmückten Finkenherds sollen auf ein von innen beleuchtetes Fenster schauen, in dem sich "Sterntaler" sowie "Hänsel und Gretel" zeigen werden. Auch im "Adventskalender", wenn sich am Schlossberg wieder jeden Tag ein neues Türchen öffnen wird, soll das Finkenhäuschen nicht fehlen.