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Quedlinburg Quedlinburg: Neue Außenhaut für Jugendstil-Kapelle

Von GERD ALPERMANN 23.09.2010, 14:34

QUEDLINBURG/MZ. - Die Fassade war bereits an vielen Stellen von einem sehr feinen Haarnetz durchzogen. Ab und an rieselte der Putz schon herab. "Deshalb hat sich das Quedlinburger Kirchspiel entschlossen, die Kapelle auf dem Marktfriedhof aufwendig sanieren zu lassen", erklärt Kirchmeister Frank Mente. Besonders an der Wetterseite hat die Außenhaut gelitten, ergänzt Restaurator Christoph Hänel, der die Arbeiten sowohl an der Friedhofskapelle als auch an der Nikolaikirche fachlich begleitet.

Seit gut drei Wochen ist die Kapelle des Friedhofs an der Ecke Weststraße / Westerhäuser Straße eingerüstet. Neuer Putz ist aufgebracht worden, ehe das Gebäude wieder einen ockerfarbenen Anstrich erhält, ähnlich dem Zustand wie zuvor. Mit der Fassadenrenovierung werden auch alle Fenster aufgearbeitet. Wo notwendig, müssen einzelne Scheiben aus Strukturglas ersetzt werden, um die Einheitlichkeit des Erscheinungsbildes wieder herzustellen. Zu den jetzt ausgeführten Arbeiten gehört zudem die Sanierung der die Mauerkronen abdeckenden Kupferbleche, die verhindern sollen, dass Regenwasser direkt die Wände der Kapelle herunter fließt und die Außenhaut langfristig schädigt. Die eigenwillige Dachkonstruktion gehört zum Gesamtbild der im Jugendstil errichteten Kapelle, die für 80 bis 90 Trauergäste Platz bietet. Erbaut wurde das Gebäude vor dem Ersten Weltkrieg auf einem Friedhof, der erst wenige Jahre zuvor, um 1900, entstanden war, als Begräbnisstellen direkt in der Stadt aufgegeben worden. Damals entstand auch der Aegidiifriedhof unweit der Hammwarte.

Die Gelder für die Renovierung der Außenhaut der Kapelle stammen vom Kirchspiel, ergänzt durch Mittel der Stadtsanierung des städtischen Sanierungsträgers Baubecon. Rund 55 000 Euro werden für die Arbeiten aufgewandt. Da das Dach der Kapelle bereits im Jahr 2004 erneuert worden war, muss dort nicht noch einmal Hand angelegt werden. Aber innen soll noch eine Renovierung stattfinden, doch dafür ist bisher die Finanzierung nicht gesichert. "Wir hoffen natürlich, im kommenden Jahr weitermachen zu können", betont Kirchmeister Mente.

Die Kapelle des Marktfriedhofs wird auch für Beerdigungen auf dem Aegidii- und Blasiifriedhof sowie auf dem katholischen Friedhof genutzt. Der direkt neben dem Marktfriedhof liegende katholische Friedhof wird bereits seit zwei Jahrzehnten vollständig durch die Friedhofsverwaltung des evangelischen Kirchspiels betreut und verwaltet. Das Areal ist aber weiter im Besitz der katholischen Gemeinde der Stadt. Insgesamt gehören dem Kirchspiel fünf Friedhöfe, neben den genannten auch der Wiperti- und der Servatii- oder Brühlfriedhof.

Der Aegidiifriedhof an der Halberstädter Straße soll auf längere Sicht aber nicht mehr für Bestattungen bereitstehen und zur Parkanlage werden. "Dazu gibt es seit längerem einen Beschluss des Gemeindekirchenrates", weiß Frank Mente. Der versteckt unterhalb des Strohberges liegende Blasiifriedhof, auf dem nur noch sehr selten Beerdigungen stattfinden, soll dagegen als "naturnahe" Begräbnisstätte erhalten bleiben. Während auf dem Marktfriedhof die meisten kirchlichen Bestattungen stattfinden, sind Wiperti- und Servatiifriedhof geschichtsträchtige Areale. Mit ihren begehbaren Grüften stellen sie eine Einmaligkeit in dieser Region dar.